Bryan nickte leicht. War schließlich auch nicht so wild, dass der andere später gekommenw ar. Zwar war es etwas blöd, doch würde Bryan deshalb keinen Aufstand machen. "Wart mal ab, bis du die anderen Räume gesehen hast. Die wunderschöne Pappdeko mit Pappmöbeln ist unglaublich!" Dass das ironisch gemeint war, konnte man sich denken. Immerhin war es nicht wirklich schön, auf einer Baustellen zu leben. Ändern ließ es sich momentan jedoch nicht wirklich. Zwar hätte Bryan in den letzten Stunden auch was auspacken können, doch hatte er keinen Bock, das alles alleine zu machen, zumal seine Mutter das sowieso lieber selber machen wollte.
Bevor die beiden noch irgendwo hingehen konnten, kam eine silber/graue, langhaarige Katze maunzend angelaufen und lief direkt zu Cole, dessen Fuß sie beschnüffelte. "Das ist Boss. Der muss dich jetzt für gut befinden, sonst darfst du nicht rein." Meinte Bryan grinsend und so konnte man sich denken, weshalb das Tier so hieß. Es dauerte einen Moment, ehe sich der Kater an die Beine des Schülers schmiegte und so immer an diesen hin und er rutschte. "Du darfst." Meinte Bryan, welcher sich selbst in Bewegung setzte und erstmal in die Küche ging. Genau genommen war es eine Essküche. Man kam durch die Tür hinein, welche auf der rechten Seite des Flures war. Im Raum war die Küche auf der linken Seite und der Esstisch, samt Stühlen, stand auf der rechten Seite. Die Küche hatten sie so übernommen und sie war sogar recht modern. Jedoch standen noch überall Kartons herum, welche teilweise schon geöffnet waren, größtenteils aber noch nicht. "Willst du was trinken oder essen?" Fragte Bryan seinen Mitschüler. Von seinem Mittagessen war noch was übrigen, doch konnte er ansonsten auch einfach ein paar Chips oder sowas hinstellen.
Zwischen Geheimnissen, Liebe und Unsicherheit
-
-
Cole musste anfangen mit Lachen bei Bryans Kommentar, sowie auch bei Boss, welcher angelaufen kam und um Cole's Beine lief, ihn beschnüffelte und sich anschließend an Cole kuschelte. Er hockte sich hin und streichelte ihn. "Der ist ja süß." Sagte er und kraulte Boss unter seinem Kinn. Sein graues Fell war richtig weich. "Da bin ich ja froh, dass ich eintreten darf." Sagte er schmunzelnd und stand wieder auf. Dann folgte er Bryan, sah sich überall um. Er versuchte Informationen über die neue Familie in dieser Stadt zu sammeln. Man würde nie wissen, wann solches Insider-Wissen von Nutzen sein würde. Generell war Cole ein sehr neugieriger Mensch. Das ist nicht immer von Vorteil.
Er nahm sich einfach einmal heraus, sich auf einen Stuhl zu setzen. "Was zu Trinken wäre nett, Wasser reicht vollkommen." Meinte er. "Und cool, dass wir das Projekt hier machen können." Fügte er noch hinzu. Er versuchte hinterrücks anzudeuten, dass sie nun immer hier sein würden, in der Hoffnung das dies okay wäre. Bei ihm Zuhause war einfach so ein Trubel und konstanter Stress. Ganz zu Schweigen davon, dass sein Dad irgendwann wieder nach Hause kommen würde. Nein, Besuch brauchten sie in ihrem Haus wirklich nicht. Deshalb war Cole dankbar, auch wenn er es nicht so sehr zum Ausdruck brachte. Er war eben kein Mensch großer Worte. Boss kam hinter den beiden in die Küche gelaufen und Cole beobachtete ihn. Er würde auch gern ein Haustier haben, doch das wäre nur noch mehr Arbeit für seine, eh schon überforderte, Mutter. Zeit und Geld spielten dabei einfach eine große Rolle und von beiden hatte sie zu wenig.
-
Boss ließ sich von dem Fremden kraulen und schmiegte sich mehr an ihn, bis Cole sich in Bewegung setzte. Der Kater dackelte den beiden einfach hinterher und sprang auf einen der Kartonstapel, von wo er alles beobachtete. Bryan nickte und holte zwei Gläser aus dem Schrank. Dieser war bisher nicht sonderlich gefüllt. Es waren gerade so viele Sachen drin, wie sie zu dritt brauchten. Er füllte die beiden Gläser mit Wasser und ging zu Cole, welchem er eines hinstellte und das andere Glas an den Platz neben ihm. "Klar, stört hier ja keinen." Dass außer ihnen niemand da war, war offensichtlich. Wären die Eltern von Bryan da, wären diese sicherlich schon aufgetaucht, um den Besuch zu begrüßen. "Ich hole mal eben meinen Laptop." Teilte er Cole mit, bevor er die Küche verließ und hinauf ging. Dort beendete er noch schnell das Spiel und schnappte sich seinen Laptop, mit welchem er wieder hinunter ging. Dabei folgten ihm nun auch die anderen beiden Katzen, welche im Obergeschoss gewesen waren und nun auch mal gucken kommen wollten.
"Pass auf, Söckchen, also die schwarze mit den weißen Pfötchen, haut dich." Warnte er Cole vor, als sie den Raum betraten. Söckchen schlug Menschen gerne, was ganz witzig war, doch wenn man nicht darauf vorbereitet war, konnte man sich ganz schön erschrecken. Ihre Krallen nutzte sie dabei nicht. Söckchen hatte kurzes Fell und war komplett schwarz, von ihren weißen Pfoten abgesehen, was auch den Namen erklärte. Die dritte Katze Drops war genauso plüschig wie Boss, hatte jedoch drei verschiedene Farben im Fell. Beige, weiß und dunkelbraun. Sie war deutlich kleiner als die anderen beiden. Ihre Vorderbeinchen waren auch ein gutes Stück kürzer als die hinteren, was zwar niedlich aussah, jedoch eine Fehlbildung und damit eine Behinderung war.
Sobald Bryan auf dem Stuhl neben Cole saß, kam Drops zu ihm und stupste sein Bein an, weshalb Bryan sie hoch nahm und auf seinen Schoß setzte, bevor er den Laptop auf klappte. "Erstmal recherchieren, oder?" Erkundigte Bryan sich, während er die Katze auf seinem Schoß kraulte. -
"Okay mach das. Und kein Problem, wird ja nicht so weh tun." Meinte er und betrachtete die Katze. Anschließend beugte er sich nach unten, um sie zu streicheln. Sie waren echt niedlich. Beim Herunterbeugen kam seine Kette hervor, welche er bisher unter seinem schwarzen Hoodie versteckt getragen hatte. Sie baumelte genau vor dem Gesicht von Bryan's Katze. Diese griff mit ihren weißen Pfötchen danach und stupste die Kette an, die deshalb noch mehr baumelte. Sie griff die Kette spielerisch an. "Hey!" Kam von Cole, welcher ziemlich amüsiert über die Situation zu sein schien. Er richtete sich schnell wieder auf und steckte seine Kette wieder unter seinen schwarzen Hoodie, auf welchem dick mit weißer Schrift "FUCK IT" in Großbuchstaben geschrieben war. Das weiß war mittlerweile eher ein grau, doch ursprünglich war die Farbe weiß. Als Bryan wieder zurück kam drehte er sich zu ihm und musterte ihn und den Laptop. Man, war das ein guter Laptop! Der musste ein Haufen Kohle gekostet haben, dachte er sich. Er hatte zwar keine Ahnung von solchen Preisen, doch sah er in Cole's Augen ziemlich teuer aus. 10 Mal schicker als sein altes Ding zumindest.
"Ja, können wir tun. Ich hatte auch gedacht das wir ein paar Fotos machen von Sternenbildern, die man hier so sehen kann. Das müssen wir jedoch nicht heute tun." Sagte er, ihn war es egal wann sie die Bilder machen würden. Doch Bilder gehörten zu einer guten Präsentation nunmal dazu und selbstgeschossene Bilder würden bestimmt Pluspunkte bringen. Die guten Noten brauchte er schließlich dringend.
Sie fingen an zu recherchieren und rutschten nebeneinander ein Stück zusammen. Cole holte sein Handy raus und fuhr dort ebenfalls mit der Recherche fort, doch die meisten Zeit schaute er mit auf Bryan's Laptop. Vier Augen sahen nunmal mehr als zwei. Während Cole sich Artikel durchlas spielte er an einem Stück seiner Kette, welche oben aus seinem Pullover raus schaute. Er schien konzentriert, doch wippte etwas mit dem Bein. Eine blöde Angewohnheit. Still sitzen konnte Cole für längere Zeit nicht. Immermal streichelte er eine Katze, die ihm um die Beine lief.
-
Bryan wunderte sich nicht wirklich über den Kleidungsstil des Anderen. Dieser wirkte schließlich nicht wie der liebe, nette Nachbarsjunge, was Bryan auch nicht schlimm fand. Dafür, dass er nicht so aussah, war Cole recht nett, wie er fand. Natürlich konnte das auch nur täuschen und irgendwann zeigte er sein wahres Gesicht, doch derzeit war alles okay.
"Guck nicht so, der ist gebraucht." Meinte Bryan, als er den Blick des Anderen sah. Sein Laptop war auch schon ein etwas älteres Modell und seine Eltern hatten ihn mal gebraucht gekauft. Das war, bevor er seinen PC bekommen hatte. Dadurch, dass er nicht mehr großartig rausgegangen war und zu zocken anfing, hatten seine Eltern ihm einen anständigen PC besorgt, wobei er sich diesen über die Jahre mehr selber zusammengebaut hatte, indem er sich immer zum Geburtstag und zu Weihnachten Teile dafür gewünscht hatte. Der Laptop war hingegen schon etwas älter und den hatten sie damals auch nur gebraucht gekauft, damit Bryan nicht mehr an den PC seines Bruders gehen, oder sich einen Laptop seiner Eltern leihen musste.
Die beiden fingen recht schnell an zu recherchieren, wozu sie etwas dichter zusammengerückt waren. Irgendwie war es ziemlich ungewohnt, einem anderen so nahe zu sein. Immerhin hatte Bryan seine halbe Pubertät keine großartige Nähe zu anderen gehabt und da er auch noch auf Kerle stand, war es doppelt komisch.
Zwischendurch schaute er immer mal zu Cole, während er sich mit diesem unterhielt und über das sprach, was sie lasen und wie sie das schreiben sollten. Sie machten sich nebenbei Stichpunkte und schrieben grob auf, was sie für Infos hineinnehmen wollten.
Irgendwann streckte Bryan sich etwas und rieb sich ein wenig das Gesicht. "Ich brauch nen Kaffee... willst du auch?" Meinte er, da es schon etwas später war und er durch das ganze recherchieren ein wenig müde war. Vorsichtig setzte er Drops auf den Boden, erhob sich und ging zur Küche, wobei Drops ihm hinterher watschelte, was ziemlich dämlich, aber auch total niedlich aussah. -
Cole streckte sich einmal und schaute auf die Uhr. Es war schön ziemlich spät geworden, doch Cole konnte nach Hause kommen wann immer er wollte, da gab es bei ihm keine Vorgaben von Seiten seiner Mutter. Sie hatte genug zu tun und Cole war schließlich alt genug. Er würde sich wahrscheinlich sowieso nicht an solche Vorgaben halten, das wusste er genauso wie seine Mom. Er brauchte seinen Freiraum und seine Unabhängigkeit. "Ja gern." Meinte er. Gegen Kaffee hatte er nichts einzuwenden. "Ich geh mal kurz raus, bin gleich wieder da." Sagte er, während Bryan ebenfalls ging um Kaffee zu holen. Ohne Abzuwarten ging Cole nach draußen vor die Tür, griff in seine Jackentasche und hole seine Zigarettenschachtel raus. Er lehnte die Tür hinter sich an, da er nicht wollte, dass diese zufällt und Bryan ihm erneut die Tür öffnen musste. Er nahm sich einen Zigarette und zündete sie an, dabei schaute er in den Himmel und nahm einen tiefen Zug. Es war schon dunkel geworden, doch die Sterne waren in dieser Nacht kaum zu sehen, da es sehr bewölkt war. Cole pustete den Rauch nach oben und checkte sein Handy. In diesem Moment bekam er einen Anruf. Genervt als er den Namen sah nahm er ab. Es war einer seiner "Kumpels" die wissen wollten, wann er denn wieder mit ihnen 'einkaufen' kommen würde.
Man hörte Cole's Stimme im Haus nur gedämpft durch die Wände. Er unterhielt sich für nur wenige Minuten mit diesem Kerl, doch er wusste, dass sie nicht locker lassen würden. Da er jedoch gerade bei Bryan zu Besuch war, wimmelte er sie an Telefon ab und legte auf. Daraufhin zog er ein weiteres Mal kräftig an seiner Zigarette und tippte nachdenklich mit dem Fuß immerwieder auf den Boden. Man, es ging schon echt lange mit diesen Typen. An manchen Tagen bereute es Cole sehr, so tief darinzustecken. Doch an anderen Tagen war er richtig froh über eine solche 'Ablenkung', wie er es bezeichnete. Da er Bryan nicht warten lassen wollte, rauchte er schnell auf, einen Zug nach dem Anderen, und ging wieder in das Haus. Es war nett von ihm, auch Cole einen Kaffee mit zu machen. Er hätte nicht erwartet, dass Bryan Kaffee trinkt. Für ihn sah Bryan mehr nach einem Schwarztee-trinker aus. Doch dafür kannte er ihn natürlich zu wenig. Wirklich sehr weit waren sie nicht gekommen mit der Präsentation, da sie sich auch über Bryans Katzen und generell Haustiere und anderen belanglosen Kram unterhielten, doch es blieb ja noch Zeit. Und diese Art von Konversation war erfrischend für Cole. Eine lockere Atmosphäre und Vorallem die Ruhe. Zuhause bei ihm hatte man keine 5 Minuten Ruhe aufgrund seiner Geschwister. Was täte Cole dafür, bald auszuziehen. Doch das würde wohl noch wenigstens ein Jahr dauern.
Als er wieder im Haus war, zog er seine Schuhe erneut aus und stellte sie an den Platz. Dann setzte er sich zu Bryan und nahm die Kaffeetasse. "Danke." Meinte er knapp aber lächelte dabei, bevor er einen Schluck trank.
-
Bryan blickte Cole kurz nach, ehe er die Kaffeemaschine an machte. Er wartete den obligatorischen Spülgang ab und zapfte anschließend zwei Kaffee. Nebenbei stellte er Milch und Zucker auf den Esstisch, da er nicht wusste, ob Cole sowas brauchte. Selber trank er seinen Kaffee meist schwarz, doch machte er sich auch gerne mal Milchkaffee oder ähnliches.
Sobald beide Tassen voll waren, schaltete er die Maschine wieder aus und brachte die Tassen zum Tisch, wo er sie abstellte. Den Laptop schob er ein wenig weg und strich sich durchs Haar. Er hörte Coles Stimme gedämpft, welcher anscheinend mit jemandem sprach. Wirklich etwas verstehen konnte Bryan nicht, wobei er auch eigentlich keiner war, der lauschte.
Während er wartete, trank er schonmal einen Schluck von seinem Kaffee. Sein Blick richtete sich zu Cole, als dieser wieder in die Küche kam und sich setzte. Leicht nickte Bryan, als sich der Andere für den Kaffee bedankte. Als sein Handy vibrierte, welches neben ihm auf dem Tisch lag, blickte er zu diesem und schaute, wer ihm geschrieben hatte. Die Nachricht kam von seiner Mutter, welche ihm mitteilte, dass sie im alten haus bleiben würden. Hatte er sich irgendwie schon gedacht, da es schon ziemlich spät war. Er schrieb ihr deshalb auch nur kurz ein 'Okay' zurück und wünschte den beiden eine gute Nacht. "Wir haben die ganze Nacht Sturmfrei." Teilte er Cole mit, während er das Handy wieder weg legte und zu seinem Mitschüler schaute. Es war nicht das erste Mal, weshalb es ihn auch nicht sonderlich störte. Immerhin war er alt genug und kam ganz gut alleine klar. -
Cole trank weiter seinen Kaffee, schüttete sich davor aber noch einen Schluck Milch hinein. Er trank seinen Kaffee zwar auch schwarz, doch mit Milch schmeckte es ihm besser. Auf Bryan's Ankündigung hin runzelte Cole die Stirn, musste dann aber grinsen. "Was hast du heute denn noch vor? Willst du die Nacht durchmachen?" Fragte er grinsend. Cole hatte schon einige Nächte durchgemacht, allein, sowie auch mit anderen. Doch noch nie, um Schulzeug zu machen. Auch in der Schulzeit ist es nicht üblich für ihn, früh ins Bett zu gehen. Er war eine richtige Nachteule und genoss das Nachtleben. Mal still, aber auch mal laut, wild und chaotisch. So facettenreich wie seine Stimmung selbst es war. Erneut nahm er einen Schluck Kaffee, bevor in die Neugier doch überkam. "Wo sind deine Eltern?" Fragte er und sah Bryan von der Seite an. Seine Kaffeetasse hatte er immernoch in seiner rechten Hand, die linke Hand stützte seinen Kopf, als er sich etwas zurücklehnte. "Also nicht dass es mich was angeht.." fügte er noch hinzu. Neugierig war er trotzdem. Ob sie wohl viel arbeiteten? Oder vielleicht waren sie in Clubs unterwegs? Wer wusste das schon. Eltern sind auch nur Menschen und nur weil sie Eltern sind, heißt es nicht, dass sie gute Eltern sind. Sein Vater war schließlich auch nicht der Vorzeigevater aus irgendeinem Magazin. Nie hatte Cole ihm etwas Kitschiges geschenkt wie eine Tasse wo "Bester Vater der Welt" draufstünde. Doch wer weiß, vielleicht würde er sich noch ändern und auf die richtige Bahn der Vaterschaft kommen. Genauso, wie Cole vielleicht eines Tages wieder auf die richtige Bahn kommen würde. Vielleicht eines Tages. Irgendwann.
-
"Vielleicht. Ich könnte die ganze Nacht zocken und morgen dann als Zombie in die Schule kommen." Kam grinsend von Bryan, welcher das nicht wirklich tun würde. Zwar könnte er, da es sowieso niemand kontrollieren konnte, doch hätte er wirklich keinen Bock darauf, schon an seinem zweiten Schultag halb tot dort aufzukreuzen und sich von den Lehrern etwas anhören zu dürfen, weil er im Unterricht weg pennte. Dann ging er lieber halbwegs zeitig schlafen.
Bryan trank erneut einen Schluck, ehe er zu Cole schaute. "In unserem alten Haus." Antwortete er ohne Umschweife. "Sie renovieren es noch, damit sie es für einen guten Preis verkaufen können und das hier dafür direkt komplett auszahlen können. Bestenfalls zumindest. Eine Firma würde viel mehr kosten, als es selber zu machen." Erklärte er noch, da sie aus einem ganz simplen Grund nicht da waren und Cole das ruhig wissen konnte. Dieser konnte auch ruhig wissen, dass sie nicht steinreich waren, sondern auch erstmal das alte Haus verkaufen mussten und das zum höchstmöglichen Preis, damit sie das neue abbezahlen konnten. Zwar waren sie nun keine armen Schlucker, doch reich waren sie nun wirklich auch nicht. "Sie fahren nach der Arbeit hin und wenns spät wird, bleiben sie halt." Setzte er noch nach. Für ihn war das in Ordnung, immerhin war er kein kleines Kind mehr und kam gut alleine klar. Es war auch ganz schön, dass seine Eltern dieses Vertrauen in ihn hatten und sich keine Sorgen machten, dass er irgendwelchen Blödsinn machen könnte. -
Cole nickte daraufhin nur. "Ja, Geld ist schon wichtig bei so nem Umzug." Stellte er fest. Selbst wenn man Möbel mitnehmen konnte aus seinem alten Haus oder seiner alten Wohnung, müssten ja auch noch andere Dinge bezahlt werden. Ein weiterer Grund, wieso ein Auszug aus dem Haus seiner Eltern erstmal nicht möglich ist und wahrscheinlich auch in einem Jahr noch nicht möglich sein würde. Er hörte Bryan zu und setzte sich dann wieder auf. Die Nacht durchzuzocken wäre bestimmt auch cool, das hätte Cole noch nie getan. Er besaß eine Switch und eine Playstation, jedoch nutzte er diese seit einigen Zeit nicht mehr. Das könnte er mal wieder machen, dachte er.
"Was zockst du so?" Fragte er und so ging das Gespräch übers Zocken los. Sie redeten über viele Spiele und Gaming-Kram. Cole konnte sich vorstellen wie cool es wäre, in einer sturmfreien Nacht einfach nur durchzuzocken und dabei entspannt Zigaretten zu rauchen und das ein oder andere Bier zu trinken. Bei dieser Vorstellung musste er schmunzeln. Anschließend machten sich beide wieder an die Arbeit, doch auch nur teilweise, da sie weitere Gesprächsthemen fanden und es immerwieder auch uns Zocken ging. So verging die Zeit und Cole sah auf die Uhr. "Ich muss langsam los. Treffen wir uns morgen wieder?" Fragte er, als er aufstand. "Dann können wir vielleicht ein paar Fotos machen, wenn es nicht wieder so bewölkt ist." Fügte er noch hinzu und streckte sich. Sein Kaffee war schon längst ausgetrunken.
-
Bryan nannte dem Anderen einige der Spiele, die er so zockte, wobei es bei ihm ziemlich bunt gefächert war. Er zockte Egoshooter, wenn auch eher selten, survival Games, viele Action-Adventure Games und einige andere Genre. Die beiden unterhielten sich noch eine Weile darüber, arbeiteten nebenbei aber auch weiter an dem Projekt, wobei sie vor allem über irgendwelche Dinge sprachen und mit der Arbeit deshalb kaum voran kamen. Wild war das nicht, schließlich hatten sie noch eine Woche Zeit, doch jedes Mal sollte es eher nicht so aussehen und Bryan hätte es ganz gerne bis zum Wochenende fertig, damit er das Wochenende genießen konnte und nicht noch an dem Projekt arbeiten musste. Darauf hätte er nämlich mal so gar keinen Bock.
Etwas streckte Bryan sich, als Cole meinte, dass er so langsam los musste. "Klar. Komm aber am besten nicht wieder so spät, sonst schaffen wir wieder nichts. Ich hab keinen Bock, da am Wochenende dran zu arbeiten." Meinte er, da er es schon ganz gut fände, wenn der Andere früher kommen würde, damit sie mehr schafften. Wenn sie nebenbei noch die ganze Zeit quatschten, kamen sie schließlich sowieso schon kaum voran.
Bryan schaltete den Laptop aus und stand auf, nachdem er ihn zugeklappt hatte. "Ich frage mal meinen Vater, ob wir uns eine seiner Kameras ausleihen können. Er ist Fotograf, also hat er echt gute Teile. Damit würden die Bilder richtig gut werden." Meinte er nachdenklich. Er wüsste zwar nicht, weshalb sein Vater ihnen keine leihen sollte, doch konnte es natürlich gut sein, dass dieser Sorge hatte, sie könnte ihnen runterfallen oder so und kaputt gehen. -
Cole nickte. "Ja gute Idee, das wäre echt praktisch. Und nein morgen komm ich eher, Ehrenwort!" Sagte er und hob defensiv die Hände. Dann grinste er leicht und zog sich seine Schuhe an. "Danke für den Kaffee." Meinte er dabei, ohne Bryan anzuschauen. Einer von Bryan's Katzen, Cole kannte die Namen aber konnte sie irgendwie nicht mehr zuordnen, kam angelaufen. Da Cole gerade in der Hocke war und sich seine Schuhe zuband, streichelte er diese auch noch einmal. Sie war wirklich weich. Dann richtete er sich auf und warf seine Jacke über. "Bis morgen dann." Sagte er zum Abschied und lächelte noch einmal kurz, bevor er sich umdrehte, eine Zigarette aus seiner Schachtel nahm und nach draußen ging.
Der Heimweg kam ihm länger vor als sonst, er rauchte sogar zwei Zigaretten hintereinander. Während er nach Hause lief, gingen ihm verschiedene Gedanken durch den Kopf. Einerseits war er mit den Gedanken bei seiner Mutter und seiner Schwester. Diese würden jetzt bestimmt schon schlafen. Andererseits war er mit den Gedanken bei Bryan, bei dem Projekt und der Schule. Dann fiel ihm die Party wieder ein. Das wäre mal wieder eine coole Abwechslung für Cole. Morgen würde er sich direkt erkundigen, wann sie denn stattfinden würde. Vielleicht ja schon dieses Wochenende? Sonst hätten die Mädchen doch noch nicht gefragt, ob man kommen wollen würde oder nicht. Oder? Nun, Mädchen waren Cole generell ein Rätsel. Er hatte zwar schon einige "Beziehungen", doch im Nachhinein konnte er sich nicht mehr erklären, wieso er überhaupt mit diesem Mädchen zusammen gewesen war. Doch das ging wohl vielen Teenagern so, wenn man eine rosa-rote Brille auf hatte. Oder? Er nahm nocheinmal einen Zug an seiner zweiten Zigarette und schaute in den Himmel. Immernoch keine Sterne zu sehen. Hoffentlich würde der Himmel morgen klarer aussehen. Er lief an den aneinandergereiht en Häusern vorbei. Die Farben konnte man nicht mehr so gut im Dunkeln sehen. Manche schienen grünlich zu sein, oder doch gelb? Als Cole Zuhause ankam schmiss er die Zigarette in einen Gulli hinein und hustete einmal kräftig. Er schloss die Tür auf und schlich sich leise nach oben. Die Schuhe zog er vorher schnell im Flur aus. Das Holz der Treppe quietschte, doch er wusste genau, wo er hin treten können und wo nicht. Als er in seinem Zimmer angekommen war zog er sich aus und schmiss die Sachen auf den Boden. Schnell zog er seine Schlafboxershorts an und legte sich sofort in sein Bett. Was für ein Tag. Es kam wohl doch etwas Abwechslung in diese langweilige Stadt und Bryan schien wirklich nett zu sein. Doch man konnte sich ja auch in Menschen täuschen, deshalb lieber nicht zu schnell urteilen. Es dauerte nicht lang und Cole schlief ein. Er träumte von einer Party und Drogen, dem Projekt und seiner Schwester. Alles durcheinander, so wie es Cole's Kopf sehr oft war.
-
"Ich nehme dich beim Wort", meinte Bryan grinsend, welcher schon gespannt war, ob Cole wirklich früher kommen würde. Wenn nicht, wäre es zwar auch kein Weltuntergangen, doch müssten sie sich dann wirklich ranhalten, um alles vor dem Wochenende zu schaffen. Er bezweifelte auf jeden Fall, dass Cole Bock hatte, am Wochenende weiter daran zu arbeiten. "Gern." Erwiderte er lächelnd. Wenig später verabschiedeten sich die beiden schon und Bryan schloss die Tür hinter seinem neuen Klassenkameraden.
Nachdem Cole das Haus verlassen hatte, räumte Bryan nur noch kurz die Tassen und Gläser weg und ging anschließend hinauf, wo er sich im Badezimmer die Zähne putzte. Ihm kam die Party in den Sinn, von der die Anderen gesprochen hatten. Ob er dort wirklich hingehen sollte? Wäre sicherlich nicht schlecht... Würde er sich aus solchen Sachen herausziehen, käme das sicherlich nicht so gut an. Er war ziemlich unsicher, immerhin war er bisher nie auf solch einer Party und er war noch recht unsicher im Umgang mit den Anderen. Zwar ging es bei Cole irgendwie, doch hatte dieser auch einfach eine Art an sich, die einem nicht vermittelte, dass er Verdacht schöpfen könnte. Zudem war er nett, auch wenn er nicht wie ein netter Typ aussah. Er war höflich und zwang ihn nicht dazu, ihm irgendwas zu erzählen. Natürlich stellte er Fragen, wäre auch irgendwie komisch, wenn nicht, da sie sich nun mal nicht kannten. Jedoch hatte Bryan in keiner Sekunde das Gefühl, dass er ihm irgendwas erzählen musste, obwohl er es nicht wollte. Auf so einer Party wären jedoch sehr viel mehr Leute und diese würden sicherlich auch Alkohol trinken, weshalb es da auch ein wenig anders zuging und Bryan sich durchaus vorstellen konnte, dass er da eher Probleme bekommen könnte.
Er wollte sich darüber jedoch jetzt nicht den Kopf zerbrechen, immerhin stand noch nicht mal fest, ob er überhaupt hingehen würde. Er spuckte den Zahnpasta Schaum aus, spülte sich den Mund aus und wusch sich noch das Gesicht, bevor er das Badezimmer wieder verließ und in sein Zimmer ging, wo er sich, bis auf die Shorts, auszog und ins Bett schlüpfte. Lange dauerte es nicht, bis er einschlief.
Bryan schlief die Nacht ruhig durch, bis sein Handywecker ihn am nächsten Morgen aus dem Schlaf riss. Brummend stellte er den nervigen Alarm aus und blieb noch ein wenig liegen, bevor er sich so langsam aus dem Bett quälte. Er schlurfte ins Badezimmer, wo er seine Blase leerte und seiner Morgenroutine nachging, bevor er sich in seinem Zimmer frische Sachen anzog. Dabei entschied er sich für eine schwarze Jeans mit Rissen, also etwas recht typisches. Dazu ein weißes Shirt mit einem Bild darauf und einen schwarzen Zipphoodie.
Fertig angezogen stylte er noch seine Haare, bevor er runter ging, wo er sich lediglich Cornflakes und einen Kaffee fertig machte, um zu frühstücken und erstmal richtig wach zu werden. Erst dann machte er sich noch etwas für die Pause fertig, schmiss alles in seinen Rucksack und machte sich auf den Weg zur Schule, welcher ihn vor allem durch Seitenstraßen führte. Da er sowieso alleine unterwegs war, hörte er auf dem Weg Musik, bis er an der Schule ankam, welche bereits recht belebt war. Die Türen waren noch nicht geöffnet, da noch einige Minuten Zeit waren. Daher machte Bryan es so wie alle und blieb erstmal auf dem Hof, wo er sich etwas nach Mitschülern umschaute. Zwar entdeckte er hier und da welche, doch waren das bisher nur welche, mit denen er bisher keinen oder so gut wie keinen Kontakt hatte und welche, bei denen er sich nicht sicher war, ob die okay waren. -
Cole wachte auf und rieb sich die Augen. Er war totmüde. Die letzte Nacht war die erste seit langem, in der er mal über 5-6 Stunden Schlaf bekam. Die Müdigkeit der letzten Nächte kam wohl nun hinaus. Er stand gähnend auf und streckte sich, bevor er nach unten ging und sich einen Eiskaffee aus dem Kühlschrank nahm. Seine Mutter war mit seiner kleinen Schwester im Spielzimmer und sie spielten zusammen. Seine kleinen Bruder aßen in der Küche Cornflakes zum Frühstück. "Ihr müsst gleich los." Stellte Cole fest. Die beiden aßen auf und ärgerten sich gegenseitig, während sie sich anzogen. "Bringst du uns zur Schule?" Fragte sein kleinster Bruder Felix. "Ich muss doch selbst gehen. Dafür habe ich keine Zeit" antwortete Cole, doch er sah den traurigen Blick seines Bruders. "Ihr fragt doch sonst nicht, wieso ausgerechnet heute?"
Ein kurzes Schweigen breitete sich aus. "Nero ärgert mich immer. Er ist in meiner Klasse ". "Auf mich hört er auch nicht." Teilte sein anderer Bruder Colin mit, der wohl schon mit dem Jungen geredet hatte. Cole seufzte, ja, das war ein Argument. So sehr er seine Brüder, diese Nervenbündel, manchmal hasste..er konnte nicht seinen kleinsten Bruder im Stich lassen. "Ich zieh mich an und dann bin ich da." Sagte er und verschwand nach oben, um sich umzuziehen und seine Zähne zu putzen. Die Haare kämmte er nur kurz und schnell durch. Beide Jungs deuteten an, als würden sie boxen. "Jetzt gibt's aufs Maul!". Sagte Colin. "Aber so richtig!!" Sie steigerten sich hinein und freuten sich darauf, dass der große Bruder zur Ritter in silberner Rüstung werden würde. Oder in Cole's Fall zum großen Bruder im grauen oversize-hoodie mit schwarzer Jeans. "Hier wird niemand umgehauen. Los kommt." Meinte Cole genervt. Die beiden Brüder packten schnell ihre Schulsachen ein und zogen mit Cole ihre Schuhe an, nachdem sie sich von ihrer Mom verabschiedeten. Nicht einmal rauchen könnte Cole jetzt, das machte er nie in Gegenwart seiner Brüder. Der Morgen ging ja schon gut los. Deshalb steckte er sich einen Kaugmmi in den Mund. Sie liefen in die entgegengesetzte Richtung, in die Cole sonst laufen würde. Dort war die Schule seiner beiden Brüder. Ein Wunder, dass diese Stadt überhaupt zwei Schulen hatte, dachte Cole.
Als sie angekommen waren, stand Cole kurz mit beiden auf dem Schulhof herum. Sein Unterricht würde gleich anfangen und er seufzte genervt. Das würde er niemals rechtzeitig schaffen. "Wo ist der kleine Scheißer jetzt?" Fragte er und Felix deutete auf einen etwas dickeren Jungen, welcher umgeben von seinen kleinen Freunden war und sich einen Schokoriegel in den Mund steckte. "Wartet mal hier." Sagte Cole und lief auf ihn zu. "Du ärgerst also meinen Bruder?" Fragte er und lehnte sich gegen einen Baum. Die Erzieherinnen und Lehrer, welche draußen standen, bemerkten ihn erst später. Der kleine Junge, ebenfalls 10 Jahre alt, sah frech hoch. "Und wer will das wissen?" Cole verdrehte die Augen. Die Kinder wurden auch immer schlimmer. "Mein Bruder heißt Felix. Der da." Sagte er und deutete auf Felix. Dann beugte er sich zu dem Jungen herunter. "Hör zu, Kleiner Scheißer. Hör ich noch einmal was über dich, sei es das du ihn schlägst, trittst, irgendwie anders ärgerst, seien Hausaufgaben zerreißt oder was ihr erbärmlichen Würstchen sonst noch so macht, kriegst du von mir zu hören." Doch auch das reichte dem frechen Jungen noch nicht. Seine Kumpels zogen sich langsam zurück, schließlich war Cole fast 2 Köpfe größer. Mindestens. "Ach ja? Was willst du dann tun?" Fragte er und tat auf cool vor seinen Freunden. Cole musste lächeln. Der Kleine hatte ganz schön Mumm. "So viel Mut zur dir nicht gut Kleiner." Sagte er und holte seinen Kaugummi aus dem Mund, welchen er ihn gegen die Kinderlederjacke drückte, als er seien Hand auf seine Schulter legte. "Hör ich noch einmal was von dir, nehme ich dir deine verschissenen Schokoriegel weg und schieb sie die dahin, wo die Sonne nie scheint, klar?" Natürlich war das nur leeres Gerede, doch anders würde man bei solchen Kindern nicht durchkommen. Bei den Eltern waren sie alle Engel doch dabei machten sie seinem Bruder das Leben schwer! Der Junge machte große Augen und nickte. "Dann verstehen wir uns ja." Meinte Cole und lächelte freundlich. Bevor eine Lehrerin dazukommen konnte, drehte er sich um. "Und schmeiß den Kaugummi an deiner Jacke weg, sieht scheiße aus." Sagte er noch dazu und der Junge hat dies ich gleich. Cole ging zu seine Brüdern. Mittlerweile hatte der Unterricht schon lange angefangen. "Los geht zum Unterricht. Und viel spaß in der Schule." Meinte er und lächelte kurz. Die beiden gingen los und Cole hörte sie nur us der Ferne. "Das war so cool!". Grinsend schüttelte er den Kopf, ging nach draußen und machte sich seine erste Zigarette an, während er schnellen Schrittes zur Schule lief. Was tat man doch nicht alles für seine Brüder.
Auf dem Weg dorthin schrieb er noch seinen Freunden, warum er zu spät kam. Als er ankam war die erste Stunde bereits vorbei. Er hätte sein Skateboard mitnehmen müssen, das hatte er ganz vergessen. So wäre er schneller gewesen. Da die zweite Stunde gerade angebrochen war, klopfte an die Tür. " 'Tschuldigung das ich zu spät bin, Herr Meier." Sagte er und ging hinein. Da könnte er sich jetzt etwas anhören.
-
Bryan hatte letztlich doch Anschluss bei einer gemischten Gruppe aus seiner Klasse gefunden. "Hey, kommst du am Wochenende denn jetzt zur Party? Die soll am Samstag sein und geht so um acht los. Wäre echt cool, wenn du kommen würdest. Dann lernen wir uns auch mal außerhalb der Schule kennen, ist ja doch nochmal was anderes." Wollte Maddy wissen. Ein hübsches Mädchen und sehr freundlich, soweit Bryan das bisher mitbekommen hatte. Natürlich konnte sowas auch immer nur Fassade sein und irgendwann zeigten die Leute dann ihr wahres Gesicht. Daher war Bryan auch grundsätzlich erstmal noch vorsichtig. "Ich habe mich eigentlich noch nicht wirklich entschieden. Hab auch noch super viel auszupacken." Antwortete Bryan nachdenklich und auch etwas unsicher. Er hatte einfach irgendwie schiss, dass es schief gehen würde und er am Ende wieder dieselbe Scheiße durchmachen musste. Nochmal umziehen konnten sie jetzt nicht so einfach. "Ach komm. Das wird echt cool! Auspacken kannst du doch an allen anderen Tagen noch!" Versuchte sie, ihn zu überreden. Es war komisch und schön zugleich, dass die Anderen wirklich versuchten, ihn zu integrieren... sofern das keine Falle war...
"Ja gut, ich schaue, dass ich kommen kann." gab Bryan sich nach einigem Bequatschen geschlagen. Seine neuen Mitschüler waren ganz schön hartnäckig. Die Jungs schlugen ihre Fäuste gegen seine und die Mädchen jubelten etwas, weshalb Bryan lachen musste. Sie unterhielten sich noch eine Weile, bevor die Glocke den Schulbeginn ankündigte und sie somit, wie alle anderen, in die Schule strömten.
Im Klassenraum angekommen wurde gleich erstmal weiter gequatscht, bis Herr Meier die Klasse betrat und mit dem Unterricht begann. Bryan fiel recht schnell auf, dass Cole fehlte. Ob er wohl verpennt hatte? Oder hatte er einfach keinen Bock? Vielleicht hatte er es sich mit den guten Noten doch anders überlegt? Bryan konnte nur munkeln.
Die erste Mathestunde war rum, welche sich einfach nur dermaßen in die Länge gezogen hatte und die zweite stand noch bevor, als es plötzlich an der Tür klopfte und Cole hinein kam, weshalb Herr Meier argwöhnisch zu ihm schaute: "Ich hoffe für dich, dass du eine gute Ausrede für dein zu spät kommen hast! Eine ganze Stunde! Was hast du wieder gemacht?" Wollte der Lehrer von ihm wissen. War auch irgendwie verständlich, denn eine ganze Stunde war schon einiges. Wären es ein paar Minuten gewesen, hätte er vermutlich nichts gesagt. Schließlich konnte sowas mal passieren. Doch eine ganze Stunde war schon ordentlich. -
Langsam setzte sich Cole an seinen Platz. Er sah erschöpft aus und so fühlte er sich auch. War klar, dass der Lehrer wieder ein Drama machen musste. Doch er hatte jetzt wirklich keine Lust, alles zu erklären. Wie konnte er auch? Was sollte er denn sagen? Tut mir leid, ich musste etwas mit einem Fünftklässler regeln? Das wäre lächerlich. Er unterdrückte ein genervtes Ausatmen und packte kurz seinen Block auf den Tisch. "Ich hab verschlafen." Log er. Klar, es gäbe noch ein Haufen anderer Ausreden, die er hätte benutzen können, doch diese schien am plausibelsten. Hauptsache, es würde keine schwerwiegenden Konsequenzen mit sich tragen.
Alle Schüler sahen zu ihm, dann wieder zu Herr Meier. "Achso und wir können jetzt öfter verschlafen? Fängt das schonwieder an wie letztes Jahr?!" Fragte Herr Meier doch daraufhin zuckte Cole nur mit den Schultern. Konnte er ihn nicht einmal in Ruhe lassen?! Cole würdigte ihm keines Blickes. Sollte er doch denken, genau wie die anderen, dass Cole sich nicht anstrengen würde. "Sieh mich an, wenn ich mit dir rede. Du bist hier nicht Zuhause!". Kam es von dem Lehrer und Cole verlor langsam aber sicher die Geduldsspanne. Er war nicht wirklich geduldig und hätte kaum zügelbares Temperament. Doch er könnte sich dieses Jahr keinen weiteren Verweis erlauben. Nachsitzen? Okay. Strafarbeiten? Scheiße aber auch okay. Doch keinen weiteren Verweis, dann wäre er raus. Doch er hatte ja nichts getan, nur 'verschlafen'. Dafür könnte man ihn nicht rausschmeißen, höchstens wenn er jetzt hier die Saur raus lassen würde. Sprich: wenn er wütend werden würde. Cole tippte mit einem Finger auf den Tisch und sah widerwillig den Lehrer an. Beim Aufstehen glitt sein Blick kurzzeitig zu Bryan hinüber. Seine Haare fielen ihm ins Gesicht, welche er kurz wegpustete, als er zu Herr Meier sah.
"Ich will das nicht nochmal sehen, verstanden?" Sagte er Meier. Cole war sich nicht sicher, noch weiteres von ihm kommen würde und nickte einfach nur kurz genervt. Ein fetter Kloß bildete sich in seinem Hals. Mann, was würde er jetzt für eine Zigarette geben, um runter zu fahren. Die Sekunden kamen ihm unendlich lang vor, in denen er auf die Reaktion seines Lehrers wartete. Herr Meier schien ziemlich verärgert, wahrscheinlich wegen den letzten Jahren. Cole hatte sich nicht sonderlich beliebt gemacht bei den Lehrern.
-
Bryan beobachtete das Geschehen schweigend. Dass Cole wegen sowas schon solchen Ärger bekam, fand er erstaunlich. Immerhin konnte sich jeder mal verspäten. Gut, Bryan wusste nicht, ob das vielleicht öfter vorkam, immerhin war es gerade mal sein zweiter Tag. Da Cole davon sprach, dass er dringend gute Noten brauchte, konnte er sich schon vorstellen, dass der Andere kein besonders zuverlässiger Schüler war und auch öfter mal zu spät kam. Die Aussage von Herrn Meier bestätigte ihm das auch.
Der Blick des Teenagers traf auf den seines Mitschülers, als dieser zu ihm schaute. Bryan dachte nach, haderte ein wenig mit sich selbst, doch hob er dann minimal die Hand, welche er auf dem Tisch liegen hatte. "Äh, Herr Meier... also, genau genommen haben wir beide bis spät in die Nacht an einem Schulprojekt gearbeitet. Wir haben das Thema Sternzeichen, also haben wir sehr lange und viel recherchiert und auch versucht, schon selbst ein paar Bilder zu machen, was aufgrund der Wolken nicht wirklich geklappt hat. Auf jeden Fall haben wir dabei ein wenig die Zeit vergessen, weshalb Cole auch erst sehr spät nach Hause gegangen ist. Wenn ich nicht so einen leichten Schlaf hätte und von jedem kleinen Geräusch wach werden würde, hätte ich sicherlich auch verschlafen." Erklärte Bryan dem Lehrer, wobei ein Großteil davon zwar gelogen war, doch wollte er Cole damit helfen.
"Ach, erzähl doch keinen Unsinn! Jetzt stellst du dich, an deinem zweiten Tag, schon auf seine Seite? Mit was hat er dir gedroht?" Bryan schaute Herrn Meier entsetzt an. "Mir gedroht? Er hat mir nicht gedroht! Es ist die Wahrheit, sie können gerne alle anderen fragen." Entgegnete er daraufhin selbstsicher. "Es stimmt, wir haben Projektarbeiten und ich habe mitbekommen, wie die beiden sich darüber unterhalten haben, dass sie Sternenbilder haben." Kam gleich von einem Mädchen, welches eine Reihe vor Cole saß. Bryan hatte ihren Namen vergessen, doch er erinnerte sich daran, dass sie gestern auch schon vor ihnen saß. "Kann ich auch bestätigen!" Kam von einem Jungen, schräg hinter Bryan. Dieser war zu seinem Projektpartner nach vorne gekommen, ebenfalls in der Nähe der beiden.
Herr Meier schnaubte und verschränkte die Arme. Er musterte mich skeptisch, blickte dann wieder zu Cole. "Du wirst heute trotzdem eine Stunde nachsitzen! Wenn das nochmal vorkommt, ist es mir vollkommen egal, ob es einen schulischen Hintergrund hatte, dann kommst du nicht so einfach davon, hast du das verstanden?" Kam noch erbost von ihm. Eine Stunde nachsitzen war immerhin besser, als einen Aufsatz darüber schreiben zu müssen, weshalb man nicht zu spät kommen durfte, oder sowas. -
Als Bryans Stimme zaghaft ertönte, wendeten sich alle Schüler zu ihm um. Auch Cole sah ihn an, fast hätte seine verblüffte Miene seine Überraschung verraten, doch er saß direkt wieder das Pokerface uf um ernst gegenüber Herrn Meier zu sein. Doch einen derartigen Einsatz von Bryan hätte er nun wirklich nicht erwartet. Sein Blick ruhte auf Bryan, ja, er war mehr als nur verblüfft. Wieso los er für ihn? Naja, zumindest zum Teil. Gearbeitet hatten sie ja wirklich. Als weitere Stimmen sich zu Wort meldeten drehte sich Cole zu ihnen um, auch einer seiner Kumpels sprang auf und bestätigte die Geschichte von Bryan, mit etwas zu viel Elan. "Nein wirklich Herr Meier, ich bin sogar kurz bei den beiden vorbeigekommen. Ich wollte etwas zocken aber sie waren eisern und haben das Projekt durchgezogen!" Meinte er und Cole riss die Augen auf als er sich scharf zu ihm umdrehte. "Jetzt übertreib nicht." Flüsterte er durch seine Zähne hindurch. Sein Kumpel grinste kurz, anscheinend völlig überzeugt von seinen Schauspielkünsten.
Herr Meier war scheinbar genervt, dass diese ätzende Thema doch so viel Zeit seines wertvollen Unterrichts beanspruchte. "Es reicht! Eine Stunde nachsitzen. Dabei bleibt es!" Sagte er streng. Cole wusste echt nicht, wieso er jetzt so drauf war. Vielleicht hatte er Probleme mit seiner Frau oder so. Dieser Gedanke brachte ihn innerlich zum Schmunzeln, doch würde er dies auch nach Außen tragen, würde es seinen Tod bedeuten, so viel stand fest. Naja, nicht gleich den Tod aber zumindest ein Gespräch mit dem Direktor und der könnte Cole nach einem dummen Streich (Er hat Kleber auf den Stuhl und in seine Schuhe geklebt vor 2 Jahren, außerdem stahl er seine Zigaretten und tauschte sie gegen Kaugummizigaretten aus) nicht mehr leiden. Es wäre also ungefähr genauso schlimm. Herr Meier wurde ruhiger, als sich auch die Klasse beruhigte. Cole's Kumpel setzte sich wieder hin. Anscheinend hatte der Lehrer wirklich schlechte Laune, da er die gesamte Klasse danach einen fetten Text abschreiben ließ, während er seinen Kaffee trunk. Wer weiß, mit welchem falschen Bein er heute aufgestanden war. Herr Meier wusste, dass Cole auch mal ein richtiges Arschloch sein konnte, zumindest war er früher, beziehungsweise vor 1-2 Jahren, fast dauerhaft eins. Deshalb fragte er Bryan nach Drohungen. Dabei hätte sich Cole fast selbst vergessen. Wie konnte er es wagen, ihn so etwas zu unterstellen?! Doch Herr Meier fuhr dann mit dem Unterrichtsgeschehen fort, was gut war. Eine Stunde nachsitzen war kein Drama für Cole, wenn es auch sehr nervig war. Cole atmete einmal tief ein und aus. Er durfte sich nicht immer so in Sachen Hineinsteigern, sagte er sich selbst in Gedanken. Sein Blick geleitete erneut zu Bryan, welchen er kurz beobachtete. Als sich ihre Blicke trafen, formte er mit seinem Mund ein kaum hörbares "Danke". Dann widmete er sich der Aufgabe.
Heute war anscheinend echt nicht sein Tag.
-
Bryan hatte etwas Schiss, dass er auch eine Strafe oder Ärger bekommen würde. Allerdings schien Herr Meier zumindest unterscheiden zu können, wer etwas ausgefressen hatte und wer nicht, denn er blieb bei der einen Stunde Nachsitzen für Cole. Sein Kumpel hätte es sicher beinahe kaputt gemacht, da er schon ziemlich übertrieben hatte. Allerdings schien Herr Meier keinen Bock mehr darauf zu haben, worüber Bryan froh war.
Das Thema war, mit seiner kleinen Lüge, also relativ schnell vom Tisch und Cole hatte dadurch nur eine kleine Strafe bekommen, die leicht zu verschmerzen war.
Die ganze Klasse stöhnte genervt, als Herr Meier anfing, einen ellenlangen Text an die Tafel zu schreiben, den sie abschreiben durften. Wieso mussten Lehrer immer so scheiße sein, wenn sie genervt waren? Wie die Anderen ergab Bryan sich dem Schreibefluss, auch wenn er keinen Bock darauf hatte. Zwischendurch schaute er mal zu Cole rüber, dessen stummes 'Danke' er vernahm, weshalb er ihn etwas anlächelte. Er hatte das nicht getan, um sich einzuschleimen oder vor den Anderen gut dazustehen, oder irgendwas dergleichen. Er hätte es einfach nur nicht fair gefunden, wenn Cole dafür jetzt wirklich fies bestraft worden wäre. Zwar kannte Bryan nicht den Grund für das zu spät kommen, doch der Lehrer hätte wirklich nicht so übertrieben reagieren müssen.
Die Stunde zog sich noch wie Kaugummi, bis endlich der erlösende Ton der Schulglocke ertönte. Die Schüler packten grob ihre Sachen weg, während sie bereits zu quatschen anfingen. Manche warteten auf Freunde, andere gingen recht zügig hinaus. Bryan packte seine Sachen auch grob weg, bevor er aufstand und sich langsam auf den Weg nach draußen machte. Er hasste dieses Gedränge, welches immer entstand, wenn die Schüler hinein oder hinaus strömten. Er fand das unheimlich anstrengend und fragte sich jedes Mal, weshalb man so Drängen musste. Daher hielt er sich auch lieber hinten, um nicht so in der Masse zu sein. -
Als die Stunde vorbei war stürmten die Schüler regelrecht nach draußen. Cole würde direkt von seinem Kumpel Tristan in Beschlag genommen. "Wo warst du, Alter? Schwänzt du jetzt ohne mich? Ihr habt doch niemals die Nach durch gebüffelt?" Fragte dieser, doch Cole schüttelte den Kopf. "Lass uns raus eine rauchen, da erzähl ich dir alles." Er könnte es wirklich nicht mehr abwarten. Manchmal hatte einfach so einen Drang. Das Bedürfnis nach Rauch in seine Lunge, das kurze Ziehen und Inhalieren, was gestillt werden musste. Tristan war sofort dabei und beide schlichen sich nach draußen. Das den Lehrern nie auffiel, wer in den Pausen fehlte war erstaunlich. Aber wahrscheinlich war es ihnen auch einfach echt egal.
Draußen zündeten sie sich die Zigaretten an und Cole erzählte Tristan alles. "Was für ein kleines Arschloch." Gab dieser von sich. Cole zuckte mit den Schultern. "Es sind halt Kinder. Ich musste trotzdem was machen. Normalerweise würden sie das Dad erzählen, weil Mom ja so beschäftigt ist." Nocheinmal zog er von der Zigarette. "Doch der ist ja nie da." Meinte er. Tristan klopfte ihn uf die Schultern. "Mein Vater ist auch seit Jahren Milch holen, alter. Sei froh dass du deinen überhaupt mal siehst. Ich glaub meiner ist mit so einer Ballermann-Nutte abgehauen damals." Beide schwiegen kurz. "Ey übrigens, die Party findet schon dieses Wochenende statt. Lust mitzukommen und uns mal gehen zu lassen?" Fragte Tristan und grinste. Tristan war ein richtiger Freund von Cole und er würde niemals Cole etwas schlechtes wollen. Trotzdem, sie Teenager eben so sind, tranken sie zusammen auf Partys oder rauchten Gras. Von härteren Zeug hielt Tristan jedoch nichts. Er versucht schon lange, Cole zu beeinflussen und auf ihn einzureden, dass er mit dem Dealen aufhören soll und us der Branche raus muss. Cole hatte einige Schulden aus vergangener Zeit und Tristan wusste, wie schwer es war aus Schulden raus zu kommen. Er hatte eine kleine Zockersucht und gab verdammt viel Geld dafür aus. Eigentlich wollte Cole sich auch langsam wieder fangen, auf dem Weg der Besserung sein. Doch so leicht war das alles gar nicht und im Moment hatte er richtig Lust, mal wieder die Sau raus zu lassen. "Klar. Bin dabei." Meinte er. "Klasse!" Kam von Tristan. Beide gingen nach wenigen Minuten wieder auf den Schulhof.
Dort angekommen erzählten sie ihrem anderen Kumpel von der Party, welcher auch kommen würde. Irgendwie redete die halbe Schule davon. Es würde wohl etwas größeres werden. Beim Vorbeigehen zwinkerten die Mädchen den Jungs zu und Tristan freute sich unnormal darüber. Das belustigte Cole. Dann schaute er sich nach Bryan um. Später müsste er sich nocheinmal bei Bryan bedanken. Er verstand jedoch nicht, wieso er gelogen hatte. Dieses Mal würde er direkt nach dem Nachsitzen zu ihm gehen. So würden sie beim Projekt vorankommen und er hätte das Wochenende Zeit für die Party.
-