Steckbrief von Bryan Fabeck: Bitte melde dich an, um diesen Link zu sehen.
Play Partner: Jolina
Bryans erster Tag in der neuen Schule stand an und er war verdammt aufgeregt. Er wusste nicht, ob er sich freuen oder Angst haben sollte. Wenn irgendwer herausbekam, dass er trans war, war er am Arsch. Dann würde alles von vorne losgehen und er müsste sich wieder mit dem Mobbing herum schlagen und wieder stünde ein Spießrutenlauf an, auf welchen er wirklich verzichten konnte.
Es führte jedoch kein Weg drum herum und so stand er an diesem Montagmorgen vor seiner neuen Schule. Sein Herz schlug wie wild gegen seine Brust und drohte hinaus zu brechen, während er den Schulhof betrat. Vereinzelte Grüppchen unterhielten sich, bevor der Unterricht beginnen würde. Manche schauten zu ihm, nicht lange. Wohl nur, um zu schauen, wer da kam.
Kaum betrat Bry das Schulgebäude, schellte die Glocke und lockte die Schüler hinein. Der sechzehnjährige blickte sich um und entdeckte das Schild, welches auf das Sekretariat verwies, weshalb er diesem folgte.
Er stellte sich dort vor und nach kurzem Warten erschien auch sein neuer Klassenlehrer, welcher ihn freundlich begrüßte und bat, ihm zu folgen. Auf dem Weg erklärte er Bryan, dass dieser sich keine Sorgen darüber machen musste, dass jemand was merken könnte. Er durfte ganz normal auf die Jungentoilette und auch in den Umkleideraum der Jungs, was an seiner alten Schule nicht der Fall war. Auch würden die Lehrer nichts sagen. Sie waren zum schweigen verpflichtet und Bryan war bei ihnen auch als Junge eingetragen, weshalb er auch als solcher angesprochen wurde.
So viel Toleranz war Bryan gar nicht gewohnt, doch zumindest beruhigte ihn das ein wenig. Nervös war er dennoch, denn ob er Anschluss finden würde oder nicht, war dadurch schließlich nicht entschieden.
Als sie an der Klasse ankamen, betrat der Lehrer mit ihm den Raum. Sofort guckten ihn alle an, was dem sechzehnjährigen unheimlich unangenehm war und er am liebsten Kehrt machen würde. Er blieb jedoch, denn wirklich eine Wahl hatte er sowieso nicht.
“Wie ich euch bereits angekündigt habe, bekommen wir einen neuen Mitschüler.” Deutete der Lehrer auf mich und sah mich ermutigend und erwartungsvoll an, damit ich mich vorstellte. “Hi. Ich bin Bryan Fabeck, sechzehn Jahre alt und gerade erst hier in die Stadt gezogen.” Kurz und knackig. Sollte reichen, oder? Er musste schließlich nicht vor der ganzen Klasse all seine Hobbys preisgeben und was sonst noch.
Der Lehrer nickte und verwies ihn auf einen freien Platz, welcher sich in der zweiten Reihe, auf der Seite der Türen befand. Dort setzte Bry sich, stellte seinen Rucksack ab und nahm sein Etui raus, ebenso wie einen Collegeblock. Die Bücher würde er sich später noch im Sekretariat abholen müssen, denn den ganzen Batzen den ganzen Tag herum schleppen wäre irre.
Zwischen Geheimnissen, Liebe und Unsicherheit
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Auf dem Weg zur Schule unterhielt sich Cole mit zwei seiner Kumpels, während er eine Zigarette rauchte. Unter dem linken Arm war sein Skateboard geklemmt, über seiner rechten Schulter ging sein Rucksack, der ein paar wenige Bücher und ein Notizblock beinhaltete. Endlich wurde es wieder warm. Nun könnte er zur Schule skaten und hätte einen Grund, Nachmittags länger draußen zu bleiben. In seinem Zuhause ging es drunter und drüber, und so sehr er seine kleine Schwester, seine Mutter und seine Brüder auch liebte, manchmal brauchte er einfach eine Auszeit. Nicht nur manchmal, eigentlich ziemlich oft in letzter Zeit. Doch nun war seit einiger Zeit schon der Frühling gekommen und die Sonne schien schon früh halb 8 umin Cole's Gesicht. Das ist doch ein Leben!
"Ey habt ihr gehört?" Fing einer seiner Kumpels an zu reden. "Wir bekommen nen neuen Mitschüler. Irgendjemanden aus Ner anderen Stadt." Stellte er fest, doch die anderen beiden, Cole mit eingeschlossen, zuckten nur mit den Schultern. "Solange er keine Probleme macht und keine Petze ist" scherzte der andere und die drei Freunde lachten. Sie waren wirkliche Freunde, schon seit Kindheitstagen. Von Cole's Geschäften wusste nur einer von beiden etwas. Doch darum würde er sich jetzt keine Gedanken machen, nein, eher sollten sie sich Gedanken machen, dass sie nicht zu spät zum Unterricht kommen! Die drei schauten fast gleichzeitig auf ihr Handy nach der Uhrzeit und verschnellerten ihre Schritte. Cole war es dabei noch gleichgültig, doch er passte sein Tempo seinen Kumpels an. Im Endeffekt kamen sie doch rechtzeitig und setzten sich auf ihre Plätze. Die beiden Kumpels von Cole saßen außeinander, da sie von den Lehrern in jedem Fach auseinander gesetzt wurden. Einer saß ganz links, der andere ganz rechts auf der Seite, neben anderen Mitschülern. Cole setzte sich auf seinen alten Platz in der zweiten Reihe, der sich in der Mitte befand. Er wurde dort platziert, damit die drei so weit wie möglich auseinander saßen. Sie sind jetzt nicht mehr so unreif wie in der 6. Klasse, doch die Sitzordnung blieb bestehen.
Ein paar Mitschüler begrüßten Cole mit einem Nicken, zwei Mitschülerinnen zwinkerten ihm zu und tuschelten dann, kichernd und leise in der hintersten Reihe. Cole schenkte ihnen keine wirkliche Beachtung. An sich war ihm die viele Aufmerksamkeit ziemlich egal, doch in den letzten Monaten ist er immer beliebter geworden. Ja, man könnte schon meinen seit letztem Jahr, als die Partys mit Alkohol anfingen und jeder in diesen Alter richtig sein Leben genoss. Nach den letzten Partys, in denen Cole viel zu großzügig und besoffen Getränke an die Mädels, sogar an jene aus höheren Klassenstufen, verteilt hatte und er oberkörperfrei in einen Pool gesprungen ist (und er sogar ein-zweimal Gutes Zeug zum Rauchen mitgebracht hatte) war er jetzt anscheinend beliebt. Ja, Cole genoss die Aufmerksamkeit an manchen Tagen, an anderen war sie ihm gleichgültig und an noch weiteren Tagen nervte es ihn wie die Pest. Auch, dass er mit älteren Jungs abhing und skaten ging, machte ihn beliebter und schon sein großer Bruder war ziemlich beliebt gewesen. Als ultra beliebt würde er sich, im Gegensatz zu seinen Bruder, nicht bezeichnen aber er hatte definitiv eine gewisse Anerkennung von vielen seiner Mitschüler.
Er setzte sich hin, seine Sitznachbarin war jedoch nicht da. Sie schien krank zu sein. Cole war das, wie so vieles, ziemlich egal. Als der neue Junge hineinkam, sah er ihn an und musterte ihn von oben bis unten. In der Klasse würde es etwas unruhig, alle tratschen und begutachteten den neuen Schüler. Wie es eben so ist. Der neue Junge, Bryan, setzte sich hin, praktisch genau gegenüber von Cole. Sie trennte nur ein schmaler Gang und der leere Sitzplatz von Cole's Sitznachbarin. Die Klasse hatte sich beruhigt und der Lehrer klatschte in die Hände. "Gut. Dann hätten wir das erledigt." Sagte er. Die Aufmerksamkeit von den meisten Schülern, wenn auch nicht allen, halt nun wieder ihm. "Eine Vorstellrunde werden wir auf nachher oder morgen verschieben." Nun stöhnte die ganze Klasse genervt, jeder hasste Vorstellrunden. Sie waren 16 und 17 Jahre alt, wer brauchte da sowas schon?!
"Jaja ich weiß, ich weiß. Wir werden sehen, wann wir Zeit haben. Da nun aber unsere Projektwochen beginnen und wir dieses Schuljahr noch echt viel zu tun haben, gebe ich euch ersteinmal etwas Informationen über die kommenden Wochen." Meinte der Lehrer und sah zu Bryan. "Ich bin mir sicher, dass du die Namen deiner Mitschüler auch so schnell lernen wirst und ihr euch toll verstehen werdet." Meinte er lächelnd und fuhr dann im Schulstoff fort. Eine Projektwochen würde bedeuten, dass Partner- und Gruppenarbeit angesagt ist. Jede Woche würde ein anderes Projekt anstehen, das war immer im neuen Schuljahr um die Frühlingszeit so. Mal sollten sie in Gruppen ein Theaterstück aufführen, dann mal in zweier Teams nur Vorträge erarbeiten, Analysen über einen beliebigen Mitschüler schreiben oder oder oder. Es war praktisch schon eine Kennlerneunde, dachte Cole, nur ewig lang über Wochen hingezogen. Und das schlimmste war, dass die Lehrer die Gruppen bestimmten, je nach Fach. Das taten sie, damit es nicht zu Streitigkeiten oder Mobbing oder Ausgrenzung kommen würde. Cole verdrehte die Augen bei den Gedanken an die ganzen Projekte, die nun bald anstehen würden.
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Der Lehrer kündigte direkt an, dass die Projektwochen bevorstanden und sie sich nun auch darum kümmern würden. Eine Vorstellungsrunde würde Bryan dennoch nicht erspart werden, auch das machte der Lehrer klar. Er haste solche Vorstellungsrunden. Sie waren immer unangenehm, egal, wie oft man diese mitmachte. Sicherlich konnten sie auch helfen, um neue Schüler zu integrieren, doch irgendwie entblößte sich dabei doch auch jeder.
Bryan wüsste nicht, ob er damit klar käme. Durch seine Erfahrungen hatte er solche Angst, irgendwas falsch zu machen, irgendwie aufzufallen. Zwar war er relativ sicher vor Mobbing, welches sich auf sein Transsein bezog, doch konnte man sich auch anders zum Affen machen. Oder irgendwer schoss einfach grundsätzlich gegen ihn, ohne einen wirklichen Grund.
Bry atmete tief durch und hoffte, dass alles gut gehen würde. Dass er Anschluss finden und endlich ein normales Leben führen konnte, ohne das Mobbing und den Spießrutenlauf. Er schenkte dem Lehrer lediglich ein schmales Lächeln, denn er war sich nicht so sicher, dass er sich toll mit seinen neuen Mitschülern verstehen würde.
Da der Lehrer mit der Erklärung begann, worum es in ihrer Projektwoche gehen würde, waren zunächst alle ruhig, bis auf typisches Quatschen mit dem Sitznachbarn. "Wir werden Vorträge erarbeiten. Jedes Thema habe ich auf einen Zettel geschrieben und in diesen Topf hier geschmissen. Ihr werdet in Zweierteams arbeiten und sobald ich alle Teams genannt habe, kommt immer jeweils einer nach vorne und zieht eines der Themen aus dem Topf." Erklärte er, was geschehen würde, ehe er die Teams aufrief. Eines nach dem anderen und so setzten sich die Schüler auch um, um bei ihrem Projektpartner zu sitzen. "Bryan, du arbeitest mit Cole." Rief er Bry zum Schluss auf, welcher die ganze Zeit verfolgt hatte, wer zu wem ging. Da dadurch nur noch einer übrig war, konnte er sich denken, wer Cole war.
Bryan zögerte, ehe er seine Sachen nahm, sich erhob und zu dem Anderen ging, welcher nur einen Katzensprung entfernt saß. "Hi..", gab er zurückhaltend von sich, stellte seinen Rucksack neben dem Tisch ab und setzte sich. Sein Etui landete auf dem Tisch. "Also.. willst du nach vorne, oder soll ich?" Fragte er nach. Bry wirkte nun nicht völlig eingeschüchtert oder so. Nervös, klar, aber es war nicht so, als wäre er wie ein verschüchtertes, ängstliches Kaninchen, welches in Schockstarre verfiel. Bryan wollte sich auch nicht die Blöße geben und seinen neuen Mitschülern direkt wieder eine Angriffsfläche bieten, indem er völlig eingeschüchtert daherkam. So war er nicht. Zwar hatte ihn das Mobbing geprägt und entsprechend war er auch etwas vorsichtiger, doch hatte er durchaus einen gefestigten Charakter, welcher mit der Zeit auch sicher richtig durchkommen würde.
Die anderen Schüler holten sich nach und nach ihre Zettelchen und unterhielten sich angeregt. Manche über die Themen, die sie gezogen hatten, andere über irgendwelchen anderen Kram. Wie es eben so war, wenn man Teenager frei ließ und nicht mehr so genau kontrollieren konnte, worüber diese sprachen. -
Bei der Verkündigung atmete Cole kurz genervt aus. Viel lieber hätte er mit seinen Freunden zusammengearbeitet. Doch es war klar, dass sie bei diesem Lehrer in Zweiergruppen starten würden. So war er nunmal. Da die Vorträge und die ganze Projektwochen im Fach Astronomie anstehen würden, bekamen die meisten der Gruppen einen Planet, mit dem sie sich auseinandersetzen sollten und ein ganzes Referat, inklusive Anschauungsmaterial, herausarbeiten sollten. Cole sah Bryan nicht an, als er aufstand. "Ich geh schon." Sagte er kurz, aber nicht unfreundlich. Begeisterung konnte man jedoch auch nicht spüren, als er nach vorne schritt. Dabei fuhr sich Cole einmal durch seine dunkelbraunen Haare. Er schnappte sich den vorletzten Zettel, auf dem "Sternenbilder" draufstand. Kurz runzelte er die Stirn, als sein Kumpel kam und den letzten Zettel nahm.
"Da hat's dich ja gut erwischt, mit dem Neuen, hm?" Fragte dieser provokant und belustigt. Cole jedoch reagierte entspannt, nach einem kurzen Augen verdrehen zuckte er leicht mit den Schultern. "Hätte schlimmer sein können. Hätte ja auch dich als Partner bekommen können." Sagte er und grinste kurz über seinen eigenen Witz, woraufhin sein Kumpel ihn gegen den Arm boxte. Cole boxte zurück und beide gingen belustigt auf ihren Platz zurück. Dort nahm Cole wieder seine 'Ist mir egal'- Einstellung an und schob den Zettel Bryan rüber. Er zog dabei einen Duft mit sich, ein typisches Männerparfüm, mit einem Hauch an Zitrone und einem Unterton von Zigarettenrauch, welcher durch das Parfüm jedoch übertönt wurde.
"Sternenbilder." Sagte er knapp und dann sah er Bryan zum ersten Mal nun direkt an. "Wenn wir den Vortrag zusammen machen, machen wir ihn aber bei dir oder irgendwo draußen, okay?" Es sollte eine Frage sein, klang aber eher wie eine Aussage. Es würde nicht infrage kommen, dass Cole jemanden mit nach Hause nahm, wenn seine Mutter so viel Stress mit deinen Geschwistern hatte. Zumal es dort oft drunter und drüber ging mit seinen beiden Brüdern. Gleich darauf, noch bevor Bryan antworten konnte, fragte er: "Kennst du dich damit etwas aus?" Denn Cole tat es nicht wirklich. Ein paar Sternenbilder kannte er, da er oft im Dunkeln unterwegs war und sich eine Zeitlang damit beschäftigte. Doch vertieft hatte er dieses Wissen nicht wirklich.
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Bryan nickte und blickte dem Anderen nach. Etwas wortkarg, wie ihm schien. Vorne quatschte er mit einem anderen Jungen, welcher augenscheinlich ein Freund von ihm war, denn sie boxten sich freundschaftlich gegenseitig und Cole schien irgendeinen Witz gerissen zu haben. Bryan konnte die beiden durch das Gequatsche der Anderen nicht verstehen, doch ging er nun nicht davon aus, dass sie über ihn herzogen. Immerhin kannten sie ihn nicht, er hatte bisher nichts komisches getan und sah auch ganz normal aus. Wie ein typischer Jugendlicher eben, weshalb ihn auch keiner wegen seines Kleidungsstils dumm anmachen konnte.
Als Cole zurückkam, holte Bry schonmal einen Stift aus seinem Etui. Darin war nicht sonderlich viel, immerhin war es nur eines dieser kleinen, dünnen Dinger, da sie schließlich nicht mehr in der Grundschule waren, wo man noch so ein fettes Teil mit schleppte, weil man zig Buntstifte brauchte.
Ihr Thema war also Sternenbilder. Eigentlich ein ziemlich interessantes Thema, wie Bryan fand. Sterne waren etwas wirklich schönes und wenn man in einer Kleinstadt lebte, oder gar auf dem Dorf, sah man diese wenigstens auch, da dort nicht solch eine Lichtverschmutzung herrschte, wie in den Großstädten. Etwas hob Bryan eine Augenbraue, als Cole mehr oder weniger festlegte, dass sie nur bei Bryan oder draußen an dem Projekt arbeiten würden. "Wenn du mit einem Haufen Umzugskartons klar kommst und nicht allergisch auf Katzen reagierst", gab er von sich. Dass bei ihnen noch alles voller Kartons stand, war irgendwie klar, da sie gerade erst eingezogen waren. Seine Eltern arbeiteten auch schon, weshalb diese auch nicht die ganze Zeit ausräumen konnten, sondern das hauptsächlich am Wochenende taten. Da sie drei Katzen hatten, müsste Cole auch damit zurecht kommen.
"Ein wenig. Ich habe mich mal damit befasst, weil ich Sternenbilder als Kind total faszinierend fand. Aber wir müssen auf jeden Fall dafür recherchieren." Ein Experte war auch er nicht, weshalb sie definitiv viel recherchieren müssten, was jedoch kein Problem wäre. Immerhin gab es dafür Computer. Diese waren äußerst praktisch, denn früher hätten sie extra in die Bibliothek gemusst, um zig Bücher zu durchforsten. So mussten sie einfach nur googeln und sich Beiträge raussuchen. "Sollen wir dann eine Powerpoint machen, oder ein Plakat?" Fragte er seinen neuen Mitschüler nachdenklich, denn sie hatten mehrere Möglichkeiten und die Entscheidung blieb ihnen überlassen, was sie nutzen wollten. Bry wäre eindeutig für Powerpint, da es einfacher war, als alles auf ein Plakat zu schreiben, wo man teilweise viel zu wenig Platz hatte, Bilder auszudrucken und das dann noch mit zu schleppen. -
Cole schmunzelte bei der Bemerkung, ja er war wohl etwas harsch. Als Neuer hatte man es bestimmt nicht leicht, dachte er, doch zum Glück war Cole selbst nie in so einer Situation gewesen. Katzen störten ihn gar nicht, ebenso wenig wie Umzugskartons. Im Gegenteil: Cole war ein Katzenmensch. Er mochte sie mehr noch als Hunde, auch wenn seine Familie selbst keine Haustiere hatten. Naja, wenn man seine Brüder nicht mitzählt, dachte er. Er steckte sich einen Kaugummi in den Mund und überlegte. Ja, der Neue hatte Recht, sie würden viel Recherchieren müssen. Eine PowerPoint würde wohl besser ankommen. Trotz das Cole eine 'Keine Lust und ist mir auch egal'- Einstellung angenommen hatte, wollte er doch gern die Schule bestehen. Da seine Noten ziemlich abgerutscht waren seit dem letzten Jahr, müsste er dafür dieses Jahr etwas mehr tun. Das wusste er selbst, doch nervte ihn die Situation. Er wippte mit dem Bein auf und ab, während er überlegte. Sie könnten auch selbst Fotos machen, um diese mit zu verwenden. Es gab einige schöne Orte, an denen man die Sterne bei Nacht gut sehen könne.
"Ich glaub 'ne PowerPoint wäre besser, hab aber keinen Laptop." Sagte er knapp. Das war gelogen. Cole hatte sehr wohl einen Laptop, jedoch einen recht Alten, über den er seine krummen Geschäfte manchmal tätigte. Sonst benutzte er ihn selten und solche Programme für die Schule besaß er auch nicht auf ihm, also weshalb schon die Wahrheit sagen? Das würde den neuen Jungen sowieso nichts angehen, dachte er sich.
Doch Cole hatte nicht nur Lust über Schulzeig zu reden, schließlich hatten sie eine ganze Woche dafür Zeit. Da fielen ihm die Umzugskartons wieder ein, die Bryan erwähnt hatte. "Ihr seid also komplett neu in dieser Stadt." Stellte er fest. "Was verschlägt euch hierher?" Fragte er, etwas von Neugier getrieben und von der Langeweile. Der Lehrer hatte den Raum verlassen, in 10 Minuten würde es zur großen Pause klingeln und jeder unterhielt sich über die verschiedensten Dinge. Es wurde ziemlich laut im Klassenraum.
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So wirklich konnte Bryan den Anderen noch nicht einschätzen. Er wirkte irgendwie so, als wäre ihm alles scheißegal. Auch reagierte er nicht auf das, was Bryan gesagt hatte. Dieser nahm es einfach mal als ein 'Ist kein Problem' auf. Hätte der Kerl ein Problem mit den Katzen, hätte er es wohl schon gesagt, zumindest ging Bryan davon aus. Wenn nicht, musste er eben damit leben, wenn er keine Luft mehr bekam.
Was die Umzugskartons betraf, war es unwahrscheinlich, dass das ein Problem darstellte. Immerhin störten diese nicht und alles, was Bryan für die Schule oder auch einfach so benötigte, hatte er bereits ausgepackt.
"Macht nichts, ich hab einen." Entgegnete er, da er einen Laptop besaß. Gut, er hatte auch einen PC, doch den Schulkram könnten sie wohl besser am Laptop machen, da sie mit diesem auch einfach mal in den Garten hinaus gehen konnten, was praktischer wäre, als wenn Bryan auf seinem Stuhl vor dem PC säße und sie daran gefesselt wären, drinnen zu bleiben. Gerade da die Temperaturen angenehm waren, wäre es ganz schön, auch mal an die frische Luft zu kommen.
Als Bryan die Frage des anderen hörte, blickte er ihn mit seinen ungewöhnlich hellblauen Augen an. "Tapetenwechsel", zuckte er mit den Schultern. Irgendwie stimmte das ja sogar. "Wir haben vorher quasi auf einem Dorf gelebt, da ging immer die Post ab, sobald irgendwer was gemacht hatte, oder man irgendwie anders war. Da hatten wir keine Lust mehr drauf." Erklärte er zusätzlich. Auch das war nicht wirklich gelogen. Er hatte die Tatsachen nur einfach verallgemeinert, um sie so unverfänglich wie möglich zu machen. Gut, er hatte sich vorher schon genau zurechtgelegt, was er auf diese Fragen antworten wollte, zum Glück, denn sonst hätte er jetzt wohl dumm vor sich hingestammelt und versucht, irgendeinen Grund zu finden. -
Cole nickte verständnisvoll. "Und inwiefern bist du anders?" Fragte er, doch grinste dann. In diesem Moment klingelte es zur Pause. "Spaß bei Seite" fügte er hinzu. "Wir sehen uns später und klären, wann wir anfangen." Sagte er bestimmend, ohne Bryan noch weitere Beachtung zu schenken. Schließlich Gong er nicht wirklich davon aus, dass Bryan "anders" war. Doch irritierte ihn sein Blick kurzzeitig, er hätte noch nie solch seltene und doch schöne Augen gesehen.
Schnell schüttelte er den Gedanken ab und stand auf. Was zum Teufel war mit ihm los, dass er auf die Augen von irgendwelchen Jungs achtete?! Doch bevor er richtig darüber nachdenken konnte, kam schon ein Kumpel von ihm und legte den Arm um seine Schulter. "Gehen wir?" Fragte e und machte mir zwei Fingern eine Andeutung an seinen Mund, die das Rauchen einer Zigarette darstellte. Die beiden schlichen sich in den Pausen immer raus und rauchten, seitdem Cole abhängig davon geworden war. Doch es war recht normal, viele Teenager taten das. Cole nickte, ließ seine Sachen liegen und schnappte sich nur seine Jacke, un nach draußen zu gehen. Kurz sah er nochmal zurück zu Bryan, verschwand dann aber, als sie gemeinsam aus der Tür schritten. Etwas neugierig wurde er ja schon über seine Geschichte, wieso er hierher kam ausgerechnet in diese Stadt und ob er doch mehr mit seinen letzten Satz gemeint haben könnte. Seine Lederjacke hatte er über die Schulter geworfen, mit den Zigaretten in der Jackentasche. Sie gingen beide kurz auf den Schulhof, doch verschwanden dann hinaus. Dabei nutzten sie den Hintereingang. Dieser führte zum Hof, wo die Lehrer parkten. Sie liegen in Gefahr, erwischt zu werden, doch das war noch nie passiert. Genüsslich zündeten sich beide eine Zigarette an und Cole inhalierte diese tief in seine Lunge. Es war entspannend.
"Und? Wie ist der Neue so?" Fragte sein Kumpel Tristan. Cole zuckte mit den Schultern. "Wie soll er schon sein?" Entgegnete er, er war ja schließlich kein Alien. "Ich weiß nicht, man hat nie etwas über ihn gehört, dabei müsste ihn doch irgendjemand kennen, wenn er in dieser verschissene Stadt hier her zieht." Erwiderte Tristan. Auch daraufhin zuckte Cole nur mit den Schultern. "Kommt vielleicht von weiter her? Keine Ahnung." Sagte er. Doch nun dachte auch er darüber nach. Es stimmte, sie wohnten zwar in einer Stadt, doch diese war so klein, dass sie gerade einmal 3 Läden besaßen. Und einer davon war nur ein Bäcker. Gut, es gab auch einen recht guten Dönerladen, doch Cole fand diese Stadt schon immer ziemlich langweilig, abgesehen von der Skaterbahn. Und rundherum waren auch nur Dörfer oder weitere kleine Städte. Doch wer weiß, vielleicht würde er ja bald mehr erfahren.
Die Pause neigte sich dem Ende zu und die beiden schlichen sich wieder auf den Schulhof zurück. Jeder stand in Gruppen irgendwo und Cole sah sich um, unbewusst auf der Suche nach Bryan. Welcher Gruppe er sich wohl anschließen würde? Gruppenbildung ist an jeder Schule normal und Cole wusste, wie wichtig es war, sich nicht mit den falschen Leuten abzugeben. Würde er diesen Rat selbst befolgen, würden ihn einige Sachen erspart bleiben. Wieder steckte er sich einen Kaugummi in den Mund, den letzten hätte er vor der Pause ausgespuckt, und seine Augen wanderten über den Schulhof. Einige Mädchen unterhielten sich angeregt über Jungs, kicherten und kreischten. Gott, waren sie manchmal nervig. Ein paar Jungs spielten Fußball auf der Fußballfläche, andere standen nur Rum oder aßen ihr Frühstück. Auch Cole nahm einen Frühstücksriegel aus seiner Tasche und ließ die Sonne auf dich strahlen. Es hat gut, dass es wieder wärmer wurde. Durch seine Lederjacke wurde ihm noch wärmer, ja, es war richtig angenehm.
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Einen Moment glotzte Bryan etwas blöd, als Cole ihn fragte, inwiefern er anders sein. Damit hatte er nicht wirklich gerechnet. Immerhin hatte er lediglich erzählt, dass es im Grunde über alles und jeden Tratsch in seiner alten Heimat gab und hatte mit keiner Silbe erwähnt, dass er Teil dieses Tratsches gewesen sein könnte. Er würde einen Teufel tun und ihm davon erzählen! Das ging niemanden etwas an. Er wollte einfach nur die Schule hinter sich bringen, ohne irgendwelchen Stress, ohne Mobbing und Dramen.
Ehe noch irgendein weiteres Wort zwischen ihnen fallen konnte, klingelte es zur Pause. "Äh, klar. Bis später", erwiderte Bryan, welcher Cole kurz beobachtete. Dieser wurde gleich von dem Jungen in Beschlag genommen, mit welchem er sich schon am Pult unterhalten hatte, also lag Bryan mit seiner Vermutung richtig, dass die beiden Freunde waren.
Er selbst stand ebenfalls auf und folgte der Menge an Schülern. Dabei wurde er schon von einigen Mitschülern und Mitschülerinnen angesprochen, denn natürlich wollten auch sie wissen, wer genau er war, woher er kam, wie es zum Schulwechsel kam und all solche Sachen. Ein wenig überfordert war er damit schon. Kein Wunder, wenn man betrachtete, dass er die letzten drei Jahre ziemlich alleine war.
Auf dem Pausenhof hielt sich das Gespräch mit mehreren noch, bis sich die Anderen jedoch selber in kleine Gruppen aufteilten und Bryan etwas verloren dort stand, mitten auf dem Schulhof. Scheinbar waren alle Fragen geklärt und sie gingen davon aus, dass er sich schon selber einer Gruppe anschließen würde. Für einen Neuen war es an einer Schule wirklich nicht so einfach. So wirklich wusste er nicht, wem er sich anschließen sollte, wer wirklich nett war und wer nur so tat. Sollte er sich den nerdigen 'Ausgestoßenen' anschließen, die ihr kleines Grüppchen bildeten? Wirklich ausgestoßen schienen sie nicht zu sein, da die anderen normal mit ihnen gesprochen hatten und sie nicht weggestoßen hatten. Doch sicher konnte man sich da ja nie sein.
Bryan fuhr sich durchs Haar, blickte sich ein wenig um, ehe er zu einer kleinen Mauer ging, auf welche man sich gut setzen konnte. Ein paar andere Schüler waren auch dort und unterhielten sich, doch waren sie aus einer anderen Klasse und interessierten sich nicht großartig für ihn. So setzte Bryan sich dorthin und begann, den Apfel zu essen, welchen er aus seinem Rucksack mitgenommen hatte. Nachdenklich musterte er die anderen Schüler, überlegte, wie er wohl gut Anschluss finden konnte. Damals war das ziemlich einfach gewesen, da er viele aus seiner Grundschule in seiner Klasse hatte, doch nun war er seit drei Jahren ziemlich alleine und hatte keine Ahnung, wie man neu Anschluss fand. -
Cole entdeckte Bryan und beobachtete ihn für einen Augenblick. Er versuchte, seinen neuen Mitschüler und Projektpartner einzuschätzen, doch so ganz würde er noch nicht schlau aus ihm. Er schien jedoch ganz okay, dachte er sich. Jedenfalls niemand, der hier Stress anfangen würde. Cole war vor einem Jahr noch so, hat sich öfter geprügelt und Sachen gemacht, weshalb er schon mehrere Verweise hat. Einen weiteren dürfte er sich nicht erlauben. Da er seine Mutter jedoch nicht enttäuschen will, reißt er sich zusammen. Er ist reifer geworden, auch wenn er immernoch eine Recht kurze Zündschnur hat. Zum Glück hatte er sich genug in der Schule bewiesen und durchgesetzt und es fing niemand einfach so mehr Stress mit ihm oder seinen Kumpels an. Im Gegenteil, sie genossen einen gewissen Status, was auch zu spüren war. Es kamen dauernd Leute aus verschiedensten Klassen, redeten mit ihnen oder über sie. Sie waren nicht mehr beliebt als andere Jungen, die solche Sachen machten. Doch wirklich aktiv war Cole an solchen Beliebtheits-Sachen nicht beteiligt. Er kämpfte um kein Ansehen, war nicht viel auf social Media unterwegs und musste sich auch kein Drama geben, wer mit wem jetzt zusammen war oder wer wen betrogen hatte. Solche Sachen interessierten seinen Kumpel, ihn jedoch nicht. Eine Gruppe von Mädchen kamen und quatschen sie voll, über eine Party, die demnächst stattfinden würde und wie groß sie doch werden würde. Sie würden die halbe Schule einladen wollen und es würde jede Menge Alkohol geben. Kichernd gingen sie davon, geäußert hatte sich Cole dazu jedoch nicht. Sie hatten nichteinmal ein Datum gesagt. Wer weiß, ob diese Party überhaupt stattfinden würde. Seine Kumpels, ein weiterer hätte sich dazu gesellt, waren jedoch jetzt schon begeistert von der Idee, Mädels aufzureißen und auf gut Deutsch gesagt die Sau raus zu lassen. Cole lachte herzhaft, das erste Mal an diesem Tag, während sie ihm von ihren Anmachplänen erzählten und ihn Flirtstrategien verkaufen wollten, die ja angeblich klappen sollten.
Bald schon klingelte es zum nächsten Unterricht und alle gingen wieder in das Schulgebäude hinein. Cole setzte sich gelangweilt und der Unterricht ging weiter. Es schien, als ob die Zeit einfach nicht verfliegen wollte. Er kitzelte ein paar Noten auf ein Notizblock. Sobald er sich eine Gitarre leisten könnte, würde er sich eine kaufen und seine Freizeit damit verbringen. Das wäre der Brüller! Ansonsten verlief der Unterricht wie an jedem anderen Tag. Abgesehen von der letzten Stunde. Derselbe Lehrer, auch ihr Klassenlehrer, Herr Steinbrück. Er kam grinsend hinein.
"So liebe Schüler,noch konnte doch noch eine Stunde tauschen mit Frau Beck und so können wir die Zeit nun nutzen, um heute schon die Vorstellrunde zu gestalten!" Sagte er freudenstrahlend. Das hieß, sie würden morgen Mathe haben und heute eine Vorstellrunde. Ganz toll. "Juhu" kam es entgeistert von einigen Schülern aus der hintersten Reihe. Auch Cole konnte sich einen sarkastischen Kommentar "Na ganz toll." nicht verkneifen. Sie mussten sogar einen Stuhlkreis bilden.
"Gut, das hätten wir. Da wir freundlich und natürlich auch neugierig sind, lassen wir Bryan den Vortritt. Danach sind die anderen dran. Und schön ausführlich, habt ihr gehört? Wo wir herkommen, Hobbys, was uns ausmacht, unsere Familie und so weiter. Natürlich so viel wie ihr Preisgeben möchtet, aber davon bitte so viel wie möglich! Wir wollen uns schließlich alle Kennenlernen." Sagte der Lehrer und warf, super altmodisch, Bryan den "Redeball" zu. Nur wer diesen Ball hätte, durfte reden. Nein, derjenige MUSSTE reden. Alle Augen richteten sich auf Bryan.
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Bryan hatte kein Problem damit, den Rest der Pause alleine zu verbringen. Es tat sogar irgendwie ganz gut, nachdem er so ausgefragt wurde. So viel Nähe war er gar nicht mehr gewohnt, vor allem nicht jetzt, wo sein Äußeres zum Großteil zu seinem Inneren passte. Lange ging die Pause nach dem ganzen Gequatsche ohnehin nicht mehr, weshalb bald schon die Glücke ertönte und sich alle Schüler wieder in das Gebäude quetschten, um zu ihren Klassenräumen zu gelangen.
Der Schultag verging recht zügig, die zweite Pause verbrachte Bryan sogar mit ein paar Jungs aus seiner Klasse, welche ihn vor allem über die Mädels auf seiner alten Schule ausfragten und wissen wollte, wie vielen er schon das Herz gebrochen hatte. Er antwortete einfach ehrlich, dass er gar keiner das Herz gebrochen hatte, woraufhin sie der festen Überzeugung waren, dass es dafür dann langsam mal Zeit wurde und er unbedingt zu dieser super coolen Party kommen müsste. Ob er das wirklich tun würde, wusste Bryan noch nicht, zumal er keine Ahnung hatte, wo diese stattfinden sollte und auch nicht, wann.
Alle sehnten die letzte Stunde herbei, oder eher das Ende des Schultages. Doch ihr Klassenlehrer überraschte sie mit seiner Anwesenheit und der tollen Nachricht, dass sie noch an diesem Tag die Vorstellungsrunde machen würden. "Na gnz toll..." Kam auch leise von Bryan, welcher darauf wirklich verzichten konnte. Bei sowas fühlte man sich an den Pranger gehängt. Gerade als Neuer in der Klasse war es einfach super unangenehm, wenn man dort stehen und alles mögliche über sich erzählen musste. Meist fiel einem nicht mal etwas ein, außer eben so die üblichen, oberflächlichen Sachen.
Zu Bryans 'Freude' war er sogar als Erster dran... war ja klar... Er bekam den 'Redeball', welchen er etwas in den Händen knetete. Es war einfach nur super unangenehm! "Äh.. also, keine Ahnung. Ich komme aus einem Kaff, der Name würde euch sowieso nichts sagen. Wir haben drei Katzen, die heißen Söckchen, Boss und Drops. Ich zocke gerne und spiele Keyboard. Außerdem war ich früher mal in einer Volleyballmannschaft, habe das aber schon vor mehr als zwei Jahren aufgegeben. Was mich ausmacht, weiß ich selber nicht, denkt euch was aus", zuckte er mit den Schultern, da er wirklich keine Ahnung hatte, was er dazu sagen sollte. "Ich habe noch einen großen Bruder, er ist einundzwanzig und studiert in einer anderen Stadt, weshalb er auf dem Unigelände wohnt. Sonst noch was?" So wirklich wusste er nicht, worüber er noch reden sollte. Er war nicht super interessant und zudem wollte er auch nicht allzu viel aus seiner Vergangenheit preisgeben. -
"Nein nein, das war sehr gut, danke Bryan." Sagte der Lehrer. Kurzes Getuschel machte sich im Stuhlkreis breit. Dann war der nächste dran. So ging es reihum. Einige Jungs machten sich Späße daraus und erfanden unrealistische Hobbys wie Raketen steuern oder Rennwagen fahren. Fer Lehrer ermahnte sie und es kehrte Ruhe ein. Die Mädchen haben sich größte Mühe, sich gut zu repräsentieren. Es wurden sogar ihre guten Noten erwähnt, womit sich manche gegenseitig aufzogen. Für einige war diese Vorstellrunde nur ein Witz, andere nahmen es wohl ernster. Cole's Blick ruhte auf Bryan. Es war die letzte Stunde und nach dieser würden sie sich ausmachen müssen, wann und wo sie sich treffen würden. Als Cole den Ball zugeschmissen bekam räusperte er sich und fing dann ebenfalls an zu erzählen.
"Ich bin Cole, 17 Jahre, habe 3 Brüder und eine kleine Schwester. Wie die meisten hier wissen skate ich-" ein paar Jungs riefen "jawohl!" freudig hinein, es waren anscheinend auch Skater. Cole grinste. "Ja und das wars eigentlich." Sagte er. "Und ihn Nacht aus daß er ein guter Taucher ist!" Sagte ein Kumpel von Cole und alle lachten und feierten den Gedanken an die Vergangenheit. Vor einem Jahr war Cole sehr betrunken gewesen und einige der Jungs sind gemeinsam mit ihm in ein Schwimmbad eingebrochen. Dort ist er dann vom 3 Meter Turm gesprungen und ewig lang im Becken getaucht. Sie dachten schon, er wäre ertrunken. Das wären gute alte Zeiten. Cole musste ebenfalls lachen und schüttelte mit dem Kopf. "Nein..also ja" sagte er grinsend. Seine Kumpels wussten bescheid, doch schwiegen über diesen Vorfall. "Aber nicht ganz." Fügte er hinzu. "Ich glaube, mich machen meine Einstellungen aus. Ich finde, jeder sollte sein eigenes Ding durchziehen und das die anderen dabei das....den Mund halten sollten." Er korrigierte sich, da er ja immernoch vor seinen Klassenlehrer saß und keinen weiteren Verweis riskieren wollte.
Viele seiner Mitschüler und Mitschülerinnen nickten zustimmend. Cole zog immer sein Ding durch, kein Wunder, dass er diese Einstellung hatte. Das machte ihn aus. Er war unabhängig, selbstbewusst in den meisten Sachen und er stand zu seiner Meinung und seinen Einstellungen. Er gab den Ball weiter und der letzte Schüler stellte sich vor. Der Lehrer bedankte sich und die letzte Stunde war nun endlich vorüber. Die Klingel ertönte lautstark in einem schrillen Ton, an den sich die Schüler und Schülerinnen mittlerweile gewöhnt hatten. Jeder packte seine Sachen zusammen.
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Bryan war froh, dass er nichts weiter sagen musste. Er hätte auch nicht wirklich gewusst, was er eigentlich noch sagen sollte. Es gab bei ihm nicht sehr viel, das interessant sein könnte, zumindest nicht aktuell. Dass er in den letzten drei Jahren diverse OP's hatte und ihm eine große und ein paar kleine noch bevorstanden, konnte und würde er definitiv nicht sagen, weshalb dieser wichtige Aspekt seines Lebens weg fiel. Somit war eigentlich so ziemlich alles gesagt und das schien auch zu genügen.
Während die Anderen sich vorstellten, schaute er immer mal zu der jeweiligen Person, manchmal einfach zu Cole, da er bemerkte, dass dieser ihn die ganze Zeit anschaute. Dann wechselte sein Blick auf seinen Schoß. Er würde sich die Namen so schnell sowieso nicht alle merken. Den von Cole ja. Lag aber auch daran, dass er mit diesem an dem Projekt arbeiten würde, weshalb es klar war, dass er sich den eher merkte.
Als Cole dran war, schaute Bry ihn an, hörte ihm zu. Er fand es erstaunlich, dass dieser noch vier weitere Geschwister hatte und somit in einer Großfamilie aufwuchs. Natürlich ginge es noch größer, doch fünf Kinder waren schon einiges. Selber hatte er schließlich nur seinen Bruder, welcher noch dazu ein Stückchen älter war und nun auch nicht mehr zuhause wohnte.
Etwas grinste Bryan, als Cole sich bei seiner letzten Aussage noch schnell korrigierte. Was dieser eigentlich sagen wollte, konnte man sich denken.
Alle waren erleichtert, als sie durch waren und die erlösende Schulglocke ertönte. Sie packten ihre Sachen zusammen und strömten aus dem Klassenzimmer, während Bryan zu Cole ging. "Wann wollen wir denn mit dem Projekt anfangen? Ich stehe diese Woche ziemlich frei, also sag du was." Erkundigte er sich. Er hatte schließlich sowieso keine Freunde in der Stadt und auch so nicht allzu viel zu tun, weshalb es ihm egal war, wann sie mit dem Projekt beginnen würden und er theoretisch auch schon an diesem Tag könnte. -
Gerade als Cole dabei war, seinen Block einzupacken, ertönte neben ihm Bryans Stimme. Viele ihrer Mitschüler sind geradezu aus dem Klassenraum rausgeströmt, hinein in den Montag-Nachmittag. Cole schloss seinen Rucksack und hing ihn lässig über eine Schulter, während er sich zu Bryan drehte. "Gut das du fragst." Meinte Cole. Er wollte ihn ja schließlich ebenfalls fragen, doch Bryan war ihm zuvor gekommen. Kurz überlegte er und zog Luft durch seine Zähne, während er rief einatmete. Er brauchte dringend gute Noten. Das letzte Jahr hatte er wirklich ziemlich verschissen. Mehrere Einträge, Verweise und Noten, welche nicht besser als 4 waren. Ein Wunder, dass er überhaupt durchgekommen ist. Auch dieses Jahr hatte nicht sonderlich gut begonnen, doch Cole wollte, nein, er müsste dringend dieses Jahr bestehen.
"So früh wie möglich." Antwortete er schließlich. "Ich brauche echt diese gute Note." Erklärte er im Anschluss. Die Projektwochen waren eine einfache Gelegenheit, seine Noten zu verbessern. Er würde sich nur etwas ins Zeug legen müssen. Ob er dafür in einer Woche aber immernoch genauso motiviert war, konnte er jetzt noch nicht sagen. Sie würden sich so oder so öfter treffen müssen, zum Fotos machen, Recherchieren und Ausarbeiten. Kurz sah er auf sein Handy, wie spät es war. "Ich hätte heute Abend Zeit, wenn das bei dir auch klappen würde." Meinte er. Umso schneller sie es fertig hätten, umso besser. An einigen Tagen passte er auf seine Schwester auf oder wollte skaten gehen, doch heute hätte er Zeit. Er müsste sich die Zeit nehmen, auch in den nächsten Wochen für die anderen Projekte. Schließlich wollte er dieses Jahr bestehen. Sonst würde, wie sein Vater immer so schön sagt, "nie etwas aus ihn werden". Eine Sache, in der er seinen Vater mal Recht gab. Doch würde überhaupt noch etwas aus ihn werden, nach der ganzen Scheiße, die Cole schon angestellt hat? Ganz zu Schweigen von den Geschäften, in die er verwickelt war? Diese müssten nebenbei auch gemacht werden. Ja. Nun war er sich sicher. Umso früher sie es durchzogen, umso besser.
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Bryan wartete eine Antwort ab. Er selbst hatte an seiner alten Schule einigermaßen gute Noten. Diese hatten zwar unter den Problemen in der Schule etwas gelitten, doch waren sie dadurch nicht völlig in den Keller gerutscht, zum Glück. Dennoch wäre es schön, wenn er sie an dieser Schule wieder hoch ziehen könnte, um einen guten Abschluss zu bekommen. Immerhin entschied dieser im Endeffekt auch sehr viel darüber, wo man angenommen wurde. Hatte man schlechte Noten, hatte man auch schlechtere Karten und Bryan wollte definitiv gute Karten haben.
"Sag einfach was", zuckte Bryan mit den Schultern, da er im Grunde jederzeit konnte und sich da einfach nach Cole richten würde. Dass der Andere unbedingt eine gute Note benötigte, sagte schon aus, dass er wohl derzeit etwas auf der Kippe stand, was nie gut war. Immerhin könnte es passieren, dass er hängen blieb und wiederholen musste, was ziemlich beschissen war. "Ist kein Problem. Weiß nur nicht, ob meine Eltern dann da sind." Er war sich nicht sicher, ob einer der beiden da sein würde, da sie natürlich auch arbeiteten und auch noch mit anderen Sachen beschäftigt waren. Momentan fuhren sie oft auch noch zwischen ihrem alten Haus und dem neuen hin und her, um dort zu streichen und solche Dinge, damit sie es für einen guten Preis verkaufen konnten. Natürlich könnten sie dafür auch einfach ein Unternehmen engagieren, doch reich waren sie nun auch wieder nicht und der Umzug hatte schon genug gekostet. Das neue Haus könnten sie auch erst mit dem Erlös des Alten tilgen, ansonsten müssten sie das in Raten machen, was immer scheiße war.
Bryan holte aus seinem Rucksack sein Etui und einen Zettel. Auf den Zettel schrieb er seine Adresse, ehe er ihn Cole in die Hand drückte und sein Etui wieder weg tat. "Kann man nicht verfehlen", meinte er noch. Immerhin war es ein Einfamilienhaus, weshalb Cole auch nicht lange raten musste, welches es wohl war, oder wo er klingeln musste. -
Cole nahm den Zettel an sich und nickte kurz bestätigend. "Gut, dann komm ich in ein paar Stunden gegen Abend mal vorbei." Sagte er. Am Anfang würden die beiden sicherlich erstmal alles grobe besprechen, um dann loszulegen. Er steckte den Zettel in seine Jackentasche, dabei blieb seine Hand in dieser ruhen. Er tastete nach den Zigaretten, bald müsse er neue kaufen. "Bis später." Sagte er knapp und ging dann nach dieser Verabschiedung an Bryan vorbei, hinaus über den Schulhof, wo seine beiden Kumpels, Tristan und Gill, bereits warteten.
Die drei gingen gemeinsam einen anderen Weg, wieder um zu rauchen und um sich zu unterhalten. Cole zündete sich direkt eine Zigarette an. Gill gab Cole sein Skateboard, welches er geholt hatte, er selbst hatte auch eines, welches jedoch Zuhause bei ihm war. Sie unterhielten sich und skateten auf den abgelegenen Nebenstraßen, es war ein großer Umweg bis zu Cole nach Hause, doch sie fuhren oder liefen oft dort lang, um sich zu unterhalten. Es war schon seit Jahren schon so. Sozusagen eine kleine Tradition unter Freunden, die wenigstens zweimal die Woche in Anspruch genommen wurde.
"Und? Was hast du für ein Gefühl bei dem Neuen?" fragte Gill. Doch Cole zuckte nur mit den Schultern. Er hielt an und zog noch einmal an seiner Zigarette. "Weiß nicht." Es folgte eine kurze Pause. "Er ist nett." Die beiden runzelten die Stirn. "Nett? Ein Junge in unserem Alter, welcher einfach so die Schule gewechselt hat, ist einfach nur nett? Nichts Besonderes? Keine dramatischen Hintergrund-geschichten?" Fragte Gill. "Was soll das denn heißen 'dramatische Hintergrundgeschichten?'" wollte Cole wissen. Gill zuckte mit den Schultern. "Du weißt schon. Prügeleien? Vorstrafen? Vielleicht tickt er sogar Drogen?" Meinte Gill scherzhaft. Nur Tristan wusste von den Drogengeschäften von Cole und von den weiteren Sachen. Gill hatte mal so etwas gehört, doch Cole ging nie wirklich darauf ein. Das Thema würde zwischen den beiden totgeschwiegen. Auch jetzt ging Cole nicht wirklich darauf ein. "Du interpretierst da zu viel hinein. Sie sind einfach in eine neue Stadt gezogen und mehr nicht. Mein Gott, du bist ja so schlimm wie die ganzen Omas die am Fenster stehen und jeden Tag glotzen, was du so tust, sobald du das Haus verlässt!" Beklagte Cole sich. Sie lachten herzhaft. Ja, manchmal waren sie doch sorglos.
Doch dieses sorglose Gefühl endete, als sie sich verabschiedeten und Cole nach Hause kam. Er begrüßte seine Mutter und seine Schwester. Einen seiner Brüder half er, fast schon in Vorbeigehen, bei den Mathematik Hausaufgaben. In seinem Zimmer angekommen schmiss er sich auf sein Bett. Die Zeit verging wie im Flug, als er die Augen schloss und einschlief. Erst kurz nach 18 Uhr wurde er wieder wach. "Verdammt!" Schimpfte er, sprang aus dem Bett und zog sich an. "Mist Mist Mist!" Er stöhnte genervt auf, als er sich die Jacke Überward und nach dem Zettel kramte. Er müsste wirklich bald zu Bryan und einzuschlafen hatte er eigentlich nicht vorgehabt, es ist irgendwie einfach so passiert.
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"Bis später", kam noch von Bryan zurück, welcher Cole kurz nachschaute, ehe auch er sich auf den Weg machte. Der Schulhof wirkte wie ausgestorben, sobald der Großteil der Schüler verschwunden war. Auch Bryan verließ den Hof und trat seinen Heimweg an, welcher ihm verdammt einsam vorkam, wenn er die Anderen so sah, wie sie mit Freunden zusammen gingen, sich unterhielten, lachten und herum alberten. Hier und da wurde sich verabschiedet, weil jemand wo anders abbiegen musste, manche schienen den gesamten Weg gemeinsam gehen zu können.
Bryan seufzte. Ja, es war sein erster Tag und er hatte nun wirklich nicht erwartet, dass er direkt zum Klassenliebling wurde. Das hätte ihn wohl auch ein wenig überfordert. Er hoffte inständig, dass er in den nächsten Wochen Anschluss finden und auch einige Freunde gewinnen konnte. Zumindest wurde er schon gut aufgenommen und nicht komisch behandelt oder gar gemobbt. Die Anderen hatten sich mit ihm unterhalten, ihn auch schon ein wenig mit integriert, doch war es klar, dass sowas nicht von jetzt auf gleich funktionierte, sondern seine Zeit brauchte.
Sein Weg führte ihn durch einige Seitengassen, bis er in dem Viertel ankam, in welchem er lebte. Dort gab es einige Eigentumshäuser, aber auch ein paar Mehrfamilienhäuser. Das, in welchem Bryan und seine Eltern lebten, lag recht mittig in der Straße. Es war schlicht weiß mit dunkelblau bis schwarzen Dachziegeln. Ein Carport, sowie die Einfahrt boten Platz für zwei Autos, doch stand dort gerade keines, weshalb Bryan sich bereits denken konnte, dass seine Eltern nicht da waren. Ein niedriger Zaun mit grauem Sichtschutz umrandete den Vorgarten, in welchem bisher nichts sonderlich interessantes war. Der Rasen könnte gemäht werden, auch wenn dieser noch nicht wucherte. Eine Steinumrandung deutete ein altes Beet an, welches vermutlich mal für Blumen gedacht war und sicher würde Bryans Mutter es auch wieder mit welchen bestücken. Lediglich an der überdachten Eingangstür hing bereits ein Kranz mit einem 'Willkommen' in der Mitte und eine Fußmatte lag vor der Tür. Es würde noch dauern, bis das Haus richtig bewohnt aussah, immerhin waren sie gerade erst eingezogen und da Bryans Eltern nicht viel da waren, war auch noch nicht viel gemacht.
Der Teenager schloss die Haustür auf und betrat das Haus. Direkt kamen ihm die drei Stubentiger miauend entgegen, welche ihn zum lächeln brachten. Zumindest sie waren da und begrüßten ihn. Er hockte sich hin und streichelte die drei ein wenig: "Ja, ihr bekommt gleich etwas leckeres", sagte er dabei, erhob sich anschließend wieder und zog sich seine Schuhe, sowie den Zipphoodie aus. Seinen Rucksack hatte er einfach auf die Garderobenbank gelegt. Anschließend ging er in die Küche, wo er den Katzen ihr 'Mittagessen' fertig machte und es ihnen hinstellte, bevor er nachschaute, was sich für ihn nützliches im Kühlschrank und den Vorratsschränken befand. Es war nichts vorbereitet, weshalb er sich selber etwas machen oder etwas bestellen musste. Auf bestellen hatte er keine Lust, dass hatte er in letzter Zeit schon zu oft. Daher entschied er sich dafür, sich eine Gemüsepfanne mit Hähnchen und einer Sahnesoße zu machen.
Die Stunden vergingen, in welchen er aß, sich mit den Katzen beschäftigte und in seinem Zimmer ein wenig weiter die Kartons ausräumte. Da sie in den ersten tagen noch keine Hausaufgaben bekamen, musste er sich darüber keine Gedanken machen, was ganz praktisch war. Lediglich das Projekt mit Cole stand an, doch ließ dieser ganz schön auf sich warten. -
Die Zeit war vergangen wie im Fluge, ach man! Einzuschlagen war wirklich nicht der Plan gewesen. Cole rannte förmlich die Treppen runter und stoppte an dem großen Ganzkörperspiegel im Flur. Er richtete seine Haare, dir ganz zerzaust waren von seinem Nickerchen. Also nochmal ins Bad. Aber Tempo! Schnellen Schrittes ging er ins Bad, sprühte sich dabei mit Deo ein. Es war gar nicht seine Art, unpünktlich zu kommen. Nein, eigentlich haste er Unpünktlichkeit. Zum Glück hatten sie keine genaue Zeit ausgemacht. Im Bad kämmte er sich über seine Haare.
"Wo willst du denn hin?" Fragte seine Mutter, die in der Tür aufgetaucht war. Auf ihrem Rücken hing Cole's kleiner Bruder und lachte herzhaft, sie schieben gerade gespielt zu haben. Oder er hatte seine Mutter geärgert. Eins von beiden. "Zu einem Klassenkamerad. Er ist neu und wir haben ein Projekt zusammen." Antwortete Cole und band sich auf der zugeklappten Toilette die Schnürsenkel seiner alten Nike-Turnschuhe zu. Seine Mutter nickte und sein Bruder sprang von ihrem Rücken und rannte davon. Sie cremte sich ein und beobachtete Cole durch den Spiegel. "Viel Spaß, Liebling. Doch tut nichts dummes, ja?" Bat sie ihn. Sie hatte schon ein paar Sachen von seinen Machenschaften mitbekommen, da auch manchmal die Polizei mit involviert wurde. Er küsste sie auf die Wange und grinste. "Niemals" sagte er beiläufig als er das Badezimmer verließ. Gerade wollte er seine Schlüssel holen, doch sie waren nicht an der gewohnten Stelle aufzufinden. Er sah sich überall um und fand sie dann auf einen anderen Schrank liegen, steckte sie in seine Tasche und verließ schnellen Schrittes das Haus. Den Zettel mit der Adresse hatte er in der Hand und es dauerte circa 10-15 Minuten, bis er ankam. Kurz betrachtete er das weiße Haus. Es gefiel ihm recht gut, war schlicht gestaltet. Er war gespannt, wie es wohl drinnen aussehen würde. Cole betätigte die Klingel und wartete, bis die Tür aufgemacht wurde.
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Bryan hatte einige Zeit gezockt, weshalb die Zeit recht schnell verging. Dennoch wunderte er sich darüber, dass Cole immer noch nicht bei ihm aufgetaucht war. Immerhin war es schon nach achtzehn Uhr und er hatte nicht erwartet, dass Cole SO spät kommen würde. Am späten Nachmittag, vielleicht noch grob gegen Abend hin, doch war es nun schon deutlich später. Sie würden am nächsten wieder zur Schule müssen, weshalb sie auch nicht ewig an dem Projekt hocken konnten.
Gerade streckte er sich ein wenig und nahm seit Headset ab, da er mal kurz auf die Toilette musste, als es plötzlich an der Haustür klingelte. Ob das wohl Cole war, welcher nun doch noch gekommen war? Bryan erhob sich und verließ sein Zimmer. Er ging die Treppen hinunter, öffnete die Tür und sah tatsächlich Cole vor sich stehen. "Bist ja doch noch gekommen." Stellte er schmunzelnd fest, denn er sah, dass sich der Andere anscheinend etwas beeilt hatte.
Bryan trat zur Seite, damit Cole hinein kommen konnte. Im Flur war nicht allzu viel zu sehen. Lediglich die Treppe, welche nach oben führte und an welcher es an der rechten Seite noch weiter nach hinten, zu einer zweiten Tür ging, welche in den Garten führte. Links an der Wand, neben der Haustür, war eine Garderobe mit Sitzbank, an welcher einige Jacken hingen. Für die Schuhe gab es ein Fach unter der Sitzbank, welches man öffnen konnte und eine kleine Ablage gab es ebenfalls, auf welcher eine Schale mit Schlüsseln drin stand. Der Flur war schlicht in weiß gehalten, die Treppenstufen in einem hellen Holzton, ebenso wie der Handlauf des Geländers, welches Glasscheiben Anstelle von Streben hatte. Vom Flur gingen noch drei weitere Türen ab. Eine führte ins Wohnzimmer, eine in die Küche und eine in ein kleines Gästebad, in welchem es lediglich eine Toilette und ein Waschbecken gab.
Bisher hatten sie nicht besonders viel an dem Haus gemacht, sondern es so übernommen. Streichen und all das würden sie erst mit der Zeit. Die Möbel standen natürlich schon, wenn auch teilweise etwas durcheinander, da einfach noch nicht die Zeit war, irgendwas zu machen. Der Flur sah jedoch so aus, als sei bereits alles fertig, was einfach daran lag, dass es im Flur nicht viel zu tun gab.
"Wollen wir hier unten bleiben, oder ich mein Zimmer hoch?" Fragte Bryan den Anderen, da es ihm egal war. Kartons standen überall herum und da sie alleine waren, war es auch egal, wo sie sich aufhielten. -
Cole Schritt zur Tür hinein und fuhr sich durchs Haar. "Ja, sorry echt, ist wirklich etwas später geworden als ich eigentlich geplant hatte." gab er zu und sah sich im Haus um. Seine Augen wanderten durch die Gegend, an die weißen Wände, an die Türen und schließlich zu Bryan. "Schick." Gab er kurz und leicht grinsend von sich, wenn man bedenkt, dass es noch nicht wirklich belebt bei ihnen aussieht. Er zog die Schuhe aus und stellte sie in das Fach unter der Sitzbank, welches er entdeckt hatte. Er öffnete es und schloss es danach wieder. Es war teilweise geraten, doch da Cole nirgends sonst einen Platz für die Schuhe entdeckt hatte, traf sein Verdacht voll ins Schwarze. Kurz streckte er sich, er war eben erst vor weniger als einer halben Stunde wieder aufgewacht. Auf die Frage von Bryan antwortete er mit einem Schulterzucken. Er war hier nur Gast und würde keine Anforderungen oder sonstiges stellen, zudem war es ihm gleichgültig, wo sie sich aufhielten.
Cole nahm sein Handy aus der Hosentasche und sah auf das Display. Er hatte 12 neue Nachrichten und 2 verpasste Anrufe. Diese würde er jedoch erst später beantworten. Darunter waren Nachrichten seiner "Freunde", die jedoch echt nicht seine wahren Freunde waren. Doch einige Nachrichten waren auch von seinen richtigen Kumpels aus der Schule. Sie wollten wissen, ob er zu der Party kommen würde, die eine Klassenkameradin schmeißen wollte. Schnell steckte er das Handy wieder weg. Es war ganz schön viel Input für ihn, da er noch nicht richtig bei der Sache war aufgrund seines Mittagsschläfchen. Doch nun würde er sich auf das anstehende Projekt konzentrieren.
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