Beiträge von Darii

    Tyler zog scharf die Luft ein, als der Andere ihm gegen die Schulter boxte, da es weh tat. Er hielt sich diese anschließend auch, biss jedoch die Zähne zusammen und sagte nichts dazu. Als der Andere ihm das Päckchen in die Hand drückte, nahm er es und machte Kehrt, um zügig weg zu gehen.


    Bryan hatte seinen Bruder an dem Abend nicht noch belästigt, doch würde er an nächsten Tag definitiv mit ihm reden, sofern er Zeit dafür hatte. Immerhin hatte sein Bruder im Studium einen recht vollen Plan, weshalb er nicht rund um die Uhr quatschen konnte und es wäre schließlich auch ein längeres Thema. Er hatte sich nur noch einen Film angeschaut und war anschließend schlafen gegangen.
    Die Nacht hatte er dieses Mal zum Glück recht gut durchgeschlafen, war wie gewohnt am Morgen aufgestanden und hatte sich im Badezimmer fertig gemacht. Dort nahm er, während seiner Morgenroutine, auch immer seine Testosterontabletten, Abends war es dasselbe Spiel. So war es am leichtesten, da er es nicht vergessen konnte. Nachdem er im Bad fertig war, zog er sich frische Klamotten an und ging hinunter, wo er die Katzen versorgte, bevor er sich selbst etwas fertig machte. Es war einfach derselbe Ablauf wie immer, bevor er sich auf den Weg zur Schule machte.
    Wie Cole wohl an diesem Tag drauf sein würde? In der Schule behandelten sie sich einfach wie Kumpels, was auch okay war, auch wenn Bryan ihn wirklich gerne auch dort küssen und ihm nahe sein würde. Natürlich kein ausgiebiges Küssen, sondern nur mal zwischendurch einen kurzen Kuss. Allerdings war er auch noch nicht bereit dafür, sich vor der Klasse und der Schule zu outen. Zu tief waren die Wunden noch, welche er durch seine ehemaligen Mitschüler davongetragen hatte. Er hatte jedoch Schiss davor, Cole könnte an diesem Tag anders sein. Dass er sich das alles doch nochmal hatte durch den Kopf gehen lassen und es jetzt doch nicht mehr wollte. Die Angst saß tief und es würde auch dauern, bis Bryan diese überwunden hatte. Er würde jeden Tag aufs neue Angst haben, dass Cole sich doch umentschied.

    Tyler konnte gar nicht so schnell schauen, wie er von dem Anderen am Kragen gepackt und gegen eine Mauer gedrückt wurde. Er hörte seine Drohung, welche eigentlich schon gar nicht mehr nötig wäre, da er ihm das Geld so oder so nun gegeben hätte. "Ist gut, ist gut! Komm runter!" Gab er von sich und fummelte sein Portemonnaie aus der Hosentasche, wo er den passenden betrag und noch zwanzig Euro extra raus holte und Cole dies dann in die Hand drückte. Er hatte wirklich keinen Bock im Krankenhaus zu landen. Er wusste selber nicht, was in ihn gefahren war, weshalb er ihn geboxt hatte. Normalerweise war er ein recht ruhiger Typ, war nicht handgreiflich, doch war er gerade einfach extrem gereizt, was sicherlich vor allem am Entzug lag, welcher ihn wahnsinnig machte. Dass er mal in eine Klinik sollte, war offensichtlich, doch wollte er sich das nicht wirklich eingestehen. "Hier, du hast dein Geld.. gib mir den Stoff und ich haue ab." Gab er noch von sich, da er nur noch seinen Stoff wollte und dann verschwinden würde. Zwar war er dennoch der Meinung, dass der Andere sich mal überlegen sollte, ob er seine möglichen Neukunden so behandeln wollte, doch hielt er lieber die Klappe. Ob er nochmal bei ihm kaufen würde, wusste er nicht. Allerdings würde er sowieso bald wieder abreisen.

    "Ja, fünf Minuten jetzt! Was ist mit den letzten tage, wo du mich hast zappeln lassen? So bekommt man sicher keine neuen Kunden." Kam von Tyler zurück. Der Typ würde doch nicht verticken, wenn es das Geld nicht bräuchte. Da war es sicher nicht sinnvoll, wenn man mögliche Neukunden direkt verärgerte. Die weiteren Aussagen des Anderen, sorgten dafür, dass Tyler nur noch angepisster war. Mochte sein, dass er übertrieb, doch gerade war er einfach angefressen. Als der Andere ihn dann noch unterschwellig beleidigte, platzte ihm die Hutschnur. "Was gehts dich an, hä?" Kam nun lauter von ihm. Bisher hatte er noch recht neutral gesprochen. Etwas angefressen, ja, aber nicht laut oder wirklich böse.
    Als der Jüngere dann dennoch den normalen Preis verlangte, konnte Tyler nicht mehr an sich halten und boxte ihm unüberlegt mitten ins Gesicht, mit all seiner Kraft. Er mochte vielleicht nicht der stärkste sein, doch so ein Hieb aufs Auge tat alle Mal weh. Im selben Moment realisierte er aber auch schon, was er getan hatte. Das war doch eigentlich gar nicht seine Art! "Ich... äh... sorry..." Stammelte er etwas von sich selbst geschockt. Machten das die Drogen mit ihm? Weil er gerade auf Entzug war? Er hatte keine Ahnung, doch ihm war direkt klar, dass das verdammt scheiße von ihm war.

    Bryan konnte und wollte gerade nicht mehr als ein 'Okay' von sich geben. All die Emotionen, in der kurzen Zeit, hatten ihn total aufgewühlt, weshalb er das erstmal verarbeiten musste. Genau das war einer der Gründe, weshalb er gerne mit jemandem darüber reden würde. Damit er solche Dinge auch verarbeiten konnte und Ratschläge bekam.. damit ihm einfach jemand zuhörte. Dass Cole ihm nun diesen Kompromiss anbot, bedeutete ihm viel, denn es zeigte, dass er Cole nicht egal sein konnte. Wäre er ihm egal, würde dieser ihm definitiv nicht diesen Kompromiss vorschlagen.
    Als der Ältere ihn plötzlich an sich zog, war Bryan ziemlich überrumpelt. Immerhin befanden sie sich in der Öffentlichkeit, wenn auch in einer Seitengasse, weshalb Bryan niemals damit gerechnet hätte, dass Cole ihn dort an sich ziehen und küssen könnte. Er erwiderte den Kuss jedoch umgehend und legte seine Arme um den Körper des Älteren. So überraschend, wie der Kuss kam, so überraschend endete er auch. Wie Cinderella verschwand Cole, nur zwei Stunden früher, als im Märchen, nachdem er Bryan nochmal einen kurzen Kuss auf die Lippen gedrückt und ihm gewunken hatte. Etwas verpeilt stand Bryan noch einen kleinen Moment in der Gasse, bevor er diese ebenfalls verließ und sich langsam auf den Heimweg machte. Während seine Gedanken kreisten, konnte er es sich nicht verkneifen, zwischendurch dennoch zu grinsen, bei den Erinnerungen und die Zeit auf der Lichtung. Es war wirklich schön und er hätte absolut nicht für möglich gehalten, dass Cole sowas mit ihm machen würde und das auch noch einen Tag, nachdem er noch so ausgerastet war.
    Lange brauchte er nicht, bis er zuhause ankam, wo er den Müll entsorgte, die Katzen versorgte und hinauf ging. Sein Rucksack landete in der Ecke und er schmiss sich auf sein Sofa. Dass Cole in die falsche Richtung gelaufen war, hatte Bryan nicht bemerkt. Er wusste schließlich nicht, wo Tristan eigentlich wohnte, weshalb ihm das nicht wirklich komisch vorgekommen war. Alex hatte immerhin erst ihn nach Hause gebracht und meinte nur, dass das nur ein kleiner Umweg wäre. Viel sagte das also nicht aus, weshalb er sich darüber auch gar keine Gedanken machte.


    (Nicht gelisteter Nebencharakter nur für diese Szene!)

    Tyler stand bereits seit gut fünfzehn Minuten im Park herum. Er war extra etwas eher gekommen und da verspätete sich der Dealer! Sofern er denn überhaupt noch kommen würde. Es kotzte ihn an. Eigentlich war er kein sonderlich aggressiver Typ, doch die Tatsache, dass es ohnehin schon so lange gedauert hatte, bis der Typ sich mal zu einem Treffen meldete und dann auch noch die Frechheit besaß, zu spät zu kommen, oder vielleicht gar nicht mehr aufzutauchen, machte ihn sauer. Dafür würde der Kerl definitiv nicht das ganze Geld bekommen!
    Leicht gereizt und nervös stand er relativ mittig im Park, an einer Bank, welche unter einem Baum stand. Dort konnte man sie nicht so gut sehen und somit konnte auch nicht so schnell jemand sehen, was sie trieben. Er schaute auf sein Handy, um die Uhrzeit zu checken. Ja, es waren erst fünf Minuten, doch war er schon davon ausgegangen, der Typ würde etwas eher kommen oder zumindest pünktlich.
    Gerade steckte er sein Handy wieder weg, als ihn jemand von der Seite ansprach, weshalb er zu diesem schaute und ihn musterte. Der Typ war doch noch keine achtzehn, oder? Konnte Tyler eigentlich auch egal sein. Immerhin vertickte er nicht an ihn, sondern umgekehrt. "Richtig und ich warte hier schon seit einer Viertelstunde. Kann doch nicht so schwer sein, pünktlich zu kommen, oder?" Entgegnete er gereizt. Man merkte deutlich, dass er es nicht witzig fand und ihm ein lapidares 'Sorry' nicht reichte. "Dafür und dafür, dass es so Arsch lange gedauert hat, bekommst du nur die Hälfte." Entschied er dann auch schon, da er es nicht einsah, ihm so viel Kohle in die Flossen zu drücken, wenn der Kerl nicht mal pünktlich sein konnte.

    Bryan empfand es als wahnsinnig unfair, dass er nur Verständnis für Coles Situation haben sollte, während er selbst auf der Strecke blieb. Er hatte sich Cole offenbart, ihm erzählt, dass er gemobbt wurde, keine Freunde hatte und auch noch nie mit jemandem zusammen war. Dass er der Erste war, welchen er richtig küsste. Sollte es da nicht selbstverständlich sein, dass er auch gerne jemanden zum reden hätte? Jemanden, der ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Der ihn auffangen konnte, wenn es doch nicht funktionierte, der ihm sagte, dass es schon werden würde, sollten sie sich streiten. Es gab so vieles, wo nur eine vertraute Person helfen konnte. Von dem Aspekt abgesehen, dass Bryan seine Freude und sein Glück auch einfach mit irgendwem teilen wollte. Er hatte doch immer nur seinen Bruder, welcher ihn immer unterstützt hatte, mit dem er täglich Kontakt hatte, weil sie einander so nahe standen. Er hatte doch nicht verlangt, seinen Eltern, den online Freunden oder gar Mitschülern etwas erzählen zu dürfen, sondern lediglich seinem Bruder.

    Er lief den Weg weiter, die Gedanken kreisend. Sicher war es das Beste... Cole musste erstmal mit sich selbst klar kommen... mit sich selbst ins Reine kommen, bevor er wirklich eine Beziehung eingehen konnte... oder? Bryan hatte keine Ahnung. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Es war einfach zu viel.
    Hatte er richtig entschieden? War es wirklich das Beste, wenn sie es einfach lassen würden? Er wusste es nicht und der Gedanke, es wirklich zu lassen, zerriss ihm das Herz. Er wollte das mit Cole doch eigentlich gar nicht beenden, bevor es richtig angefangen hatte! Doch hatte das überhaupt eine Zukunft, wenn es schon an so einer Kleinigkeit scheiterte?

    Bryan hörte Coles Worte und im ersten Moment schrie sein Hirn 'Bleib stehen, verdammt!', doch er tat es nicht. Er lief weiter, wollte nur noch nach Hause gehen, sich in sein Bett schmeißen und die Welt dafür verfluchen, dass er war, wie er war. Dass er nicht einfach mal ein ruhiges Leben führen konnte. Ihm war bewusst, dass gerade Jugendliche viel Drama in ihrem Leben hatten, doch so viel? Und solche Dinge? Er hatte keine Ahnung... was er wusste war, dass er gerade wieder das Gefühl hatte, zu zerbrechen und irgendwann würde man die Scherben nicht mehr zusammenkleben können...
    Als er eine Hand an seinem Handgelenk spürte, zuckte er leicht zusammen. Er schaute Cole an, hörte seine Worte und im nächsten Moment fand er sich in einer Gasse wieder. Wieso war er ihm hinterher gelaufen? Wieso konnte er es nicht einfach dabei belassen? Hatte er etwa doch so viel für ihn übrig, dass auch er nicht wollte, dass es zu Ende ging, bevor es wirklich angefangen hatte? - Erneut schwirrten ihm so viele Fragen durch den Kopf, auf welche er selbst keine Antworten hatte.
    Er schaute in Coles Augen und hörte seine Worte. War er wirklich bereit, diesen Kompromiss einzugehen? Für Bryan? "Okay..." Nickte der Jüngere leicht. Für ihn war es keine Frage, er ging den Kompromiss kommentarlos ein. Er wollte Cole weiterhin bei sich haben und wenn er so zumindest mit seinem Bruder reden durfte, wäre das für ihn okay.
    Dennoch merkte man ihm an, dass ihn die Situation nicht kalt gelassen hatte. Er war einfach niemand, dem sowas egal war. Er war einfach ein Gefühlsmensch, was nicht immer gut war, denn so konnte man auch schneller verletzt werden.

    Bryan spannte sich automatisch an, als Cole so wütend wurde und bedrohlich auf ihn zukam. Er wollte nicht wieder das Opfer sein... nicht wieder derjenige sein, der sich ständig fertigmachen ließ und nichts dagegen tat... Doch was sollte er tun? Wie sollte er sich denn gegen Cole wehren können? Dieser Moment hielt ihm wieder deutlich vor Augen, dass Cole im Grunde eine tickende Zeitbombe war. Dass dieser jederzeit explodieren konnte und Bryan könnte derjenige sein, der alles abbekam und darunter leiden würde. Das wollte er nicht... er wollte nicht derjenige sein, der alles abbekam, der vielleicht verprügelt wurde. Ja, es brachte ihn ernsthaft dazu, darüber nachzudenken, ob das mit ihnen überhaupt funktionieren könnte, wenn Cole solche Ausraster öfter hatte. Gerade schien Cole sich noch im Zaum zu halten, doch würde er das immer können? Bryan hatte keine Ahnung, doch gerade war er wieder völlig hin- und hergerissen.

    Er biss die Zähne zusammen, ballte seine Hände zu Fäusten, wodurch er den Griff der Plastiktüte fest umklammerte. Er atmete kurz tief durch, schloss einen Moment die Augen. "Vielleicht..." Kam nun von seiner Seite aus. "Vielleicht... wäre es besser... wenn wir es einfach lassen würde..." Sein Satz wurde zum Ende hin immer leiser. Ja, er wollte für Cole da sein. Und er wollte ihm nahe sein, ihn küssen, sich an ihn schmiegen. Doch gerade... gerade hatte er nur im Kopf, dass er nicht wieder dieses Opfer werden wollte, welches sich ständig einschüchtern ließ und nach der Pfeife anderer tanzte. Er konnte vollkommen verstehen, dass Cole noch nicht wollte, dass in der Schule jemand davon wusste. Doch was er sich da zusammenspann... was dachte er denn bitte, was Bryans Bruder für ein Mensch war? Oder gar seine Eltern? Weshalb sollten sie denn bitte in die Schule kommen und Mitschüler nach ihm fragen, wenn sie Bryan doch auch einfach direkt fragen könnten? Zumal sie sowas sowieso niemals tun würden, genauso wenig würde sein Bruder ihnen einfach etwas erzählen und sie wären ganz sicher auch nicht so leichtsinnig, in der Öffentlichkeit über solche Dinge zu reden.
    "Du solltest zu Tristan gehen... ich geh nach Hause..." Kam noch leise von ihm, ehe er sich zum weitergehen umwandte. Nein, er würde das ganz sicher nicht mitmachen... er würde nicht wieder in der Ecke kriechen, sich alles schwerer machen, als es ohnehin schon war... Bryan wollte endlich leben und sich das nicht kaputt machen. Ein kleines Versteckspiel, bis Cole bereit dazu war, es seiner Familie und seinen Freunden zu sagen, wäre okay. Das würde Bryan problemlos mitmachen, da er es verstehen konnte. Doch musste Cole auch verstehen, dass auch Bryan jemanden zum reden brauchte. Eine Vertrauensperson, der er offen alles erzählen konnte, was ihm auf dem Herzen lag.

    Als Cole so abrupt stehen blieb, blieb auch Bryan stehen, welcher zu ihm schaute. Er sah den entsetzten Gesichtsausdruck des Anderen und ihm war sofort klar, dass er das lieber nicht hätte fragen sollen. Doch was sollte er machen? Er brauchte doch auch irgendwen zum reden... Cole konnte bei Fragen zu ihm kommen, doch mit wem sollte Bryan reden? Er konnte schlecht Cole um Rat fragen, wenn es um ihn selbst ging und vor allem gab es bei Bryan auch einfach noch ganz andere Dinge, die da mit bei spielten, über welche er mit irgendwem reden musste.
    "Weil ich ihm vertraue und ich auch jemanden zum reden brauche." Kam deshalb auch etwas leiser, aber ernst von ihm. "Außerdem ist er ein Außenstehender, der dich nicht kennt und niemandem irgendwas verraten könnte, was er sowieso nicht tun würde." Fügte er noch hinzu. Er kannte seinen Bruder und wusste ganz genau, dass dieser niemandem etwas erzählen würde, davon abgesehen, dass er sowieso in einer anderen Stadt war und weder Cole, noch dessen Familie, Freunde oder andere Klassenkameraden der beiden kannte. Es gab also eigentlich keinen Grund, sich Sorgen über sowas zu machen. Bryan wollte einfach nur nicht alleine mit alle dem herum laufen, ohne sich von irgendwem Rat holen zu können, ohne seine Gefühle mit jemandem teilen zu können. Sein Bruder war ihm, neben seinen Eltern, der wichtigste Mensch und er vertraute ihm voll und ganz.

    Man sah Bryan deutlich an, dass ihm das wichtig war. Er hatte doch auch ein Recht darauf, mit jemandem zu reden, oder nicht? Cole könnte schließlich auch mit seinem Bruder, seiner Mutter oder seinen Freunden darüber sprechen, wenn er das wollte. Bryan fände es, zumindest bei Tristan, auch nicht sonderlich lustig, doch könnte er es durchaus verstehen. Er schaute Cole nahezu flehend an. Es ging doch nur um seinen Bruder, nicht um die halbe Welt! Sein Bruder könnte Cole doch gar nichts!

    Dass der Abend schon vorbei war, fand Bryan wirklich schade. Er wäre wirklich gerne noch länger mit Cole geblieben, doch ließ es sich nun mal nicht ändern. Als der Andere meinte, dass Tristan ihn umbringen würde, wenn er nicht bald Geld für neue Kippen bekäme, rümpfte Bryan etwas die Nase: "Dann soll er mit dem rauchen aufhören. Ist sowieso eine total beschissene Angewohnheit." Gab er zurück, grinste dabei jedoch etwas. Er konnte sich an eine Zeit erinnern, wo sein Bruder sich auch im Rauchen versucht hatte, weshalb es in seinem Zimmer dauernd nach Zigarettenqualm roch, was echt ekelhaft war. Dieser hatte es dann aber auch gelassen, weil er es im Endeffekt eigentlich ekelig fand, aber dahingehend versucht hatte, ein Mitläufer zu sein. Seitdem konnte Bryan es nicht haben, wenn es zu stark nach Zigarettenqualm roch. Bei Cole ging es zumindest noch, doch hatte dieser bisher auch nie direkt in Bryans Gegenwart geraucht und er stank nicht so extrem danach, wie manch andere, wo man halb umkippte, wenn sie in der Nähe waren.

    Nachdem die beiden noch die XXL Cola geleert hatten, räumten sie so langsam zusammen. Bryan nahm die Tüte vom Essen, in welche sie den Müll getan hatten, um diesen mitzunehmen. Sich locker unterhaltend liefen die beiden nebeneinander her. Man sah Bryan deutlich an, dass ihm die Zeit gefallen hatte und er glücklich war. Ja, er war wirklich glücklich und das konnte und wollte er auch gar nicht verbergen. Wieso auch? Am liebsten würde er es auch mit jemandem teilen, doch durfte er das nicht. Wie gerne würde er seinem Bruder davon erzählen? Er erzählte ihm alles, umgekehrt genauso. Sicherlich hatte sein Bruder das eine oder andere, was er Bryan nicht erzählte. Immerhin war er ein Stückchen älter und es gab nun mal Dinge, die man seinen jüngeren Geschwistern nicht unbedingt erzählte. Doch grundsätzlich teilten sie eigentlich so ziemlich alles miteinander. Ob es Cole stören würde, wenn er mit ihm darüber reden würde?
    Nachdenklich lief er weiter neben Cole her, während er nach vorne schaute. "Cole? Darf ich zumindest mit meinem Bruder darüber... also.. über uns... reden?" Fragte er zögernd und vorsichtig, sich darauf gefasst machend, dass der Andere sauer werden könnte. Vergessen war dessen Ausraster nicht, weshalb Bryan schon irgendwie damit rechnete, dass er ausrasten könnte. Er wollte jedoch einfach mal fragen, denn vielleicht dürfte er zumindest mit seinem großen Bruder darüber reden? Das würde ihm zumindest ein bisschen die Last der Geheimniskrämerei von den Schultern nehmen.

    Bryan war froh, dass Cole ihn nicht dazu drängte, etwas zu erzählen. Er akzeptierte es und ging gleich auf den Themenwechsel ein, was den Jüngeren unheimlich erleichterte und dafür sorgte, dass er Cole noch etwas anziehender fand. Die Tatsache, dass dieser es verstehen und akzeptieren konnte, dass Bryan etwas nicht erzählen wollte, war unheimlich schön. Es gab genug Menschen, die ihn gelöchert hätten oder die ihm dumm gekommen wären.
    Er hörte Cole dabei zu, wie dieser ihm erzählte, wie er Tristan und Alex kennenlernte. Bei Tristan war es ziemlich unspektakulär und bei der Story zu Alex, musste Bryan immer wieder mal lachen, da es einfach zu komisch war. Es war wirklich interessant. Irgendwie hätte er Alex auch nicht so eingeschätzt, doch war dieser damals ja auch noch jünger. Dass er sich dann mit einem deutlich jüngeren angefreundet hatte, zeigte eigentlich auch, dass er kein übler Kerl sein konnte, wobei Bryan ohnehin nicht das Gefühl hatte, dass Alex ein schlechter kein sein könnte.

    Die beiden erzählten sich alles mögliche, wobei Bryan auch von den Unterhaltungen und 'Abenteuern' mit seinen online Freunden berichtete, da da auch einige lustige Dinge bei waren. Es war einfach eine so unbeschwerte Zeit, die die beiden miteinander verbrachten, welche sie auch beide genossen, sich zwischendurch immer wieder mal küssten, sich Nähe spendeten.
    Als der Ältere ihn auf den Sonnenuntergang aufmerksam machte, setzte Bryan sich mit ihm auf und rutschte dicht an Cole heran, während er den Sonnenuntergang beobachtete. Langsam tauchte die untergehende Sonne den Himmel in orange, gelbe, rötliche und teils rosane Farben, welche den Himmel weiterhin erleuchteten. Sein Blick wandte sich ebenfalls zu Cole, welchen er anlächelte, ehe er sich zu ihm rüber beugte und ihm einen sanften, etwas längeren Kuss auf die Lippen drückte. Nie hätte er gedacht, sich mit Cole den Sonnenuntergang anzuschauen. Wie konnte so schnell sowas schönes entstehen? Als hätte es die Zweifel nie gegeben. Wie lange würden sie das genießen können? Wie würde sich alles entwickeln? Es waren diese Fragen und noch mehr, welche Bryan im Kopf umher spukten.
    Langsam löste er den Kuss wieder und blickte dem Anderen in die Augen. Am liebsten würde er aussprechen, was sein Herz fühlte, doch war es dafür noch zu früh, oder? Würde er es aussprechen, würde Cole sicherlich schnell Reißaus nehmen. Dann wäre es vorbei... Nein, das wollte Bryan nicht. Er wollte erstmal abwarten, wollte sehen, wie sich das alles wirklich entwickelte.
    Erneut drückte er dem Anderen einen kurzen Kuss auf, ehe er wieder in Richtung Sonnenuntergang blickte, wo der letzte Zipfel der Sonne gerade verschwand. So schön Sonnenuntergänge auch waren, sie gingen wirklich schnell vorbei. Wahrscheinlich war genau das das Besondere an ihnen, neben der Schönheit? "Wann musst du los?" Fragte Bryan den Anderen leise, zu welchem er wieder schaute. Am liebsten würde er ihn nicht gehen lassen, oder zumindest mitkommen.

    Bryan konnte sich kaum vorstellen, dass Cole es so schwer haben würde, wie er. In dieser Stadt schien es anders zu sein, zumal das Mobbing nicht durch seine Homosexualität ausgelöst wurde, doch würde er das noch nicht erzählen. Er war damals froh, seine Familie zu haben und als er dann anfing, so viel im Internet unterwegs zu sein und darüber Leute kennenzulernen, war er auch froh, diese zu haben. Sie waren seine einzigen Freunde und er war froh, dass sie ihn so nahmen, wie er war, wobei er auch ihnen nichts von seiner Transsexualität erzählt hatte. Als er sie kennenlernte, nahm er bereits seit gut einem Jahr Testosteron und hatte entsprechend eine tiefere Stimme und ein maskulineres Aussehen.
    Als Cole nochmal nachhakte, nickte Bryan leicht. "Ist in so einem Dorf nichts ungewöhnliches..." Gab er dabei von sich, da dort einfach alles schnell die Runde machte und alles, was anders war, wurde erstmal verpönt. Sicherlich gab es auch Dörfer, wo das nicht so war, doch in dem waren die Leute wirklich schlimm. Leicht spannte Bryan sich an, als Cole nachfragte, warum er gemobbt wurde und ob es einen Grund dafür gab. "Nichts kann Mobbing begründen..." Meinte er zunächst, denn vollkommen egal, wie jemand war... ob beeinträchtigt, ob er oder sie anders aussah, wegen der Herkunft, Körperfülle, Sexualität oder sonst war... nicht begründete es, jemanden fertig zu machen und diese Menschen damit teilweise sogar in den Tod zu treiben. "Ich möchte nicht darüber reden... vielleicht irgendwann mal..." Murmelte er noch, während er seine Wange an Coles Hand schmiegte und ihm in die Augen schaute. Er konnte noch nicht darüber reden, denn dann müsste er ihm zwangsläufig sein Geheimnis verraten und das wollte er nicht.
    "Lass uns über was schöneres reden." Schlug er vor und dachte einen Moment nach. "Wie lange und woher kennst du denn Tristan und Alex?" Wollte er wissen, da ihn das schon sehr interessierte. Die drei schienen sich schon lange zu kennen und verstanden sich offensichtlich auch sehr gut. Gerade bei Alex interessierte es ihn, da dieser etwas älter war.

    Vollkommen in den Kuss vertieft, dachte Bryan gar nicht darüber nach, dass jemand vorbeikommen würde. Wobei... unterbewusst hatte er das schon irgendwie im Kopf. Immerhin würde es nicht nur Cole betreffen, sondern auch ihn. Zwar schien Homosexualität in dieser Stadt kein so großes Thema zu sein, doch war er dennoch lieber irgendwie vorsichtig.
    Er spürte Coles Hand, welche über seinen Körper strich, hinab zu seiner Hüfte. Jede Berührung, jede Regung nahm er auf und verinnerlichte sie. Wie lange das alles wohl anhalten würde? Er wollte nicht, dass es irgendwann endete, doch sollte es enden, müsste er es akzeptieren. Das stand, zumindest hoffentlich, noch in weiter Ferne... zumindest für ein paar Wochen vielleicht...
    Als Cole den Kuss langsam löste, öffnete Bryan seine Augen und schaute ihn an. Er lächelte, würde ihn am liebsten weiterhin küssen, vollkommen ungeachtet dessen, dass sie sich jetzt schon länger geküsst hatten, als die letzten Male. Allerdings mussten sie auch mal Luft holen und konnten schließlich nicht die ganze Zeit nur rummachen. Bryan ließ sich näher an den Älteren heran ziehen, wobei er sich dann einfach halb seitlich legte, sodass er einen Arm über Coles Bauch legen und seine Wange auf dessen Brust legen konnte, um ihn so anzuschauen. Er hörte sein Herz schlagen, welches nicht weniger kräftig schlug, als sein eigenes. Nachdem Cole am Vortag erst so aggressiv reagiert hatte, hätte Bryan niemals erwartet, dass sie sich nur kurze Zeit später küssen und am nächsten Tag auch wieder so eng zusammen sein würden. Irgendwie glaubte er, wirklich, er würde träumen, denn es wirkte so vollkommen unwirklich. "Hmh.." Gab er bestätigend zurück, während er Coles Gesicht musterte. Ob er bei den Mädchen, mit denen er bisher was hatte, auch so gedacht hatte? Irgendwie würde es Bryan schon interessieren, wie es mit diesen war. Ob es Cole gefallen hatte und ob er wirklich verliebt war.

    Weiter darüber nachdenken konnte er nicht, denn der Andere stellte ihm eine Frage, welche ihn ins Hier und Jetzt zurück holte. Nachdenklich schaute er ihn an. "Bei meiner Familie war es relativ unspektakulär..." Murmelte er, da seine Familie zwar etwas baff war, doch nach seinem ersten Outing als Transsexueller, war das kein wirklicher Schock mehr. Etwas seufzte er und drückte sich hoch, sodass er nun über Cole war und diesen anschaute. "Auf dem Dorf ist sowas ein bisschen anders..." Fing er an und überlegte, wie er es ihm erzählen konnte, ohne zu viel zu sagen. "Ich war da sowieso schon das Mobbingopfer. Geoutet habe ich mich in der Schule also nie wirklich, musste ich aber auch nicht, weil sie sowieso der Meinung waren, sie wüssten alles. Freunde hatte ich dort nicht." Erzählte er dann frei heraus. Weshalb er gemobbt wurde, ließ er dabei bewusst weg. "Ich habe ein paar online Freundschaften. Die haben es auch ziemlich entspannt aufgenommen, außer einer. Der war aber sowieso schon von Anfang an ziemlich komisch drauf." Erzählte er dann noch, da er online durchaus ein paar Freunde hatte, mit denen er auch zockte. In der Schule hatte das damals jedoch vollkommen anders ausgesehen.

    Bryan nickte zustimmend, denn er konnte sich auch sehr gut vorstellen, dass der Sonnenuntergang unheimlich schön aussehen wird. Die beiden aßen in Ruhe und unterhielten sich dabei entspannt. Bryan genoss diese Zeit und die Nähe mit Cole. Es fühlte sich einfach richtig an und er wünschte sich, dass es ewig so weitergehen würde. Ja, es war ein stetiges Risiko, doch darüber dachte er einfach nicht nach. Er genoss nur, wollte die Zeit mit Cole ausnutzen, ihm nahe sein und ihm auch zeigen, dass es vollkommen in Ordnung war, auf dasselbe Geschlecht zu stehen. Ob Cole die ganze Sache vielleicht anders sehen würde, wenn er von Bryans Geheimnis wüsste? Sollte dieser ihn dann einfach als Mädchen ansehen, würde es den Jüngeren unheimlich verletzen. Er wüsste nicht, wie er in dem Fall noch weiter mit dem Anderen umgehen sollte. Er war kein Mädchen, auch wenn er biologisch betrachtet als solches auf die Welt kam und würde Cole das dann anders sehen, würde Bryan wohl keine Zukunft mit ihm sehen.
    Über solch negative Dinge wollte er sich jetzt aber auch keine Gedanken machen. Er wollte im Hier und Jetzt leben und die Zeit genießen, die sie hatten.
    Nachdem sie aufgegessen hatten, legte auch Bryan sich hin und schaute in den Himmel. Er musterte die Wolken und schmunzelte, als Cole in einer einen Hund und in einer anderen eine Toilette erkannte. Auch er hielt Ausschau nach Wolken, die irgendwas darstellen könnten. "Die da sieht aus, wie ein riesiges Faultier", deutete er auf eine, welche tatsächlich ein wenig aussah, wie ein Faultier, welches an einem Ast hing.
    Sie lachten, quatschten und immer wieder blickte Bryan zu dem anderen, stieß ihn ab und zu mit der Schulter an. Spielerisch und sanft. Er glaubte kaum, dass der Andere sowas auch mit seinen Kumpels machen würde.

    Vor allem, als Cole seine Hand griff, bezweifelte er am meisten, dass dieser sowas mit seinen Kumpels machen würde. Bryan schob seine Finger zwischen die des Älteren, welchen er dabei anschaute. All diese kleinen Berührungen erzeugten so große Gefühle in ihm, dass er gar nicht wusste, wohin mit diesen.
    Als Cole sich dann noch über ihn beugte, musterte Bryan seine grünen Augen wieder. Er ließ sich durch die gestylten Haare streichen, musterte Coles Gesicht, seine Augen, seine Lippen... "Deine sind nicht weniger schön..." Gab er leise zurück, denn er fand Coles Augen ebenfalls unheimlich schön. Bryan hatte durchaus auch schon darüber nachgedacht, was genau ihn an Cole eigentlich so sehr anzog. War es diese leicht dominante Art? Irgendwie schon... das verwegene Aussehen? Ja, auch... Die sanfte Art, mit welcher er ihn behandelte? Definitiv auch... irgendwie war es alles an ihm. Natürlich machte ihm die aggressive Seite irgendwie Angst, das war auch kein Wunder und vollkommen normal. Doch irgendwie glaubte er nicht, dass Cole ihm gegenüber wirklich ernsthaft handgreiflich werden würde, denn dann hätte dieser ihm am Vortag doch ganz sicher längst eine reingehauen, sich nicht entschuldigt und ihm nicht den Kühlakku gegeben, oder?
    Als sich ihre Lippen zum ersten Mal an diesem Tag trafen, schloss Bryan seine Augen und erwiderte den Kuss zärtlich. Seine freie Hand legte er in Coles Nacken, mit der anderen hielt er die andere Hand des Älteren weiterhin fest. Wieder schmiegten sich ihre Lippen aneinander, strichen zart übereinander. Es war ein Moment, der die Zeit anzuhalten schien, der ihn alle Sorgen vergessen ließ und nur Glückshormone freisetzte. Er war sich bereits sicher, dass das Liebe war, denn genau so wurde sie doch beschrieben, oder? Dieses Kribbeln, die Glückseligkeit...
    Bryan nahm seine Hand aus Coles Nacken und legte sie stattdessen an seine Seite, während er leicht an dessen Unterlippe saugte, nur, um ihn anschließend gleich wieder zu küssen. Auch er wurde selbstsicherer, auch wenn er sich immer noch Gedanken darüber machte, ob er überhaupt halbwegs gut küsste.

    Bryan blickte zu Cole, als dieser meinte, er hätte nicht für ihn zahlen müssen. "Beim nächsten Mal zahlst du einfach", gab er Schultern zuckend zurück. Er sah das eben nicht so eng und fand, dass man sich einfach abwechseln konnte. Wäre doch auch scheiße, wenn jedes Mal derselbe zahlte. Nein, so war Bryan einfach nicht. Er würde sich nicht ständig einladen lassen.

    Die beiden machten sich wieder auf den Weg und dabei erläuterte Cole ihm, dass er am späten Abend nochmal zu Tristan musste, weil er ihm Geld schuldete. Ein wenig schade fand Bryan das schon, doch ließ es sich nicht ändern. "Okay. Dann bleiben wir einfach so lange, wie es geht." Gab er zurück. Zumindest wollte er die Zeit ausnutzen, die sie hatten.
    Da Cole das Geld noch holen musste, gingen die beiden erstmal zu Cole nach Hause, wo dieser den Jüngeren anwies, draußen zu warten. Daher blieb Bryan auch dort stehen und schaute Cole kurz nach, ehe er sein Handy raus holte und sich damit befasste. Er war sehr froh, dass seine alten Mitschüler nicht seine Handynummer hatten, da sie sich so auch nicht melden könnten, wenn sie es wollten. Natürlich nur, um ihm weiterhin dumm zu kommen, denn er bezweifelte stark, dass sie sich jemals für ihr Verhalten entschuldigen würden.
    Während Bryan wartete, schrieb er ein wenig mit seinem Bruder, welcher ihm von der Uni erzählte. Bryan vermisste ihn schon sehr. Sie hatten sich bereits seit einigen Wochen nicht gesehen, was für ihn ungewohnt war. Immerhin hatten sie sich früher täglich gesehen und sein großer Bruder war immer sein Halt gewesen. Nun war er nicht da, auch wenn sie täglich Kontakt hatten. Es war einfach nicht dasselbe.
    Bryan hob seinen Kopf, als Cole wieder bei ihm war, weshalb er leicht lächelte und sein Handy wieder weg steckte. "Dann mal los." Gab er von sich und die beiden machten sich gleich auf den Weg. Dabei unterhielten sie sich über dieses und jenes, nichts auffälliges, oder so. Allzu lange war der Weg auch nicht, weshalb sie schon bald an der Lichtung ankamen, welche Bryan musterte, da er sie nun zum ersten Mal am Tag sah. Auch dann war sie wirklich schön, wobei ihm der Sternenhimmel dennoch besser gefiel. Dieser hatte an diesem Ort einfach etwas magisches. Bryan nahm Cole das Essen ab, damit dieser die Decke ausbreiten konnte, auf welche sie sich setzten, nachdem Bryan seinen Rucksack abgenommen und an die Seite gestellt hatte. Das Essen war noch warm, als sie es auspackten und Bryan schnappte sich direkt ein paar von seinen Pommes, welche er sich in den Mund schob. "Die Lichtung ist echt schön." Gab er von sich, nachdem er geschluckt und sich nochmals umgesehen hatte.

    Etwas musste Bryan schmunzeln, als Cole zusammenzuckte. "Sorry." Kam von ihm, doch fand er es schon irgendwie amüsant. Dass Cole seine Hand direkt zur Faust ballte, hatte ihn zwar erst verunsichert, doch hatte dieser nicht zugeschlagen oder es auch nur angedeutet, sondern lockerte seine Hand auch gleich schon wieder. Er war davon ausgegangen, der Ältere hätte ihn kommen sehen oder zumindest seine Schritte gehört, doch anscheinend war er in seine Gedanken vertieft. Worüber er wohl nachgedacht hatte?
    "Schon okay", wank Bryan ab, welcher seine Hände in die Hosentaschen schob. Am liebsten würde er ihn umarmen und ihm einen Kuss geben. Ja, er wollte seine Nähe, doch ging das hier nicht, weshalb er seine Hände lieber in seinen Taschen vergrub. Ob wohl irgendwann der Zeitpunkt kommen würde, wo es für Cole okay wäre? Erstmal müsste sich das Verhältnis zwischen ihnen sowieso klären. Wäre immerhin komisch, wenn sie knutschend auf dem Schulhof stünden und eigentlich gar nicht zusammen waren, zumindest noch nicht so wirklich, weil sie noch gar nicht darüber gesprochen hatten. Bryan hatte auch keine Ahnung, wann dafür der richtige Zeitpunkt wäre. Cole war der Erste, mit dem Bryan dann eine Beziehung hätte. Der erste, den er richtig küsste, dem er so nahe war und... wer weiß.. vielleicht auch der erste, mit dem er schlafen würde. Doch das hatte noch Zeit.

    "Klingt gut!" Gab er lächelnd von sich. Zusammen auf der Lichtung sitzen, wäre sicherlich ganz schön. Dort waren sie sich immerhin auch das erste Mal so nahe, dass sie sich beinahe geküsst hätten. Irgendwie war es schon ein besonderer Ort.
    Da er nicht länger an der Schule herum stehen wollte, ging Bryan mit Cole los. Bryan war recht unsicher, was die ganze Sache zwischen ihnen und die Unternehmungen betraf. Er hatte keine Ahnung, was man so machte, wenn man sich mit der Person traf, für die man Gefühle hatte. Genauso wie er allgemein eigentlich nicht wirklich was über das Verhalten in einer Beziehung wusste. Natürlich kannte man Dinge aus Filmen und Serien, doch war das etwas anderes. Auch kannte er die Beziehung seiner Eltern, doch auch das war etwas vollkommen anderes. Man musste eben erstmal selbst seine Erfahrungen machen und diese machte Bryan gerade erst mit Cole, weshalb es kein Wunder war, dass er oftmals noch eher unsicher war.
    Die beiden holten sich bei einem Imbiss etwas zu essen, wobei Bryan sich für Burger und Pommes entschied. Er zahlte dann auch einfach für beide, was er nicht tat, weil Cole weniger Geld hatte, sondern einfach so. Sie konnten sich bei sowas schließlich auch einfach abwechseln. "Hast du heute denn sonst noch irgendwas vor oder zu tun?" Fragte Bryan, während sie, mit dem duftenden Essen in der Tüte, weiter gingen. Er wollte einfach einschätzen können, wie viel Zeit sie ungefähr hatten. Immerhin war es noch nicht allzu spät und sollte Cole nichts vor haben, hätten sie auf jeden Fall einiges an Zeit.

    Bryan lachte etwas, als Cole sich verbeugte. Es tat wirklich gut, dass dieser so locker drauf war und scheinbar auch gute Laune hatte. So machten sich die beiden gemeinsam auf den Weg zur Schule. "Gefällt mir. Können wir gerne öfter machen." Kam von ihm, da er es schön fände, wenn sie öfter zusammen gehen würden. So hätten sie vor der Schule einfach ein wenig Zeit zusammen, ohne andere dabei.
    Gemeinsam gingen sie den kurzen Weg zur Schule, bei welcher sie auch direkt auf Tristan trafen. Bryan beobachtete, wie sich die beiden begrüßten, ehe auch er mit Tristan einschlug. Es freute ihn wirklich, dass er so aufgenommen wurde und nicht wie ein Aussätziger behandelt wurde. Irgendwie fand Bryan es nun doch ziemlich schade, dass er das Projekt nicht mit Cole zusammen machen würde, doch ließ sich das nicht ändern. Sie wurden nun mal ausgelost und so hatten sie keine Wahl, wobei Tristan und Cole nur zusammenarbeiten durften, weil beide gefehlt hatten.
    Die Stunden waren, wie immer, recht öde und die Pausen gesprächig. Bryan stand immer bei irgendwelchen Gruppen, zu welchen Cole sich dazugesellte, sobald er eine rauchen war. Bryan freute es, dass dieser den Kontakt auch von sich aus suchte. Es war auch nicht auffällig, immerhin unterhielten sie sich einfach in einer Gruppe und standen nicht alleine in irgendeiner Ecke, weshalb niemand auf die Idee kommen würde, dass da irgendwas laufen könnte. Bryan erzählte nichts und verhielt sich ganz normal. Dass die beiden sich gut verstanden, war sowieso schon bekannt, weshalb sie sich darüber auch keinen Kopf machen brauchten.

    Wie alle, war auch Bryan froh, als die Schule endlich vorbei war. Auch wenn er an dieser Schule wirklich gut aufgenommen wurde, mochte er Schule allgemein einfach nicht wirklich. Dieses unnötige Wissen in die Schüler rein kloppen, welches sie später größtenteils gar nicht mehr brauchten, war total bescheuert. Doch da mussten sie nun mal durch, ob sie wollten, oder nicht.
    Während er das Schulgebäude verließ, unterhielt er sich noch etwas mit ein paar Mitschülern, welche sich, kurz vor dem Tor, verabschiedeten und zu ihren Fahrrädern gingen. Bryan hingegen erblickte Cole, zu welchem er ging. Er hatte schon die ganze Zeit darüber nachgedacht, ob er ihn fragen sollte, ob sie sich später noch treffen wollten. Da Cole gut gelaunt zu sein schien und ihn auch nicht mied, fand er, dass es ein guter Zeitpunkt war, ihn danach zu fragen, ohne Angst haben zu müssen, dass der Andere damit ein Problem haben könnte.
    "Wollen wir uns später vielleicht noch treffen?" Fragte er geradeheraus, als er bei ihm ankam. Er würde Cole schon gerne wiedersehen, vor allem auch einfach, weil sie in der Schule und allgemein in der Öffentlichkeit einen auf normale Kumpels machten. Ihm nicht näher kommen zu können, machte ihn irgendwie schon ein bisschen wahnsinnig.

    Bryan rätselte darüber, wie Cole sich nun verhalten würde. Ob dieser ihn meiden würde, sie einfach wie normale Kumpels miteinander umgehen würden. Würde sich sein Traum bewahrheiten und Cole würde ihn fertig machen? Ihm ging einiges durch den Kopf und er hatte keine Antworten darauf. Er hoffte einfach, dass sie ganz normal miteinander umgehen würden, wie vorher halt auch.
    Trotz der schlechten Träume und der blöden Gedanken, war er irgendwie gut drauf. Allein die Tatsache, dass Cole am Vortag anscheinend angefangen hatte zu akzeptieren, dass er auf Männer stand und sie sich dann so nahe gekommen waren, stimmte ihn glücklich. Ja, er hatte ganz klar einen Fortschritt gemacht und vielleicht konnte das mit ihnen ja funktionieren? Vielleicht würde alles gut gehen?
    Er hatte die Hoffnung, dass auch einfach mal etwas gut laufen würde. Dass er jemanden lieben konnte und dieser ihn auch liebte. Vollkommen egal, ob sie glücklich bis an ihr Lebensende zusammen sein würden, oder es bei einer Jugendbliebe bleiben würde, es waren Erfahrungen, die man sammelte und die das Leben bereicherten.
    Völlig in seine Gedanken versunken, verließ er das Haus und machte sich auf den Weg, ohne das rollende Geräusch des Skateboards wahrzunehmen. Erst, als Cole neben ihm auftauchte, bemerkte er diesen, weshalb er abrupt stehen blieb und zu dem Älteren schaute, dessen Grinsen ihm direkt wieder ein Kribbeln im Bauch bescherte: "Hey", erwiderte er lächelnd. "Bist du heute meine Eskorte?" Fragte er dann schmunzelnd nach. Immerhin war Cole die vergangene Woche auch nicht vorgekommen, um ihn zur Schule abzuholen. Er konnte nicht verbergen, dass es ihn freute. Es zeigte ihm, dass Cole nicht vor hatte, ihn zu meiden, sondern sogar von sich aus zu ihm kam, den Kontakt suchte und mit ihm gemeinsam zur Schule gehen würde. Allein das fühlte sich einfach unheimlich gut an und die blöden Gedanken waren wie weggeblasen.
    Ihm war bewusst, dass Cole ihn vor Anderen dennoch nur wie einen Kumpel behandeln würde und das war auch okay für ihn. Sie beide mussten erstmal schauen, wo sie eigentlich standen. Vielleicht funktionierte es ja doch nicht mit ihnen und dann stand Cole als geouteter da, der dann doch keinen Freund hatte. Gut, im Endeffekt wäre es für ihn sicherlich so oder so besser, sich früher oder später zu outen, doch ohne Bryan würde er das wohl länger hinauszögern, als mit ihm.

    Als Clair sich für ein Telefonat verabschiedete, schaute Bryan ihr kurz nach, dann jedoch wieder zu Cole. Er hielt Franny wirklich fest auf dem Arm und passte auf, dass sie nicht irgendwie runter fallen konnte. Niemals würde er der Kleinen etwas tun oder sie fallen lassen. Natürlich war es mit ihr anders, als mit anderen Kindern im selben Alter, da sie nicht sprach. Sie konnte ihm nicht sagen, was sie wollte und was nicht und genauso wusste er nicht, ob sie überhaupt verstand, was er sagte. Dennoch ging er einfach ganz normal mit ihr um, wie er es auch mit seinen jüngeren Cousins und Cousinen tat.

    Als Cole näher kam und seine Hand an Bryans Wange legte, lächelte dieser. "Hast du gehört? Wir sind süß." Meinte er zu Franny. Als diese wenig später dieses quietschende Geräusch von sich gab, musste er etwas lachen, da es zu lustig klang und von ihrer Seite aus schien es ein Ausdruck der Freude zu sein. Sie war schon eine wirklich niedliche, kleine Maus, das musste Bryan zugeben.
    Sein Blick wandte sich wieder Cole zu, welcher ihm Franny vom Arm nahm. "Hmh.." Nickte er. Man merkte, dass er durchaus gerne noch geblieben wäre, doch würden sie sich ja am nächsten Tag in der Schule sehen und konnten sich auch außerhalb von dieser treffen, wenn sie wollten. "Ich freue mich schon darauf, dich wiederzusehen, kleine Dame." Meinte er grinsend zu Franny, welcher er etwas über den Kopf wuschelte, bevor er Cole zur Tür folgte.
    Ja, was waren sie jetzt eigentlich? Ein Paar? Oder war es noch nicht so weit? Bryan hatte keine Ahnung. Sie würden sehen, wohin sie das führen würde. Vielleicht blieb es auch einfach bei diesen wenigen Momenten in Coles Zimmer? Vielleicht würde dieser morgen schon wieder alles leugnen? Bryan hatte keine Ahnung, doch wollte er sich darüber jetzt auch keine Gedanken mehr machen. Er würde es sehen und konnte nur hoffen, dass der Ältere es nicht wieder leugnen und ihm aus dem Weg gehen würde.
    "Ich war gerne hier." Gab er lächelnd zurück und meinte es auch so, was man ihm auch ansah. Ebenso sah man ihm an, dass er am liebsten noch bleiben würde, doch hatte er seinen Eltern versprochen, zuhause zu sein, wenn sie kommen würden. Daher musste er so langsam wirklich mal los. Am liebsten würde er Cole zumindest umarmen, doch ließ er es. Er hatte ihm versichert, nichts zu verraten und dazu gehörte auch, nichts mit Gesten durchscheinen zu lassen. "Wir sehen uns morgen in der Schule." Sagte er noch, schlüpfte in seine Schuhe und verließ das Haus kurz darauf.

    Nachdenklich lief er den kurzen Weg nach Hause. Er fragte sich wirklich, ob das alles jetzt richtig war, ob es nicht mehr Probleme machen würde, als nötig waren. Doch wollte er sich alles verbieten, bis er alles OP's hinter sich hatte? Dann würde er seine gesamte Jugend verpassen und das wollte er nicht. Er konnte nur hoffen, dass Cole es vielleicht gut aufnehmen würde, wenn er es mal erfahren sollte. Oder zumindest damit klar käme, wenn er die Info verdaut hatte.
    Zuhause angekommen schloss er auf, zog sich Schuhe und Jacke aus und versorgte, wie immer, erstmal die Katzen. Es dauerte dann auch nicht mehr allzu lange, bis seine Eltern nach Hause kamen. Sie unterhielten sich viel, schauten zusammen einen Film und waren einfach froh, sich mal wieder zu sehen. Natürlich fragten sie auch, wie es so in der Schule lief, ober schon Freunde gefunden hatte und all sowas. Zwar wussten sie grob etwas, doch zum telefonieren blieb nicht so wirklich Zeit, weshalb sie nur zwischendurch mal kurz schrieben und dabei konnte man nun mal schlecht super viel erzählen. Am Abend bestellten sie sich noch eine große Familienpizza, welche sie gemeinsam aßen.

    Die Nacht hatte Bryan etwas unruhig geschlafen. Erst hatte er geträumt, dass Cole ihm in der Schule aus dem Weg ging und dann anfing, irgendwelchen Mist über ihn zu erzählen. Dann träumte er davon, dass sie irgendwann übers Küssen hinausgehen wollten und Cole vollkommen ausrastete, als er von Bryans Geheimnis erfuhr. All solche Träume geisterten in der Nacht in seinem Kopf umher, weshalb er keinen besonders erholsamen Schlaf hatte und am Morgen auch ziemlich gerädert war.
    Er machte sich im Bad fertig und frühstückte unten mit seinen Eltern, welche selber bald wieder gehen würden, um zu arbeiten und dann wieder zum Haus zu fahren, wobei sie mit diesem bald fertig sein würden. Nach dem Frühstück, packte Bryan sich seine Brotdose ein,w elche dieses Mal seine Mutter bestückt hatte. Er verabschiedete sich von den beiden und machte sich auf den Weg zur Schule.

    Bryan wäre auch viel lieber noch so nahe bei Cole geblieben und würde auch wirklich gerne noch bleiben, doch wollte er auch Zeit mit seinen Eltern verbringen, wenn diese schon nach Hause kamen. Es war schade, denn jetzt, wo sie sich so unbedarft nahe kamen, ohne dass Cole es direkt bereute, wäre er wirklich gerne noch bei ihm geblieben und hätte diesen Moment ausgenutzt. Doch vielleicht war es auch ganz gut, wenn sie wieder ein bisschen Abstand bekamen, damit Cole das alles erstmal ein wenig verarbeiten konnte? Ob dieser es dann vielleicht doch wieder bereute, konnte Bryan nicht wissen, doch würde er das am nächsten Tag in der Schule sehen. Sollte der Andere dort total auf Abstand gehen und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, wäre es offensichtlich. Immerhin hatten sie sonst ja schon miteinander gesprochen und waren halt einfach normal miteinander umgegangen, weshalb es schon recht auffällig wäre, wenn Cole ihm plötzlich komplett aus dem Weg gehen würde.
    Kurz warf Bryan dem Älteren einen Blick zu, welcher deutlich sagte, dass er nichts verraten würde, ehe sie das Zimmer verließen und die Treppe hinunter gingen.

    Bryan beobachtete, wie Caleb zwei volle Kästen in die Küche trug, während Cole sich beeilte, hinunter zu gehen, dabei jedoch seiner Mutter einen Kuss auf die Wange gab und dem kleinen Mädchen über den Kopf strich. Etwas musterte Bryan die Mutter, welche deutlich dünner war, als noch auf dem Foto. Sie schien in den vergangenen Jahren wirklich gelitten zu haben, wirkte müde und gestresst. Kein Wunder bei fünf Kindern, von denen zwei kleine freche Raufbolde waren und das jüngste eine Beeinträchtigung hatte. Ja, sie tat ihm leid, doch war er einfach niemand, der andere mit Mitleid überhäufte, denn das brachte ihnen auch nichts.
    Er beobachtete, wie sie der Kleinen die Schuhe auszog, während er etwas fehl am Platze dort stand. Erst, als sie Franny die Schuhe ausgezogen hatte, bemerkte sie Bryan so langsam, weshalb dieser etwas schief lächelte. "Schon gut, das macht doch nichts", wank er ab und schüttelte ihr kurz die Hand zur Begrüßung. "Ich bin Bryan, ein Klassenkamerad von Cole. Neu auf der Schule, um genau zu sein." Stellte auch er sich vor, wobei er lieber gleich sagte, dass er neu war, damit sie sich nicht wunderte, weil sie ihn zuvor noch nie gesehen hatte und Cole vermutlich auch noch nie etwas von ihm erzählt hatte.
    Nachdem er ihr die Hand geschüttelt hatte, hockte er sich kurz hin und lächelte Franny freundlich an: "Und du bist dann wohl die kleine Franny, hm?" Gab er dabei von sich und strich ihr kurz mit der Hand über den Kopf, um sie ebenfalls zu begrüßen.

    Er richtete sich wieder auf und unterhielt sich mit Coles Mutter darüber, dass er erst vor kurzem hergezogen war und er und Cole das Projekt zusammen gemacht hatten, wobei sie sich ein wenig angefreundet hatten. Sie quatschten einfach über belanglose Dinge, nichts Besonderes. Wenn Cole zwischendurch rein kam, schaute Bryan auch immer mal kurz zu ihm, doch konzentrierte er sich vorwiegend auf das Gespräch.
    Als Franny irgendwann näher zu ihm kam und an seinem Hosenbein zog, schaute er zu ihr runter: "Na, willst du auf meinen Arm?" Fragte er sie lächelnd, wissend, dass er keine Antwort bekommen würde. Er hockte sie wieder hin und griff mit einem Arm um sie, während er eine Hand unter ihren Arm legte, um sie zu stützen. So stand er wieder auf und nahm sie auf die Hüfte, während er ein wenig mit ihr schäkerte. Er ging wirklich lieb mit ihr um und behandelte sie nicht irgendwie komisch, nur, weil sie eine Beeinträchtigung hatte.
    Sein Blick richtete sich zu Cole, als dieser nun zu ihnen kam, da er scheinbar mit den Einkäufen fertig war. Bryan hielt eine von Frannys Händen und deutete mit dem Zeigefinger dieser Hand zu Cole: "Guck mal, da ist dein großer Bruder", gab er dabei von sich.

    Ehe Bryan richtig realisieren konnte, was geschah, saß er schon auf Coles Schoß. Sein Herz wummerte noch schneller gegen seine Brust. Nicht nur, weil sie sich küssten und das einen erneuten Schub in seiner Gefühlswelt auslöste, sondern auch, weil sie sich so nahe kamen und er dadurch ein wenig Angst hatte, der Andere könnte irgendwas merken. Zwar sollte das eigentlich nicht passieren, immerhin gab es solche Sachen wie die Packer nicht grundlos, doch war diese kleine Angst dennoch einfach da. Er wollte es sich davon jedoch auch nicht kaputt machen lassen, weshalb er den Kuss aufrecht erhielt und seine Arme um den Nacken des Älteren schob, welchem er nun so nahe war, wie noch kein einziges Mal zuvor. Der heutige Tag löste auf jeden Fall auch bei ihm ein enormes Gefühlschaos aus. Erst die Ungewissheit, an was Cole sich erinnerte, dann diese Angst, die Küsse, welche seine Hoffnungen und seine Gefühle erneut aufflammen ließen... und was würde später kommen? Sicherlich wieder Angst davor, Cole könnte es doch wieder bereuen und es sich anders überlegen... aber bestimmt auch Freude, oder? Freude darüber, dass er ihm so nahe kommen konnte... Er hatte wirklich keine Ahnung, doch er war sich sicher, dass sein Leben ab sofort erstmal eine Achterbahn der Gefühle sein würde.
    Als Cole den Kuss löste, blickte Bryan ihn ebenfalls an, schaute in Coles grüne Augen, welche nicht weniger schön waren, so sah zumindest Bryan es. Vielleicht nicht ganz so einzigartig, doch hatte er auch ein wahnsinnig schönes Grün, in welchen Bryan sich verlieren konnte. Ihre Zweisamkeit nahm jedoch wieder ein jähes Ende, da eine Frauenstimme ertönte und kurz darauf auch schon Caleb nach Cole verlangte, der ihm helfen sollte.
    Ein wenig musste Bryan deshalb schmunzeln, denn irgendwie schienen sie keine wirkliche Ruhe zu bekommen, solange sie bei Cole waren. "Ich komme mit runter. Dann muss ich eh langsam gehen. Meine Eltern kommen bald nach Hause, also möchten wir die Zeit ein bisschen nutzen." Cole wusste bereits, dass Bryans Eltern momentan selten da waren, weshalb es nur verständlich war, dass sie die Zeit ein wenig nutzen wollten.
    Er drückte Cole nochmal einen Kuss auf, bevor er von dessen Schoß rutschte und aufstand. Kurz blickte er sich nach seinem Rucksack um, welchen er achtlos hatte fallen lassen, und nahm sich diesen, um ihn anschließend über eine Schulter zu heben.

    dass Caleb vor dem Vater regelrecht flüchtete, sagte schon einiges aus. Bryan konnte sich gut vorstellen, dass der Mann kein angenehmer Zeitgenosse war und so konnte man es auch keinem verübeln, wenn man sich vor ihm aus dem Staub machte. Bryan war dahingehend wirklich froh darüber, dass er so eine tolle Familie hatte. Er hatte seine Eltern nie böse erlebt. Natürlich zankten die beiden sich mal ein wenig, was in einer Beziehung ganz normal war, doch hatte er nie erlebt, dass sie sich anschrien oder irgendwas dergleichen. Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten waren halt normal, in jeder Art von Beziehung, doch wenn sowas völlig ausartete, war das alles andere als normal.
    Als von Cole keine Reaktion kam, nachdem Bryan ihm von seiner Familie erzählt hatte, musterte dieser den Anderen. Er schien völlig in seine eigenen Gedanken versunken zu sein. Worüber Cole wohl nachdachte? Dachte er doch noch darüber nach, dass Bryan irgendwas ausplaudern könnte? Oder fing er doch so langsam an, die Nähe und die Küsse zu bereuen?

    Letzteres konnte er ausschließen, als Cole ihn plötzlich noch näher an sich heran zog und sich wenig später erneut ihre Lippen trafen. Wieder küssten sie sich und es dauerte nur Sekunden, bis Bryan sich in diesem Kuss verlor. Er legte seine freie Hand wieder seitlich an den Hals seines Gegenübers, den Daumen an dessen Kiefer. Er genoss den Kuss, schmiegte sich dabei an den Älteren, dessen Nähe er spürbar genoss. Ja, es fühlte sich verdammt gut an und er wollte das nicht wieder missen. Er wollte sich nicht dazu zwingen, auf sowas zu verzichten... auf Liebe zu verzichten, nur, weil seine Transition noch nicht vollendet war. Und wenn er es nur bis zu dem Punkt genießen konnte, wo es wirklich ernster wurde und er es ihm zwangsläufig sagen musste. Wenn es wirklich nur bis zu diesem Zeitpunkt anhalten würde, wäre er schon froh, denn dann hätte er zumindest für eine Weile diese Nähe erfahren können. Und vielleicht auch Liebe, wenn es zwischen ihnen wirklich etwas ernstes wurde und sie eine Beziehung eingehen würden.
    Bryan rückte noch ein wenig näher, so nahe, wie es eben ging, sodass sich ihre Beine berührten, ebenso ihre Oberkörper, welche sich seitlich an der Brust berührten, da sie zueinander gewandt waren. Er hoffte, dass der Kuss für Cole ebenso schön war, immerhin war Bryan völlig unerfahren und hatte keine Ahnung, ob er nun gut oder schlecht küsste, auch wenn er versuchte, das zu imitieren, was Cole machte.

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