Beiträge von Darii

    Bryan schaute Cole eindringlich in die Augen. "Nein." Bestätigte er, da er definitiv nicht einfach so locker lassen würde. Er wollte es wissen. Immerhin sah es schon echt fies aus und er machte sich auch Sorgen, was kein Wunder war. Wäre auch komisch, wenn er sagen würde, dass er Gefühle für den Anderen hatte, sich dann aber keine Sorgen machte. So lief das nun mal nicht.

    Wirklich zufriedenstellend fand er die Antwort des Anderen nicht: "Hm... Wieso hat er dann nichts abbekommen?" Wollte er wissen, da er bei Tristan nichts hatte erkennen können. Weder irgendwas sichtbares, noch, dass dieser sich irgendeine schmerzende Stelle hielt, oder ähnliches.
    Bryan spürte Coles Hände, welche von seinen Hüften langsam hinauf strichen. Er ließ ihn einfach, genoss diese Berührungen und schaute ihm dabei weiterhin fest in die Augen. Als der Andere dann seinen Kragen packte und ihn daran näher an sich heran zog, waren die beiden sich mit einem Schlag wieder so nahe, dass sie den Atem des jeweils anderen spüren konnte. Ihre Lippen trennten nur wenige Zentimeter, ihre Nasen berührten sich minimal, während Bryan im fest in die Augen schaute. In diesem Moment konnte auch er nicht anders. Er überbrückte die wenigen Zentimeter, welche sie noch trennten, um den Anderen zärtlich zu küssen. Er genoss es einfach zu sehr, seine weichen Lippen zu spüren, ihm so nahe zu sein, dieses unglaubliche Kribbeln im Bauch und diese Leichtigkeit, welche entstand, sobald sie sich so nahe waren.
    Gerade in diesem Moment kam ihm in den Sinn, wie es wohl sein würde, wenn sie sich noch näher kämen... wenn sie Sex hätten... Er hatte zwar durchaus schon darüber nachgedacht, doch in diesem Moment schien das noch so viel näher, so viel greifbarer zu sein. Er wusste nicht, wie Cole drauf sein würde, was dieser von ihm erwarten könnte. Vor allem im Bezug darauf, dass Bryan noch immer ein weibliches Geschlechtsteil hatte. Was er ganz klar wusste war, dass Cole das ausblenden sollte. Wenn es nach Bryan ginge, würde er nur im Dunkeln mit ihm schlafen. Dann müsste er ihm vielleicht auch nicht zwangsläufig etwas sagen. Jedoch war ihm klar, dass das nicht funktionieren würde.
    Bryan wollte sich darüber gerade gar nicht den Kopf zerbrechen. Er wollte den Moment genießen. Er wollte alles genießen, solange es ging und sich diese Zeit nicht mit solchen Gedanken kaputt machen. Er küsste ich einfach weiter, schmiegte seinen Oberkörper leicht an den des Älteren und genoss die Nähe zu ihm.

    Bryan machte es total fuchsig, dass sie sich in der Schule sahen, sich teils auch recht nahe waren, wenn sie nebeneinander standen, sich aber nicht auffällig berühren oder gar küssen konnten. Wie gerne würde er den Anderen zeigen, dass Cole ihm gehörte? Gut, tat er eigentlich noch nicht... oder doch? Bryan hatte keine Ahnung und ihn verwirrte dieses Thema immer noch, da so unklar war, was nun genau zwischen ihnen war. Wieso konnten sie sich erst nahe sein, wenn sie alleine waren? - Weil sie beide, und vor allem Cole, noch nicht bereit waren, der Öffentlichkeit etwas zu sagen... Ja, er wusste die Antwort, doch wie gerne würde er das ändern? Einfach dazu stehen, dass er auf Männer stand und was mit Cole hatte? Das musste noch warten... doch irgendwann würden sie es sagen... bestimmt... vielleicht? Bis dahin müsste er eben ertragen, dass ihn Mädchen auf Cole ansprachen, weil die was von ihm wollten. Es gefiel ihm nicht, auch wenn er auf neutral machte. Am liebsten hätte er Melli auch direkt ins Gesicht gesagt, dass sie es vergessen konnte, doch ging das nicht... noch nicht.
    Gerade interessierte ihn zum Glück ohnehin viel mehr, was mit Coles Auge passiert war. Dieser schien auch zu einer Antwort anzusetzen, brach diese jedoch wieder ab.

    Bryan wurde zum Bett gezogen, auf welches sich die beiden setzten, so dicht nebeneinander, dass sich ihre Beine berührten. Er schaute seinen Mitschüler an und hörte, was dieser sagte. "Hmh. Hab ich doch gesagt. Die beiden sind total entspannt." Gab er zunächst zurück. "Aber du lenkst vom Thema ab, mein Freund." Setzte er dann noch nach. Kurz drehte er seinen Kopf und küsste Coles Handinnenfläche, bevor er diesen an den Schultern aufs Bett drückte und sich auf ihn setzte. Er hielt ihn weiterhin an den Schultern fest und beugte sich etwas über ihn. "Erzähls mir." Forderte er, denn von Tristan hatte er das Veilchen ganz sicher nicht, also musste irgendwas vorgefallen sein. War er überhaupt wirklich bei Tristan? Bryan konnte nicht genau sagen, wann Cole eine drauf bekommen hatte, doch musste es noch am Vorabend gewesen sein, so ausgeprägt wie das Veilchen war. Wäre das erst am Morgen passiert, wäre es noch nicht so dunkel, was man durchaus sah, auch wenn Cole anscheinend versucht hatte, es mit irgendwas zu überdecken.

    Bryan sah Cole deutlich an, dass dieser sich das Lachen verkneifen musste, weshalb er ihm leicht gegen die Schulter boxte. Die drei hatten ihn wirklich ein wenig sprachlos gemacht. Die Tatsache, dass seine Eltern da waren, hätte ihn schon völlig überrascht, doch dass auch Cole da war und seine Mutter und er zusammen kochten, rundeten das Ganze noch ab. Es ergab für ihn einfach ein komisches Bild und überraschte ihn.
    Da es beschlossene Sache war, dass Cole mit ihnen essen würde, saßen sie auch zu viert am Tisch. Alle füllten sich etwas auf den Teller, wobei Bryans Mom schon schmunzeln musste, als Cole sich eine sehr stattliche Portion auffüllte. Sie kommentierte es jedoch nicht, sondern ließ ihn einfach. "Freut mich, dass es dir schmeckt." Gab sie zurück, als Cole ihr mitteilte, dass er es sehr lecker fand. Sie kochte gerne und gab sich dabei auch immer Mühe. Natürlich war sie da auch einfach über die Jahre hinweg hineingewachsen. Auch, was den Geschmack betraf, achtete sie immer darauf, ein Mittelding zu finden, damit es jedem schmeckte.
    Während sie aßen, unterhielten sie sich ein wenig. Einfach ganz locker. Bryans Eltern erzählten, dass sie mit dem Haus fast fertig waren und deshalb auch bald wieder mehr zuhause sein würden. Bryan erzählte ihnen von der Schule und davon, dass er sich mit allen soweit ganz gut verstand, Cole bisher jedoch der einzige war, mit dem er sich wirklich angefreundet hatte. Seine Eltern fanden es wirklich schön, dass die beiden sich schon angefreundet hatten, was sie auch Kundtaten. Natürlich fragten sie auch Cole das eine oder andere. Nichts aufregendes. Immerhin wollten sie die Freunde ihres Sohnes auch kennenlernen und da gehörte es auch dazu, etwas über sie zu erfahren.
    Nachdem alle aufgegessen hatten, mussten natürlich auch alle beim abräumen helfen, wobei Bastian sich darum kümmerte, die Küche wieder auf Vordermann zu bringen. Die beiden hatten sich das irgendwann einfach so aufgeteilt, dass Rachel kochte und Bastian dafür aufräumte, was eigentlich ganz cool war. So machte schließlich jeder etwas.

    "Komm, wir gehen rauf." Meinte Bryan zu Cole, nachdem sie den Tisch fertig abgeräumt hatten: "Bis später", meinte er noch zu seinen Eltern, bevor er mit Cole die Treppe hinauf ging und sie in sein Zimmer verschwanden, wo Bryan die Tür hinter dem Anderen schloss, bevor er sich zu diesem drehte. Einen Moment schaute er ihn nur an, bevor er dicht vor ihn trat, sodass sich ihre Oberkörper berührten. Er stellte sich etwas auf die Zehenspitzen, um dem Anderen einen Kuss auf die Lippen zu drücken und ihn damit erstmal richtig zu begrüßen. "Das wollte ich schon den ganzen Tag machen..." Hauchte er gegen Coles Lippen. Schon seit er ihn am Morgen gesehen hatte, wollte er ihm einen Kuss geben und ihm nahe sein. Dass sie das nicht konnten, machte ihn wahnsinnig, doch sollte es einfach erstmal unter ihnen bleiben, bis sie beide, und vor allem Cole, bereit dazu waren, es ihren Mitschülern und Familien zu sagen.
    "Und jetzt verrätst du mir, was mit deinem Auge passiert ist." Forderte Bryan, welcher sich wieder normal hingestellt hatte und Cole anschaute. Er wollte ebenso schon den ganzen Tag wissen, was mit dem Auge des Anderen passiert war. Dass dieser eine reingehauen bekommen hatte, war schließlich deutlich erkennbar.

    Bryans Mom hatte schon vor Coles Erscheinen damit angefangen, eine Gulaschsoße zu machen. Zusammen mit Cole hatte sie noch die Nudel aufgesetzt, sowie einen gemischten Salat und ein Dessert gemacht. Sie empfand den Jungen als sehr angenehm und war froh, dass ihr Sohn so einen Freund gefunden hatte. Dass sie nicht einfach nur Kumpels waren, konnte sie nicht ahnen. Wobei die Sache zwischen den beiden ohnehin immer noch nicht ganz klar war.
    Bryans Eltern waren schon lange darauf gespannt, wie die neuen Freunde ihres Sohnes so waren und nun hatten sie einen von ihnen kennengelernt. Wobei Cole bisher auch der einzige wirkliche Freund war. Mit seinen anderen Mitschülern verstand er sich gut, doch so richtig angefreundet hatte er sich sonst mit noch keinem. Tristan und Alex waren schließlich auch Coles Kumpels, wodurch Bryan mehr Kontakt mit ihnen hatte. Das würde sich sicher irgendwann noch ändern, doch war er auch erst etwas mehr als eine Woche dort, weshalb es ganz klar war, dass er noch keine Schar an neuen Freunden hatte.

    Bryan war völlig verdattert und verwirrt. Das Skateboard hatte er gar nicht bemerkt, da er so in Eile war. "Äh... ja?!" Kam auf Coles Frage hin zurück. Bryan kam in den Raum hinein und gab Cole die Faust, wie er es von diesem und Tristan gelernt hatte. War eine unauffällige Begrüßung, auch wenn er ihn am liebsten geküsst hätte, doch würde er das vor seinen Eltern nicht tun, da diese nichts davon wissen sollten. "Ich war noch bei Melanie, wegen dem Projekt für diese Woche. Habe die Zeit völlig verpeilt." Erklärte Bryan, da er sich denken konnte, dass Cole schon etwas länger da war und in der Annahme kam, Bryan wäre schon da, was er eigentlich auch gewesen wäre.
    Als Cole meinte, dass er so langsam gehen würde, erhob Bryans Vater wieder die Stimme: "Quatsch. Du kannst ruhig mit uns essen. Ihr wart doch scheinbar ohnehin verabredet, oder?" Für seine Eltern war das kein Problem. Sie waren momentan zwar nicht oft da, doch waren sie auch überraschend gekommen und sie wollten Bryans Sozialleben nicht im Wege stehen. "Genau, bleib ruhig. Iss mit uns und dann könnt ihr beiden doch noch rauf, oder was auch immer ihr vor hattet." Kam auch von Bryans Mutter, welche ein Sieb in die Spüle stellte und die Nudel abgoss. Ihr Mann holte derweil Geschirr und Besteck raus, welches er Cole einfach in die Hände drückte. Bryan bekam dafür Gläser, welcher diese auch gleich, ohne zu murren, auf dem Tisch verteilte und anschließend auch noch die gefüllten Dessertschälchen. Sie hatte mit Cole einfach ein wenig Joghurt mit Honig gesüßt und ihn ein paar Früchte hinein schneiden lassen. Davon war auch noch eine ordentliche Portion übrig, weshalb man sich auch noch nachnehmen konnte, wenn man wollte.
    Als auch die Nudeln, der Salat und das Gulasch auf dem Tisch standen, ebenso wie Getränke, setzten sie sich. Bryan setzte sich neben Cole und seine Eltern nahmen gegenüber von den beiden Platz. Irgendwie war es für Bryan eine seltsame Situation. Vermutlich hatte Cole sich so ähnlich gefühlt, als er bei ihm war.

    Bryans Mom erwiderte den Händedruck sacht: "Ah, der Junge, mit dem er das Projekt in der ersten Woche gemacht hat, richtig? Er hat seinen Vater deshalb extra nach einer Kamera gefragt, um Sternenbilder zu fotografieren." Kam von ihr, da er ihnen natürlich von dem Projekt erzählt hatte. Musste er immerhin, um nach der Kamera zu fragen. "Ich bin Rachel, Bryans Mutter." Stellte sie sich vor. "Komm doch rein. Bryan ist zwar noch nicht da, aber du kannst gerne hier auf ihn warten." Gab sie von sich und ließ ihn hinein kommen.
    "Ich flitze mal zurück in die Küche und kümmere mich weiter um das Essen." Erläuterte sie, bevor sie dies auch tat, da sie das Essen nicht anbrennen lassen wollte. Als Cole zu ihr kam und seine Hilfe anbot, war sie etwas überrascht, willigte jedoch ein. So kochten die beiden zusammen. Sie erklärte ihm manche Dinge, war dabei wirklich sehr lieb und mütterlich. Sie war tatsächlich so entspannt und nett, wie Bryan beschrieben hatte.
    Leise lief im Hintergrund Musik, aus dem Wohnzimmer waren Geräusche zu vernehmen, welche darauf hindeuteten, dass sich dort jemand um das Auspacken von Kartons kümmerte. Gerade als Cole den Geruch des Essens lobte und anschließend nach Bryan fragte, betrat der Vater den Raum. "Guten Abend." Gab er lächelnd von sich. Bei ihm konnte man deutlich erkennen, dass Bryan die dunklen Haare, sowie die Gesichtsform von ihm hatte. Sein Vater war Anfang vierzig. Er war größer als Bryan und man sah, dass er wohl ein wenig trainierte. Er war schlank, hatte leichte Muskelansätze. Nicht zu viel, gerade so, dass es zu ihm passte. Auch ein recht attraktiver Mann. "Ich bin Bastian." Stellte er sich freundlich vor und reichte Cole die Hand. Er hatte bereits mitbekommen, dass Besuch da war, doch war er einfach keiner, der direkt aufsprang und gucken kam, wer da war.
    Gerade wollte er noch etwas sagen, da ging die Haustür auf. Man hörte Rascheln, als würde jemand etwas abstellen, sich die Schuhe und Jacke ausziehen und kurz darauf stand Bryan im Türrahmen, welcher die drei etwas verdutzt anglotzte. "Äh... was.. macht ihr denn alle hier?" Fragte er völlig konfus, da er mit keinem der drei gerechnet hatte. Also, er hatte schon damit gerechnet, dass Cole irgendwann vorbeikommen würde, aber nicht damit, dass dieser schon da war. "Wir wohnen hier und wollten dich überraschen." Gab Bastian schmunzeln von sich. Auch seine Mutter grinste.

    Bryan saß bei Melanie zuhause, in ihrem recht schlichten Zimmer. Man sah schon, dass ein Mädchen darin lebte, doch war es nicht mit Kitsch vollgeknallt, oder sonst irgendwas, was typisch Klischee wäre. Zum Glück, denn sonst wäre Bryan wohl durchgedreht. Melanie war nicht mit Melli zu verwechseln. Bei Melli stand die Abkürzung für Melissa.
    Die beiden begannen mit dem Projekt, indem sie es erstmal besprachen, ihre Ideen einbrachten, überlegten, wie man es am besten machen könnte und was man dafür so brauchte. Einerseits war Bryan froh, das Projekt nicht mit Cole zu machen, da sie sich darauf sicherlich nicht mehr so konzentrieren konnten, wie in der letzten Woche, doch andererseits hätte er ihn gerade super gerne bei sich, statt mit Melanie in diesem Zimmer zu sitzen. Dennoch gab er sich Mühe, sich auf das Projekt zu konzentrieren, scherzte auch ein bisschen mit ihr herum und so kamen sie auch schon recht weit. Bryan hoffte, dass sie nur noch den nächsten Tag brauchten, um damit fertig zu werden. Da er die letzten beiden Tage mit Cole verbracht hatte, hatten sie ohnehin schon zu spät angefangen. Daher powerten sie ordentlich durch, um so viel wie möglich zu schaffen. Am Freitag müssten sie es vorstellen, also musste es auch bis dahin fertig sein.
    Während sie arbeiteten, vergaßen sie auch völlig die Zeit. Als Bryan auf die Uhr schaute, war es bereits halb sieben Uhr. Eigentlich wollte er spätestens um siebzehn Uhr los, immerhin wollte Cole am Abend noch vorbeikommen und sie hatten keine genaue Zeit vereinbart. "Shit! Ich muss los, bin noch verabredet!" Kam gehetzt von ihm. Er sprang gleich auf, schmiss seine Sachen in seinen Rucksack und flitzte in den Flur, wo er in seine Schuhe schlüpfte, noch ein knappes "Tschau!" in die Wohnung rief und diese dann verließ, um das Treppenhaus hinunter zu sprinten und nach Hause zu flitzen.


    In der Zwischenzeit hatte nicht Bryan das Klingeln gehört, sondern seine Eltern. Diese waren Überraschenderweise zuhause. Davon wusste auch Bryan nichts, da sie ihm nicht bescheid gegeben hatten. Seine Mutter ging zur Tür und öffnete diese. Freundlich lächelnd schaute sie den jungen vor sich an. Sie war schlank, Ende dreißig, hatte blonde, Brust langen Haare und hellblaue Augen. An den Augen war sehr gut erkennbar, dass es sich um Bryans Mutter handeln musste. Sie trug eine hellblaue, leicht ausgewaschene Jeans und einen beigen Hoodie, welcher ihr etwas zu groß war. "Hallo, junger Mann." Begrüßte sie Cole zunächst freundlich. "Bist du ein Freund von Bryan? Seid ihr verabredet?" Fragte sie dann nach. Sie konnte sich schließlich denken, dass die beiden Mitschüler waren. Weshalb sollte sonst ein Junge in Bryans Alter bei ihnen klingeln?

    Bryan hatte die Schule betreten und wurde gleich von Mitschülern in Empfang genommen, welche sich mit ihm unterhielten, während sie gemeinsam ins Schulgebäude gingen. Es war immer noch ungewohnt für Bryan, so viel Kontakt mit seinen Mitschülern zu haben. Manchmal wurde ihm das auch etwas viel, doch er kam gut mit ihnen klar und mochte sie. Manche natürlich mehr, als andere, das war normal. Dennoch hatte er gegen niemanden irgendwas.
    Gemeinsam betraten sie die Klasse, wo noch nichts großartig los war. Sie waren recht früh dran, weshalb auch noch nicht alle da waren und sie einfach noch quatschen konnten. "Sag mal, du verstehst dich doch schon echt gut mit Cole, oder" Fragte Melli, weshalb Bryan zu ihr schaute: "Joa, schon. Wieso?" Gab er zurück. Wieso sollte er das auch leugnen? Sie verstanden sich gut und wirkten in der Schule halt wie Kumpels, also konnte er das auch ruhig sagen. "Also, weißt du... ich finde ihn schon seit einer ganzen Weile echt toll... aber ich weiß nicht wirklich, wie ich ihm das sagen soll... Hast du vielleicht einen Tipp, oder so?" Bryan hob etwas eine Augenbraue und glotzte sie einen Moment ein wenig blöd an. "Wie soll ich dir denn da helfen? So gut kenne ich ihn jetzt auch noch nicht. Da musst du eher Tristan fragen." Gab er zurück. Ja, am liebsten würde er ihr um die Ohren hauen, dass sie keine Chance hatte und Cole schon ihm gehörte... irgendwie... ein bisschen... Doch er ließ es natürlich und verwies lieber auf Tristan, welcher Cole schon viel länger und besser kannte. Sollte sie es ruhig versuchen. Sofern Cole kein Arschloch war, würde er das an sich abprallen lassen. "Aber... also... ja gut, hast Recht..." Murmelte sie etwas betrübt, ehe sie zu Tristan schlurfte, um ihn vermutlich dasselbe zu fragen. Bryan schaute ihr kurz nach, während er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte.

    Die Klasse war immer noch am quatschen, denn der Lehrer schien sich zu verspäten. Er war bereits beine eine Viertelstunde drüber. Soweit waren auch alle da, außer Cole. Dieser kam in diesem Moment jedoch durch die Tür und ging zu seinem Platz, auf welchen er sich setzte. Bryan hatte direkt diese dunkle Verfärbung an seinem Auge gesehen. Was war da passiert? Das war wohl kaum Tristan. So, wie die beiden sich begrüßten, war bei ihnen alles in Ordnung. Bryan hatte keine Zeit, sich darüber großartig weiter Gedanken zu machen, da der Lehrer kurz nach Cole kam, sich für die Verspätung entschuldigte und dann gleich mit dem Unterricht begann. Etwas musterte Bryan seinen älteren Mitschüler noch, hob kurz leicht die Hand, zur Begrüßung, ehe er wieder nach vorne schaute, um dem Unterricht zu folgen.
    Die Frage, was da passiert war, ließ ihn nicht los. War Cole überhaupt wirklich bei Tristan? Jemand mit Kraft musste ihm eine verpasst haben, also war es wohl kaum einer seiner Brüder. Der Vater war selten da und Cole hatte nichts davon erwähnt, dass er regelmäßig von ihm eine verpasst bekam, wobei sowas dann meist ohnehin an Stellen gemacht wurde, wo man es nicht so einfach sehen konnte.
    Er hielt sich in den Pausen zurück, auch wenn er wirklich gerne fragen würde, was passiert war. Allerdings glaubte er nicht, dass das in der Schule sehr sinnvoll wäre. Während einer Pause schrieb er ihm jedoch eine Nachricht: 'Kommst du heute Abend zu mir?' Fragte er einfach nur ganz schlicht. War schließlich nicht auffällig, wenn sich Kumpels verabredeten. Sollte also mal einer drauf schauen, würde wohl eher weniger auffallen, dass da irgendwas lief.
    Die Schule verging und Bryan machte sich, mit seiner Projektpartnerin, auf den Weg. Sie wollten bei ihr an dem Projekt arbeiten, weshalb sie direkt nach der Schule zu ihr gingen. Dort aß Bryan auch mit, bevor sie mit dem Projekt anfingen.

    Tyler zog scharf die Luft ein, als der Andere ihm gegen die Schulter boxte, da es weh tat. Er hielt sich diese anschließend auch, biss jedoch die Zähne zusammen und sagte nichts dazu. Als der Andere ihm das Päckchen in die Hand drückte, nahm er es und machte Kehrt, um zügig weg zu gehen.


    Bryan hatte seinen Bruder an dem Abend nicht noch belästigt, doch würde er an nächsten Tag definitiv mit ihm reden, sofern er Zeit dafür hatte. Immerhin hatte sein Bruder im Studium einen recht vollen Plan, weshalb er nicht rund um die Uhr quatschen konnte und es wäre schließlich auch ein längeres Thema. Er hatte sich nur noch einen Film angeschaut und war anschließend schlafen gegangen.
    Die Nacht hatte er dieses Mal zum Glück recht gut durchgeschlafen, war wie gewohnt am Morgen aufgestanden und hatte sich im Badezimmer fertig gemacht. Dort nahm er, während seiner Morgenroutine, auch immer seine Testosterontabletten, Abends war es dasselbe Spiel. So war es am leichtesten, da er es nicht vergessen konnte. Nachdem er im Bad fertig war, zog er sich frische Klamotten an und ging hinunter, wo er die Katzen versorgte, bevor er sich selbst etwas fertig machte. Es war einfach derselbe Ablauf wie immer, bevor er sich auf den Weg zur Schule machte.
    Wie Cole wohl an diesem Tag drauf sein würde? In der Schule behandelten sie sich einfach wie Kumpels, was auch okay war, auch wenn Bryan ihn wirklich gerne auch dort küssen und ihm nahe sein würde. Natürlich kein ausgiebiges Küssen, sondern nur mal zwischendurch einen kurzen Kuss. Allerdings war er auch noch nicht bereit dafür, sich vor der Klasse und der Schule zu outen. Zu tief waren die Wunden noch, welche er durch seine ehemaligen Mitschüler davongetragen hatte. Er hatte jedoch Schiss davor, Cole könnte an diesem Tag anders sein. Dass er sich das alles doch nochmal hatte durch den Kopf gehen lassen und es jetzt doch nicht mehr wollte. Die Angst saß tief und es würde auch dauern, bis Bryan diese überwunden hatte. Er würde jeden Tag aufs neue Angst haben, dass Cole sich doch umentschied.

    Tyler konnte gar nicht so schnell schauen, wie er von dem Anderen am Kragen gepackt und gegen eine Mauer gedrückt wurde. Er hörte seine Drohung, welche eigentlich schon gar nicht mehr nötig wäre, da er ihm das Geld so oder so nun gegeben hätte. "Ist gut, ist gut! Komm runter!" Gab er von sich und fummelte sein Portemonnaie aus der Hosentasche, wo er den passenden betrag und noch zwanzig Euro extra raus holte und Cole dies dann in die Hand drückte. Er hatte wirklich keinen Bock im Krankenhaus zu landen. Er wusste selber nicht, was in ihn gefahren war, weshalb er ihn geboxt hatte. Normalerweise war er ein recht ruhiger Typ, war nicht handgreiflich, doch war er gerade einfach extrem gereizt, was sicherlich vor allem am Entzug lag, welcher ihn wahnsinnig machte. Dass er mal in eine Klinik sollte, war offensichtlich, doch wollte er sich das nicht wirklich eingestehen. "Hier, du hast dein Geld.. gib mir den Stoff und ich haue ab." Gab er noch von sich, da er nur noch seinen Stoff wollte und dann verschwinden würde. Zwar war er dennoch der Meinung, dass der Andere sich mal überlegen sollte, ob er seine möglichen Neukunden so behandeln wollte, doch hielt er lieber die Klappe. Ob er nochmal bei ihm kaufen würde, wusste er nicht. Allerdings würde er sowieso bald wieder abreisen.

    "Ja, fünf Minuten jetzt! Was ist mit den letzten tage, wo du mich hast zappeln lassen? So bekommt man sicher keine neuen Kunden." Kam von Tyler zurück. Der Typ würde doch nicht verticken, wenn es das Geld nicht bräuchte. Da war es sicher nicht sinnvoll, wenn man mögliche Neukunden direkt verärgerte. Die weiteren Aussagen des Anderen, sorgten dafür, dass Tyler nur noch angepisster war. Mochte sein, dass er übertrieb, doch gerade war er einfach angefressen. Als der Andere ihn dann noch unterschwellig beleidigte, platzte ihm die Hutschnur. "Was gehts dich an, hä?" Kam nun lauter von ihm. Bisher hatte er noch recht neutral gesprochen. Etwas angefressen, ja, aber nicht laut oder wirklich böse.
    Als der Jüngere dann dennoch den normalen Preis verlangte, konnte Tyler nicht mehr an sich halten und boxte ihm unüberlegt mitten ins Gesicht, mit all seiner Kraft. Er mochte vielleicht nicht der stärkste sein, doch so ein Hieb aufs Auge tat alle Mal weh. Im selben Moment realisierte er aber auch schon, was er getan hatte. Das war doch eigentlich gar nicht seine Art! "Ich... äh... sorry..." Stammelte er etwas von sich selbst geschockt. Machten das die Drogen mit ihm? Weil er gerade auf Entzug war? Er hatte keine Ahnung, doch ihm war direkt klar, dass das verdammt scheiße von ihm war.

    Bryan konnte und wollte gerade nicht mehr als ein 'Okay' von sich geben. All die Emotionen, in der kurzen Zeit, hatten ihn total aufgewühlt, weshalb er das erstmal verarbeiten musste. Genau das war einer der Gründe, weshalb er gerne mit jemandem darüber reden würde. Damit er solche Dinge auch verarbeiten konnte und Ratschläge bekam.. damit ihm einfach jemand zuhörte. Dass Cole ihm nun diesen Kompromiss anbot, bedeutete ihm viel, denn es zeigte, dass er Cole nicht egal sein konnte. Wäre er ihm egal, würde dieser ihm definitiv nicht diesen Kompromiss vorschlagen.
    Als der Ältere ihn plötzlich an sich zog, war Bryan ziemlich überrumpelt. Immerhin befanden sie sich in der Öffentlichkeit, wenn auch in einer Seitengasse, weshalb Bryan niemals damit gerechnet hätte, dass Cole ihn dort an sich ziehen und küssen könnte. Er erwiderte den Kuss jedoch umgehend und legte seine Arme um den Körper des Älteren. So überraschend, wie der Kuss kam, so überraschend endete er auch. Wie Cinderella verschwand Cole, nur zwei Stunden früher, als im Märchen, nachdem er Bryan nochmal einen kurzen Kuss auf die Lippen gedrückt und ihm gewunken hatte. Etwas verpeilt stand Bryan noch einen kleinen Moment in der Gasse, bevor er diese ebenfalls verließ und sich langsam auf den Heimweg machte. Während seine Gedanken kreisten, konnte er es sich nicht verkneifen, zwischendurch dennoch zu grinsen, bei den Erinnerungen und die Zeit auf der Lichtung. Es war wirklich schön und er hätte absolut nicht für möglich gehalten, dass Cole sowas mit ihm machen würde und das auch noch einen Tag, nachdem er noch so ausgerastet war.
    Lange brauchte er nicht, bis er zuhause ankam, wo er den Müll entsorgte, die Katzen versorgte und hinauf ging. Sein Rucksack landete in der Ecke und er schmiss sich auf sein Sofa. Dass Cole in die falsche Richtung gelaufen war, hatte Bryan nicht bemerkt. Er wusste schließlich nicht, wo Tristan eigentlich wohnte, weshalb ihm das nicht wirklich komisch vorgekommen war. Alex hatte immerhin erst ihn nach Hause gebracht und meinte nur, dass das nur ein kleiner Umweg wäre. Viel sagte das also nicht aus, weshalb er sich darüber auch gar keine Gedanken machte.


    (Nicht gelisteter Nebencharakter nur für diese Szene!)

    Tyler stand bereits seit gut fünfzehn Minuten im Park herum. Er war extra etwas eher gekommen und da verspätete sich der Dealer! Sofern er denn überhaupt noch kommen würde. Es kotzte ihn an. Eigentlich war er kein sonderlich aggressiver Typ, doch die Tatsache, dass es ohnehin schon so lange gedauert hatte, bis der Typ sich mal zu einem Treffen meldete und dann auch noch die Frechheit besaß, zu spät zu kommen, oder vielleicht gar nicht mehr aufzutauchen, machte ihn sauer. Dafür würde der Kerl definitiv nicht das ganze Geld bekommen!
    Leicht gereizt und nervös stand er relativ mittig im Park, an einer Bank, welche unter einem Baum stand. Dort konnte man sie nicht so gut sehen und somit konnte auch nicht so schnell jemand sehen, was sie trieben. Er schaute auf sein Handy, um die Uhrzeit zu checken. Ja, es waren erst fünf Minuten, doch war er schon davon ausgegangen, der Typ würde etwas eher kommen oder zumindest pünktlich.
    Gerade steckte er sein Handy wieder weg, als ihn jemand von der Seite ansprach, weshalb er zu diesem schaute und ihn musterte. Der Typ war doch noch keine achtzehn, oder? Konnte Tyler eigentlich auch egal sein. Immerhin vertickte er nicht an ihn, sondern umgekehrt. "Richtig und ich warte hier schon seit einer Viertelstunde. Kann doch nicht so schwer sein, pünktlich zu kommen, oder?" Entgegnete er gereizt. Man merkte deutlich, dass er es nicht witzig fand und ihm ein lapidares 'Sorry' nicht reichte. "Dafür und dafür, dass es so Arsch lange gedauert hat, bekommst du nur die Hälfte." Entschied er dann auch schon, da er es nicht einsah, ihm so viel Kohle in die Flossen zu drücken, wenn der Kerl nicht mal pünktlich sein konnte.

    Bryan empfand es als wahnsinnig unfair, dass er nur Verständnis für Coles Situation haben sollte, während er selbst auf der Strecke blieb. Er hatte sich Cole offenbart, ihm erzählt, dass er gemobbt wurde, keine Freunde hatte und auch noch nie mit jemandem zusammen war. Dass er der Erste war, welchen er richtig küsste. Sollte es da nicht selbstverständlich sein, dass er auch gerne jemanden zum reden hätte? Jemanden, der ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Der ihn auffangen konnte, wenn es doch nicht funktionierte, der ihm sagte, dass es schon werden würde, sollten sie sich streiten. Es gab so vieles, wo nur eine vertraute Person helfen konnte. Von dem Aspekt abgesehen, dass Bryan seine Freude und sein Glück auch einfach mit irgendwem teilen wollte. Er hatte doch immer nur seinen Bruder, welcher ihn immer unterstützt hatte, mit dem er täglich Kontakt hatte, weil sie einander so nahe standen. Er hatte doch nicht verlangt, seinen Eltern, den online Freunden oder gar Mitschülern etwas erzählen zu dürfen, sondern lediglich seinem Bruder.

    Er lief den Weg weiter, die Gedanken kreisend. Sicher war es das Beste... Cole musste erstmal mit sich selbst klar kommen... mit sich selbst ins Reine kommen, bevor er wirklich eine Beziehung eingehen konnte... oder? Bryan hatte keine Ahnung. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Es war einfach zu viel.
    Hatte er richtig entschieden? War es wirklich das Beste, wenn sie es einfach lassen würden? Er wusste es nicht und der Gedanke, es wirklich zu lassen, zerriss ihm das Herz. Er wollte das mit Cole doch eigentlich gar nicht beenden, bevor es richtig angefangen hatte! Doch hatte das überhaupt eine Zukunft, wenn es schon an so einer Kleinigkeit scheiterte?

    Bryan hörte Coles Worte und im ersten Moment schrie sein Hirn 'Bleib stehen, verdammt!', doch er tat es nicht. Er lief weiter, wollte nur noch nach Hause gehen, sich in sein Bett schmeißen und die Welt dafür verfluchen, dass er war, wie er war. Dass er nicht einfach mal ein ruhiges Leben führen konnte. Ihm war bewusst, dass gerade Jugendliche viel Drama in ihrem Leben hatten, doch so viel? Und solche Dinge? Er hatte keine Ahnung... was er wusste war, dass er gerade wieder das Gefühl hatte, zu zerbrechen und irgendwann würde man die Scherben nicht mehr zusammenkleben können...
    Als er eine Hand an seinem Handgelenk spürte, zuckte er leicht zusammen. Er schaute Cole an, hörte seine Worte und im nächsten Moment fand er sich in einer Gasse wieder. Wieso war er ihm hinterher gelaufen? Wieso konnte er es nicht einfach dabei belassen? Hatte er etwa doch so viel für ihn übrig, dass auch er nicht wollte, dass es zu Ende ging, bevor es wirklich angefangen hatte? - Erneut schwirrten ihm so viele Fragen durch den Kopf, auf welche er selbst keine Antworten hatte.
    Er schaute in Coles Augen und hörte seine Worte. War er wirklich bereit, diesen Kompromiss einzugehen? Für Bryan? "Okay..." Nickte der Jüngere leicht. Für ihn war es keine Frage, er ging den Kompromiss kommentarlos ein. Er wollte Cole weiterhin bei sich haben und wenn er so zumindest mit seinem Bruder reden durfte, wäre das für ihn okay.
    Dennoch merkte man ihm an, dass ihn die Situation nicht kalt gelassen hatte. Er war einfach niemand, dem sowas egal war. Er war einfach ein Gefühlsmensch, was nicht immer gut war, denn so konnte man auch schneller verletzt werden.

    Bryan spannte sich automatisch an, als Cole so wütend wurde und bedrohlich auf ihn zukam. Er wollte nicht wieder das Opfer sein... nicht wieder derjenige sein, der sich ständig fertigmachen ließ und nichts dagegen tat... Doch was sollte er tun? Wie sollte er sich denn gegen Cole wehren können? Dieser Moment hielt ihm wieder deutlich vor Augen, dass Cole im Grunde eine tickende Zeitbombe war. Dass dieser jederzeit explodieren konnte und Bryan könnte derjenige sein, der alles abbekam und darunter leiden würde. Das wollte er nicht... er wollte nicht derjenige sein, der alles abbekam, der vielleicht verprügelt wurde. Ja, es brachte ihn ernsthaft dazu, darüber nachzudenken, ob das mit ihnen überhaupt funktionieren könnte, wenn Cole solche Ausraster öfter hatte. Gerade schien Cole sich noch im Zaum zu halten, doch würde er das immer können? Bryan hatte keine Ahnung, doch gerade war er wieder völlig hin- und hergerissen.

    Er biss die Zähne zusammen, ballte seine Hände zu Fäusten, wodurch er den Griff der Plastiktüte fest umklammerte. Er atmete kurz tief durch, schloss einen Moment die Augen. "Vielleicht..." Kam nun von seiner Seite aus. "Vielleicht... wäre es besser... wenn wir es einfach lassen würde..." Sein Satz wurde zum Ende hin immer leiser. Ja, er wollte für Cole da sein. Und er wollte ihm nahe sein, ihn küssen, sich an ihn schmiegen. Doch gerade... gerade hatte er nur im Kopf, dass er nicht wieder dieses Opfer werden wollte, welches sich ständig einschüchtern ließ und nach der Pfeife anderer tanzte. Er konnte vollkommen verstehen, dass Cole noch nicht wollte, dass in der Schule jemand davon wusste. Doch was er sich da zusammenspann... was dachte er denn bitte, was Bryans Bruder für ein Mensch war? Oder gar seine Eltern? Weshalb sollten sie denn bitte in die Schule kommen und Mitschüler nach ihm fragen, wenn sie Bryan doch auch einfach direkt fragen könnten? Zumal sie sowas sowieso niemals tun würden, genauso wenig würde sein Bruder ihnen einfach etwas erzählen und sie wären ganz sicher auch nicht so leichtsinnig, in der Öffentlichkeit über solche Dinge zu reden.
    "Du solltest zu Tristan gehen... ich geh nach Hause..." Kam noch leise von ihm, ehe er sich zum weitergehen umwandte. Nein, er würde das ganz sicher nicht mitmachen... er würde nicht wieder in der Ecke kriechen, sich alles schwerer machen, als es ohnehin schon war... Bryan wollte endlich leben und sich das nicht kaputt machen. Ein kleines Versteckspiel, bis Cole bereit dazu war, es seiner Familie und seinen Freunden zu sagen, wäre okay. Das würde Bryan problemlos mitmachen, da er es verstehen konnte. Doch musste Cole auch verstehen, dass auch Bryan jemanden zum reden brauchte. Eine Vertrauensperson, der er offen alles erzählen konnte, was ihm auf dem Herzen lag.

    Als Cole so abrupt stehen blieb, blieb auch Bryan stehen, welcher zu ihm schaute. Er sah den entsetzten Gesichtsausdruck des Anderen und ihm war sofort klar, dass er das lieber nicht hätte fragen sollen. Doch was sollte er machen? Er brauchte doch auch irgendwen zum reden... Cole konnte bei Fragen zu ihm kommen, doch mit wem sollte Bryan reden? Er konnte schlecht Cole um Rat fragen, wenn es um ihn selbst ging und vor allem gab es bei Bryan auch einfach noch ganz andere Dinge, die da mit bei spielten, über welche er mit irgendwem reden musste.
    "Weil ich ihm vertraue und ich auch jemanden zum reden brauche." Kam deshalb auch etwas leiser, aber ernst von ihm. "Außerdem ist er ein Außenstehender, der dich nicht kennt und niemandem irgendwas verraten könnte, was er sowieso nicht tun würde." Fügte er noch hinzu. Er kannte seinen Bruder und wusste ganz genau, dass dieser niemandem etwas erzählen würde, davon abgesehen, dass er sowieso in einer anderen Stadt war und weder Cole, noch dessen Familie, Freunde oder andere Klassenkameraden der beiden kannte. Es gab also eigentlich keinen Grund, sich Sorgen über sowas zu machen. Bryan wollte einfach nur nicht alleine mit alle dem herum laufen, ohne sich von irgendwem Rat holen zu können, ohne seine Gefühle mit jemandem teilen zu können. Sein Bruder war ihm, neben seinen Eltern, der wichtigste Mensch und er vertraute ihm voll und ganz.

    Man sah Bryan deutlich an, dass ihm das wichtig war. Er hatte doch auch ein Recht darauf, mit jemandem zu reden, oder nicht? Cole könnte schließlich auch mit seinem Bruder, seiner Mutter oder seinen Freunden darüber sprechen, wenn er das wollte. Bryan fände es, zumindest bei Tristan, auch nicht sonderlich lustig, doch könnte er es durchaus verstehen. Er schaute Cole nahezu flehend an. Es ging doch nur um seinen Bruder, nicht um die halbe Welt! Sein Bruder könnte Cole doch gar nichts!

    Dass der Abend schon vorbei war, fand Bryan wirklich schade. Er wäre wirklich gerne noch länger mit Cole geblieben, doch ließ es sich nun mal nicht ändern. Als der Andere meinte, dass Tristan ihn umbringen würde, wenn er nicht bald Geld für neue Kippen bekäme, rümpfte Bryan etwas die Nase: "Dann soll er mit dem rauchen aufhören. Ist sowieso eine total beschissene Angewohnheit." Gab er zurück, grinste dabei jedoch etwas. Er konnte sich an eine Zeit erinnern, wo sein Bruder sich auch im Rauchen versucht hatte, weshalb es in seinem Zimmer dauernd nach Zigarettenqualm roch, was echt ekelhaft war. Dieser hatte es dann aber auch gelassen, weil er es im Endeffekt eigentlich ekelig fand, aber dahingehend versucht hatte, ein Mitläufer zu sein. Seitdem konnte Bryan es nicht haben, wenn es zu stark nach Zigarettenqualm roch. Bei Cole ging es zumindest noch, doch hatte dieser bisher auch nie direkt in Bryans Gegenwart geraucht und er stank nicht so extrem danach, wie manch andere, wo man halb umkippte, wenn sie in der Nähe waren.

    Nachdem die beiden noch die XXL Cola geleert hatten, räumten sie so langsam zusammen. Bryan nahm die Tüte vom Essen, in welche sie den Müll getan hatten, um diesen mitzunehmen. Sich locker unterhaltend liefen die beiden nebeneinander her. Man sah Bryan deutlich an, dass ihm die Zeit gefallen hatte und er glücklich war. Ja, er war wirklich glücklich und das konnte und wollte er auch gar nicht verbergen. Wieso auch? Am liebsten würde er es auch mit jemandem teilen, doch durfte er das nicht. Wie gerne würde er seinem Bruder davon erzählen? Er erzählte ihm alles, umgekehrt genauso. Sicherlich hatte sein Bruder das eine oder andere, was er Bryan nicht erzählte. Immerhin war er ein Stückchen älter und es gab nun mal Dinge, die man seinen jüngeren Geschwistern nicht unbedingt erzählte. Doch grundsätzlich teilten sie eigentlich so ziemlich alles miteinander. Ob es Cole stören würde, wenn er mit ihm darüber reden würde?
    Nachdenklich lief er weiter neben Cole her, während er nach vorne schaute. "Cole? Darf ich zumindest mit meinem Bruder darüber... also.. über uns... reden?" Fragte er zögernd und vorsichtig, sich darauf gefasst machend, dass der Andere sauer werden könnte. Vergessen war dessen Ausraster nicht, weshalb Bryan schon irgendwie damit rechnete, dass er ausrasten könnte. Er wollte jedoch einfach mal fragen, denn vielleicht dürfte er zumindest mit seinem großen Bruder darüber reden? Das würde ihm zumindest ein bisschen die Last der Geheimniskrämerei von den Schultern nehmen.

    Bryan war froh, dass Cole ihn nicht dazu drängte, etwas zu erzählen. Er akzeptierte es und ging gleich auf den Themenwechsel ein, was den Jüngeren unheimlich erleichterte und dafür sorgte, dass er Cole noch etwas anziehender fand. Die Tatsache, dass dieser es verstehen und akzeptieren konnte, dass Bryan etwas nicht erzählen wollte, war unheimlich schön. Es gab genug Menschen, die ihn gelöchert hätten oder die ihm dumm gekommen wären.
    Er hörte Cole dabei zu, wie dieser ihm erzählte, wie er Tristan und Alex kennenlernte. Bei Tristan war es ziemlich unspektakulär und bei der Story zu Alex, musste Bryan immer wieder mal lachen, da es einfach zu komisch war. Es war wirklich interessant. Irgendwie hätte er Alex auch nicht so eingeschätzt, doch war dieser damals ja auch noch jünger. Dass er sich dann mit einem deutlich jüngeren angefreundet hatte, zeigte eigentlich auch, dass er kein übler Kerl sein konnte, wobei Bryan ohnehin nicht das Gefühl hatte, dass Alex ein schlechter kein sein könnte.

    Die beiden erzählten sich alles mögliche, wobei Bryan auch von den Unterhaltungen und 'Abenteuern' mit seinen online Freunden berichtete, da da auch einige lustige Dinge bei waren. Es war einfach eine so unbeschwerte Zeit, die die beiden miteinander verbrachten, welche sie auch beide genossen, sich zwischendurch immer wieder mal küssten, sich Nähe spendeten.
    Als der Ältere ihn auf den Sonnenuntergang aufmerksam machte, setzte Bryan sich mit ihm auf und rutschte dicht an Cole heran, während er den Sonnenuntergang beobachtete. Langsam tauchte die untergehende Sonne den Himmel in orange, gelbe, rötliche und teils rosane Farben, welche den Himmel weiterhin erleuchteten. Sein Blick wandte sich ebenfalls zu Cole, welchen er anlächelte, ehe er sich zu ihm rüber beugte und ihm einen sanften, etwas längeren Kuss auf die Lippen drückte. Nie hätte er gedacht, sich mit Cole den Sonnenuntergang anzuschauen. Wie konnte so schnell sowas schönes entstehen? Als hätte es die Zweifel nie gegeben. Wie lange würden sie das genießen können? Wie würde sich alles entwickeln? Es waren diese Fragen und noch mehr, welche Bryan im Kopf umher spukten.
    Langsam löste er den Kuss wieder und blickte dem Anderen in die Augen. Am liebsten würde er aussprechen, was sein Herz fühlte, doch war es dafür noch zu früh, oder? Würde er es aussprechen, würde Cole sicherlich schnell Reißaus nehmen. Dann wäre es vorbei... Nein, das wollte Bryan nicht. Er wollte erstmal abwarten, wollte sehen, wie sich das alles wirklich entwickelte.
    Erneut drückte er dem Anderen einen kurzen Kuss auf, ehe er wieder in Richtung Sonnenuntergang blickte, wo der letzte Zipfel der Sonne gerade verschwand. So schön Sonnenuntergänge auch waren, sie gingen wirklich schnell vorbei. Wahrscheinlich war genau das das Besondere an ihnen, neben der Schönheit? "Wann musst du los?" Fragte Bryan den Anderen leise, zu welchem er wieder schaute. Am liebsten würde er ihn nicht gehen lassen, oder zumindest mitkommen.

    Bryan konnte sich kaum vorstellen, dass Cole es so schwer haben würde, wie er. In dieser Stadt schien es anders zu sein, zumal das Mobbing nicht durch seine Homosexualität ausgelöst wurde, doch würde er das noch nicht erzählen. Er war damals froh, seine Familie zu haben und als er dann anfing, so viel im Internet unterwegs zu sein und darüber Leute kennenzulernen, war er auch froh, diese zu haben. Sie waren seine einzigen Freunde und er war froh, dass sie ihn so nahmen, wie er war, wobei er auch ihnen nichts von seiner Transsexualität erzählt hatte. Als er sie kennenlernte, nahm er bereits seit gut einem Jahr Testosteron und hatte entsprechend eine tiefere Stimme und ein maskulineres Aussehen.
    Als Cole nochmal nachhakte, nickte Bryan leicht. "Ist in so einem Dorf nichts ungewöhnliches..." Gab er dabei von sich, da dort einfach alles schnell die Runde machte und alles, was anders war, wurde erstmal verpönt. Sicherlich gab es auch Dörfer, wo das nicht so war, doch in dem waren die Leute wirklich schlimm. Leicht spannte Bryan sich an, als Cole nachfragte, warum er gemobbt wurde und ob es einen Grund dafür gab. "Nichts kann Mobbing begründen..." Meinte er zunächst, denn vollkommen egal, wie jemand war... ob beeinträchtigt, ob er oder sie anders aussah, wegen der Herkunft, Körperfülle, Sexualität oder sonst war... nicht begründete es, jemanden fertig zu machen und diese Menschen damit teilweise sogar in den Tod zu treiben. "Ich möchte nicht darüber reden... vielleicht irgendwann mal..." Murmelte er noch, während er seine Wange an Coles Hand schmiegte und ihm in die Augen schaute. Er konnte noch nicht darüber reden, denn dann müsste er ihm zwangsläufig sein Geheimnis verraten und das wollte er nicht.
    "Lass uns über was schöneres reden." Schlug er vor und dachte einen Moment nach. "Wie lange und woher kennst du denn Tristan und Alex?" Wollte er wissen, da ihn das schon sehr interessierte. Die drei schienen sich schon lange zu kennen und verstanden sich offensichtlich auch sehr gut. Gerade bei Alex interessierte es ihn, da dieser etwas älter war.

    Vollkommen in den Kuss vertieft, dachte Bryan gar nicht darüber nach, dass jemand vorbeikommen würde. Wobei... unterbewusst hatte er das schon irgendwie im Kopf. Immerhin würde es nicht nur Cole betreffen, sondern auch ihn. Zwar schien Homosexualität in dieser Stadt kein so großes Thema zu sein, doch war er dennoch lieber irgendwie vorsichtig.
    Er spürte Coles Hand, welche über seinen Körper strich, hinab zu seiner Hüfte. Jede Berührung, jede Regung nahm er auf und verinnerlichte sie. Wie lange das alles wohl anhalten würde? Er wollte nicht, dass es irgendwann endete, doch sollte es enden, müsste er es akzeptieren. Das stand, zumindest hoffentlich, noch in weiter Ferne... zumindest für ein paar Wochen vielleicht...
    Als Cole den Kuss langsam löste, öffnete Bryan seine Augen und schaute ihn an. Er lächelte, würde ihn am liebsten weiterhin küssen, vollkommen ungeachtet dessen, dass sie sich jetzt schon länger geküsst hatten, als die letzten Male. Allerdings mussten sie auch mal Luft holen und konnten schließlich nicht die ganze Zeit nur rummachen. Bryan ließ sich näher an den Älteren heran ziehen, wobei er sich dann einfach halb seitlich legte, sodass er einen Arm über Coles Bauch legen und seine Wange auf dessen Brust legen konnte, um ihn so anzuschauen. Er hörte sein Herz schlagen, welches nicht weniger kräftig schlug, als sein eigenes. Nachdem Cole am Vortag erst so aggressiv reagiert hatte, hätte Bryan niemals erwartet, dass sie sich nur kurze Zeit später küssen und am nächsten Tag auch wieder so eng zusammen sein würden. Irgendwie glaubte er, wirklich, er würde träumen, denn es wirkte so vollkommen unwirklich. "Hmh.." Gab er bestätigend zurück, während er Coles Gesicht musterte. Ob er bei den Mädchen, mit denen er bisher was hatte, auch so gedacht hatte? Irgendwie würde es Bryan schon interessieren, wie es mit diesen war. Ob es Cole gefallen hatte und ob er wirklich verliebt war.

    Weiter darüber nachdenken konnte er nicht, denn der Andere stellte ihm eine Frage, welche ihn ins Hier und Jetzt zurück holte. Nachdenklich schaute er ihn an. "Bei meiner Familie war es relativ unspektakulär..." Murmelte er, da seine Familie zwar etwas baff war, doch nach seinem ersten Outing als Transsexueller, war das kein wirklicher Schock mehr. Etwas seufzte er und drückte sich hoch, sodass er nun über Cole war und diesen anschaute. "Auf dem Dorf ist sowas ein bisschen anders..." Fing er an und überlegte, wie er es ihm erzählen konnte, ohne zu viel zu sagen. "Ich war da sowieso schon das Mobbingopfer. Geoutet habe ich mich in der Schule also nie wirklich, musste ich aber auch nicht, weil sie sowieso der Meinung waren, sie wüssten alles. Freunde hatte ich dort nicht." Erzählte er dann frei heraus. Weshalb er gemobbt wurde, ließ er dabei bewusst weg. "Ich habe ein paar online Freundschaften. Die haben es auch ziemlich entspannt aufgenommen, außer einer. Der war aber sowieso schon von Anfang an ziemlich komisch drauf." Erzählte er dann noch, da er online durchaus ein paar Freunde hatte, mit denen er auch zockte. In der Schule hatte das damals jedoch vollkommen anders ausgesehen.

    Bryan nickte zustimmend, denn er konnte sich auch sehr gut vorstellen, dass der Sonnenuntergang unheimlich schön aussehen wird. Die beiden aßen in Ruhe und unterhielten sich dabei entspannt. Bryan genoss diese Zeit und die Nähe mit Cole. Es fühlte sich einfach richtig an und er wünschte sich, dass es ewig so weitergehen würde. Ja, es war ein stetiges Risiko, doch darüber dachte er einfach nicht nach. Er genoss nur, wollte die Zeit mit Cole ausnutzen, ihm nahe sein und ihm auch zeigen, dass es vollkommen in Ordnung war, auf dasselbe Geschlecht zu stehen. Ob Cole die ganze Sache vielleicht anders sehen würde, wenn er von Bryans Geheimnis wüsste? Sollte dieser ihn dann einfach als Mädchen ansehen, würde es den Jüngeren unheimlich verletzen. Er wüsste nicht, wie er in dem Fall noch weiter mit dem Anderen umgehen sollte. Er war kein Mädchen, auch wenn er biologisch betrachtet als solches auf die Welt kam und würde Cole das dann anders sehen, würde Bryan wohl keine Zukunft mit ihm sehen.
    Über solch negative Dinge wollte er sich jetzt aber auch keine Gedanken machen. Er wollte im Hier und Jetzt leben und die Zeit genießen, die sie hatten.
    Nachdem sie aufgegessen hatten, legte auch Bryan sich hin und schaute in den Himmel. Er musterte die Wolken und schmunzelte, als Cole in einer einen Hund und in einer anderen eine Toilette erkannte. Auch er hielt Ausschau nach Wolken, die irgendwas darstellen könnten. "Die da sieht aus, wie ein riesiges Faultier", deutete er auf eine, welche tatsächlich ein wenig aussah, wie ein Faultier, welches an einem Ast hing.
    Sie lachten, quatschten und immer wieder blickte Bryan zu dem anderen, stieß ihn ab und zu mit der Schulter an. Spielerisch und sanft. Er glaubte kaum, dass der Andere sowas auch mit seinen Kumpels machen würde.

    Vor allem, als Cole seine Hand griff, bezweifelte er am meisten, dass dieser sowas mit seinen Kumpels machen würde. Bryan schob seine Finger zwischen die des Älteren, welchen er dabei anschaute. All diese kleinen Berührungen erzeugten so große Gefühle in ihm, dass er gar nicht wusste, wohin mit diesen.
    Als Cole sich dann noch über ihn beugte, musterte Bryan seine grünen Augen wieder. Er ließ sich durch die gestylten Haare streichen, musterte Coles Gesicht, seine Augen, seine Lippen... "Deine sind nicht weniger schön..." Gab er leise zurück, denn er fand Coles Augen ebenfalls unheimlich schön. Bryan hatte durchaus auch schon darüber nachgedacht, was genau ihn an Cole eigentlich so sehr anzog. War es diese leicht dominante Art? Irgendwie schon... das verwegene Aussehen? Ja, auch... Die sanfte Art, mit welcher er ihn behandelte? Definitiv auch... irgendwie war es alles an ihm. Natürlich machte ihm die aggressive Seite irgendwie Angst, das war auch kein Wunder und vollkommen normal. Doch irgendwie glaubte er nicht, dass Cole ihm gegenüber wirklich ernsthaft handgreiflich werden würde, denn dann hätte dieser ihm am Vortag doch ganz sicher längst eine reingehauen, sich nicht entschuldigt und ihm nicht den Kühlakku gegeben, oder?
    Als sich ihre Lippen zum ersten Mal an diesem Tag trafen, schloss Bryan seine Augen und erwiderte den Kuss zärtlich. Seine freie Hand legte er in Coles Nacken, mit der anderen hielt er die andere Hand des Älteren weiterhin fest. Wieder schmiegten sich ihre Lippen aneinander, strichen zart übereinander. Es war ein Moment, der die Zeit anzuhalten schien, der ihn alle Sorgen vergessen ließ und nur Glückshormone freisetzte. Er war sich bereits sicher, dass das Liebe war, denn genau so wurde sie doch beschrieben, oder? Dieses Kribbeln, die Glückseligkeit...
    Bryan nahm seine Hand aus Coles Nacken und legte sie stattdessen an seine Seite, während er leicht an dessen Unterlippe saugte, nur, um ihn anschließend gleich wieder zu küssen. Auch er wurde selbstsicherer, auch wenn er sich immer noch Gedanken darüber machte, ob er überhaupt halbwegs gut küsste.

    Bryan blickte zu Cole, als dieser meinte, er hätte nicht für ihn zahlen müssen. "Beim nächsten Mal zahlst du einfach", gab er Schultern zuckend zurück. Er sah das eben nicht so eng und fand, dass man sich einfach abwechseln konnte. Wäre doch auch scheiße, wenn jedes Mal derselbe zahlte. Nein, so war Bryan einfach nicht. Er würde sich nicht ständig einladen lassen.

    Die beiden machten sich wieder auf den Weg und dabei erläuterte Cole ihm, dass er am späten Abend nochmal zu Tristan musste, weil er ihm Geld schuldete. Ein wenig schade fand Bryan das schon, doch ließ es sich nicht ändern. "Okay. Dann bleiben wir einfach so lange, wie es geht." Gab er zurück. Zumindest wollte er die Zeit ausnutzen, die sie hatten.
    Da Cole das Geld noch holen musste, gingen die beiden erstmal zu Cole nach Hause, wo dieser den Jüngeren anwies, draußen zu warten. Daher blieb Bryan auch dort stehen und schaute Cole kurz nach, ehe er sein Handy raus holte und sich damit befasste. Er war sehr froh, dass seine alten Mitschüler nicht seine Handynummer hatten, da sie sich so auch nicht melden könnten, wenn sie es wollten. Natürlich nur, um ihm weiterhin dumm zu kommen, denn er bezweifelte stark, dass sie sich jemals für ihr Verhalten entschuldigen würden.
    Während Bryan wartete, schrieb er ein wenig mit seinem Bruder, welcher ihm von der Uni erzählte. Bryan vermisste ihn schon sehr. Sie hatten sich bereits seit einigen Wochen nicht gesehen, was für ihn ungewohnt war. Immerhin hatten sie sich früher täglich gesehen und sein großer Bruder war immer sein Halt gewesen. Nun war er nicht da, auch wenn sie täglich Kontakt hatten. Es war einfach nicht dasselbe.
    Bryan hob seinen Kopf, als Cole wieder bei ihm war, weshalb er leicht lächelte und sein Handy wieder weg steckte. "Dann mal los." Gab er von sich und die beiden machten sich gleich auf den Weg. Dabei unterhielten sie sich über dieses und jenes, nichts auffälliges, oder so. Allzu lange war der Weg auch nicht, weshalb sie schon bald an der Lichtung ankamen, welche Bryan musterte, da er sie nun zum ersten Mal am Tag sah. Auch dann war sie wirklich schön, wobei ihm der Sternenhimmel dennoch besser gefiel. Dieser hatte an diesem Ort einfach etwas magisches. Bryan nahm Cole das Essen ab, damit dieser die Decke ausbreiten konnte, auf welche sie sich setzten, nachdem Bryan seinen Rucksack abgenommen und an die Seite gestellt hatte. Das Essen war noch warm, als sie es auspackten und Bryan schnappte sich direkt ein paar von seinen Pommes, welche er sich in den Mund schob. "Die Lichtung ist echt schön." Gab er von sich, nachdem er geschluckt und sich nochmals umgesehen hatte.

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