• Âmes damnées - RPG von Lady Dye und Jehanne

    Kurzzusammenfassung: Der Magier und Dämonenjäger Killian wurde von klein auf dazu ausgebildert, eines Tages den mächtigen und gegenüber abtrünnigen, sowie clanlosen Magiern unbarmherzigen Clan seines Vaters weiterzuführen. Vom Götterdrachen mit unvorstellbarer Macht gesegnet, scheint er der perfekte Thronerbe zu sein. Doch im Leben läuft nun einmal Vieles nicht nach Plan - erst Recht nicht, wenn man wie Killian sein eigenes Köpfchen hat und noch dazu auf einen clanlosen Magier trifft, der mit Vorliebe genau da den Finger in die Wunde legt, wo es wehtut. Denn Beathan, seines Zeichens unfreiwillig mit magischen Gaben gesegnet, hält nicht viel von der starren Welt der Magierclans. Er bevorzugt die Welt der Menschen und freundet sich liebend gerne mit Dämonen an. Sein Motto ist: "Sapere aude!" - und in seinen Augen sind Hierarchien und Regeln dazu da, um sie zu durchbrechen. Er hat sich geschworen, sich niemals einem der mächtigen Clans anzuschließen. Als die beiden im scheinbar idyllischen Dörfchen Malzieu aufeinandertreffen, müssen sie entscheiden, wie sie von nun an ihr Leben gestalten.

    Mögliche Trigger: FSK18, Darstellung von Gewalt und Tod, Klassismus, Machtmissbrauch usw.

    Infos:
    - 2er RPG
    - Zeit: 2024
    - Ort: Frankreich, département Lozère
    - Schreibstil: 3. Person | Präteritum
    - Genre: Horror/ Drama/ Action

    Rollen:
    Killian Delacroix - Lady Dye
    Beathan Ó Ceallaigh - Jehanne
    ... sowie diverse NPC's dämonischen und menschlichen Ursprungs

    Permets-tu?

    2 Mal editiert, zuletzt von Jehanne (16. November 2024 um 17:31)

  • Neblige Dunkelheit, nur durchbrochen vom diesigen Licht der gelblich schimmernden Straßenlaternen, hatte sich bereits über das kleine Dörfchen Malzieu gelegt, als Beathan sich auf den Nachhauseweg machte. Die neue Rollenspiel-Kampagne, zu der ihn Aurélie mitsamt den Durand-Brüdern erfolgreich überredet hatte, würde wohl ein voller Erfolg werden. Der Halbire drehte sich noch einmal um und sah die beiden verschwommen am hell erleuchteten Fenster ihrer Wohnung stehen. Er lächelte sanft, hob zum Abschied die Hand und schlug die Richtung zu seinem Teeladen ein. Ab morgen würde die “Woche des Huhns” starten und Beathan wollte sicherstellen, dass er genug Infomaterial vorbereitet hatte. In Gedanken versunken lief er durch die menschenleeren Straßen Malzieus. Die Durands hatten natürlich angeboten, ihn zu begleiten, doch Beathan hatte dankend abgelehnt. Er wollte etwas für sich sein, seine Gedanken sortieren. Und er liebte es, wenn das Herbstlaub unter seinen Schritten raschelte und sich der Nebel feucht auf seine rosigen Wangen legte, während sein Atem in kleinen, weißen Wölkchen vor seinem kalten Gesicht tanzte. In der Ferne hörte er den klagenden Schrei eines Käuzchens und das wehmütige Heulen der Wölfe des Wildschutzgebietes.

    Beathan versank tiefer in seinem bunten, flauschigen Patchworkmantel, während seine Winterbarfußschuhe gedämpft über das alte Kopfsteinpflaster schlurften. Von Weitem konnte er die Umrisse des windschiefen Häuschens sehen, in dem sich sein Laden und seine Wohnung sowie die seiner Großmutter Maeve befanden. Er freute sich bereits auf eine Tasse warmen Tee und salziges Gebäck, als er den Schlüssel in das etwas angerostete Türschloss steckte - und stirnrunzelnd feststellte, dass die schwere Holztür nicht verschlossen war. Vorsichtig betrat Beathan seinen kleinen Laden und tastete im Dunkeln nach dem Lichtschalter. Er war sich ganz sicher, dass er heute Nachmittag abgeschlossen hatte. Und seine Großmutter war zu ihrer Freundin nach Saugues gefahren, wo sie übernachten wollte. Zudem war sie noch vorsichtiger, was die Sicherheit des “Maître des potions” anbelangte, als er selbst. Beathan atmete tief ein und stellte fest, dass neben dem zarten Duft von Kräutern und Gebäck auch ein sanfter Hauch von Schwefel in der Luft lag. Vage alarmiert schaltete er das weiche, gelbliche Licht an, das er für seinen Laden bevorzugte und kniff sein gutes Auge zusammen. Auf den ersten Blick erschien nichts anders als sonst. Seine Teeboxen standen sorgfältig beschriftet in den deckenhohen Holzregalen, Tassen und Tee-Eier waren genau an ihrem Platz und seine geliebten Heilpflanzen …

    Die Heilpflanzen! Krank und ganz verwelkt sahen sie aus und etwas stimmte mit den Schatten nicht, die plötzlich aus jedem noch so kleinen Winkel des Zimmers zu kriechen schienen. Dräuend schwarz und unheimlich wabernd türmten sie sich vor Beathan auf, im gleichen Moment, in dem er fühlte, wie seine mühsam gezähmte Magie unter seiner blassen Haut begann, warnend zu prickeln, ihm die feinen Nackenhärchen aufstellte. Der junge Mann konnte nicht benennen, was ihn heimsuchte, doch es musste etwas abgrundtief Dämonisches sein. Er konnte sich an das beklemmende Gefühl nur zu gut erinnern, das ihn befallen hatte, als er Mirzet versehentlich aus seinem langjährigen Gefängnis befreite.
    Dennoch beschloss er, vorerst gute Miene zum bösen Spiel zu machen und sich halbwegs ahnungslos zu geben: “Der Laden hat geschlossen. Bitte geht”, sagte er freundlich und aus den Schatten schälten sich unter höhnischem Geflüster allmählich Kreaturen mit todbringenden Klauen, rasiermesserscharfen Zähnen und so viel düsterer Macht heraus, dass Beathan das Atmen schwerfiel.
    Es waren drei an der Zahl. Drei Dämonen, die sich hier verschanzt und auf ihn gewartet hatten, realisierte er mit einem leichten Anflug von Angst. Sie umkreisten ihn lauernd, während er sich nach einer geeigneten Waffe umsah und die Magie protestierend an seinen Eingeweiden zerrte. Kalter Schweiß brach ihm aus, als die Kinder der Hölle ihre schrecklich großen Mäuler öffneten und in abscheulich schrillen, sägenden Stimmen zu sprechen begannen:

    “Ó Ceallaigh! Mirzet lässt dich grüßen. Nur seiner Halsstarrigkeit verdankst du dein heutiges Ableben. Doch vorerst … vorerst …”
    Beathan bekam einen der Stehhocker zu greifen und schleuderte ihn mit aller Kraft dem Vieh entgegen, das seiner Meinung nach am meisten Schaden anrichten konnte: Über zwei Meter groß, klauenbewehrt, ein mit Dornen gespickter Schweif und ledrige Fledermausflügel, die tosend seine Rechnungen durcheinander wirbelten. Es bleckte die Zähne und stieß ein triumphierendes Fauchen aus, als der Hocker wirkungslos von ihm abprallte, Beathan jedoch von einer unsichtbaren Macht gegen sein Regal mit den fein bemalten Porzellantassen geschleudert wurde. Ihm blieb kaum Zeit für einen erschrockenen Aufschrei. Sein Kopf knallte hart gegen die Holzkanten und der Aufprall ließ ihn Sterne sehen. Porzellantassen regneten auf ihn herab und zerschellten ohrenbetäubend auf den Fliesen, während Beathan benommen in die Knie ging. Er hatte sich heftig auf die Zunge gebissen, schmeckte Blut. Der Raum drehte sich um ihn, so schwindelig war ihm. Schmerzhaft aufstöhnend wollte er sich wieder aufrappeln, versuchen, mit seinen Gegnern zu verhandeln. Doch der kleinste der Dämonen, ein mit drahtigem, fleckigem Fell bewachsenes, katzenartiges Ding, schob sich hämisch grinsend in sein Blickfeld. Beathan hatte ihn von links nicht kommen sehen. So eindrucksvoll sein Glasauge auch aussah, so verdeckte es doch nur eine leere Augenhöhle. Mit boshaft flackernden, gelben Augen hieb ihm das Geschöpf eine lange Klaue in den Oberschenkel. Beathan brüllte schmerzerfüllt auf und ballte seine Hände zu Fäusten, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Tränen schossen ihm in die Augen, während das Biest ihm spöttisch auflachend eine spitze Kralle an die Kehle legte und trügerisch sanft eine schneidende Bewegung imitierte.

    “Erbärmlich!”, schnurrte es genüsslich, während der Fledermausmann und das hundeartige Geschöpf, das sich bislang erstaunlich zurückgehalten hatte, Beathan schnüffelnd und geifernd umkreisten.
    “Ist ein Magier, aber weiß seine Magie nicht zu nutzen. So schwach, so hilflos. Weißt du, mein Junge, hätte der gute, alte Mirzet sich uns nicht so stur verweigert, müsstest du nicht sterben … oder so schrecklich leiden! Oh ja, wir haben Großes mit dir vor.”
    Das Wesen ließ von seiner Kehle ab und presste stattdessen seinen Kopf mit aller Gewalt gegen das Regal, ließ eine Kralle gefährlich nahe über seinem verbliebenen, lindgrünen Auge schweben. Beathans Nackenwirbel knackten besorgniserregend und Panik kroch langsam, aber stetig in ihm hoch, beschleunigte seine Atmung, sorgte dafür, dass er unkontrolliert zu zittern begann. Seine langen, kupferroten Haare klebten ihm schweißnass im Gesicht und unter seinen tausend Sommersprossen war er totenblass. Dennoch versuchte er ruhig zu bleiben und seine Worte zu nutzen. Sprechen, er musste sprechen! Nervös leckte er sich über seine staubtrockenen Lippen und krächzte heiser: “Was hat das mit mir zu tun? Mirzet kann tun und lassen, was er will, es ist nicht euer …”
    “Still!”, fauchte der Fledermausmann herrisch und holte mit seinem dornengespickten Schweif aus. Kurz darauf hielt sich Beathan gellend schreiend die Wange.
    “Er hält sich an den Friedensvertrag und das wegen dir. Seine Pflicht wäre es, uns zurück zu unserer ursprünglichen Größe und Macht zu verhelfen, aber nein … nein, er umgibt sich lieber mit seinen menschlichen Spielzeugen, schlimmer noch, er liebt sie sogar!”
    Der Höllenhund bellte zustimmend, ein heiseres, grollendes Geräusch und der kleinste Dämon, der noch immer auf seinem von Blut verklebten Oberschenkel saß, zischte ungeduldig:
    “Ach, genug damit! Wusstest du, Menschenkind, dass Schmerz am schlimmsten ist, wenn man ihn nicht kommen sieht? Oh, deine arme grand-mère, was wird sie nur tun, wenn sie dich in ein paar Tagen hier findet, kalt und leblos … ”
    Die mörderisch spitze Kralle des katzenartigen Dämons liebkoste kurz mokant seine blasse Wange, bevor sie Stück für Stück quälend langsam auf sein intaktes Auge zukroch.

    Am Ende wusste Beathan nicht, was es ausgelöst hatte - die Schmerzen, das ständige Gerede von Mirzet, die unausgesprochene Drohung seiner Großmutter gegenüber oder einfach die nackte Todesangst - doch seine Magie brach sich Bahn. Glühend heiß floss sie durch seine Adern, bevor sie ein wahres Inferno anrichtete, während Beathan schrie, schrie und schrie. Gott nein, er wollte nicht sterben, nicht so! Fenster und Lampen zerbarsten, ließen glänzende Splitter auf ihn herabregnen, die ihm Arme und Gesicht zerschnitten. Lichter flackerten gleißend grell auf und verloschen urplötzlich. Für einen kurzen Moment ließen die Dämonen überrascht von ihm ab - so lange, bis sie erkannten, dass sein Ausbruch ihn viel mehr geschädigt hatte, als sie. Blut floss dick und zäh aus Beathans schmaler Nase und seinen Ohren und schwarze Punkte begannen vor seinen Augen zu tanzen, als sich die dämonischen Fratzen mit Triumphgeheul erneut auf ihn stürzten.
    Der clanlose Magier schluchzte von Grauen erfüllt leise auf und wisperte ergeben: “Je suis désolé, mamie …”, bevor ihn gnädige Dunkelheit umfing.

    Permets-tu?

  • Killian erklomm die Sprosse und sprang schon über die nächste drüber hinweg, kam geflissentlich auf dem Boden auf, rannte los und überwand das nächste Hindernis, bevor er an durch seinen Sprung an der Wand landete, an dessen Einbuchtungen er sich nach oben kletternd hangelte. Sein Körper war gerade auf Höchstleistungen und so machte er den Parcour immer weiter. Besser war es, denn er wusste, dass sein Vater in der Nähe war und ihn beobachtete, wie er das Training absolvierte. Killian wusste, wenn er sich einen Fehler in diesem Training erlaubte, würde es nachher Ärger geben. Schon seit Jahren lernte er bis zur stärksten Erschöpfung, lernte seine Magie passgenau zu nutzen, wie auch jetzt! Seine Hand griff zur nächsten Einbuchtung, während seine Augen aufleuchteten und er einen Schwung unter seinen Füßen spürte, den er nutzte, um über die Wand zu springen und auf der anderen Seite auf dem Boden zu landen. Seine Magie war bereits vorbei, als er den oberen Rand der Wand erreicht hatte.
    Killian hatte eine Heterochromie in seinen Augen, sein linkes Auge war goldenfarben, sein rechtes Auge war ein wunderschönes meerblau, die natürliche Augenfarbe seiner Mutter. Er kannte nur die goldenen Augen seiner Mutter, da sie eine Drachenmagierin war, in der sich der Drache des Lebens befunden hatte, aber vor dieser Übernahme hatte sie meerblaue Augen besessen. Killian selbst hatte ein goldenes Auge, da er seit ihrem Tod die Hälfte des Drachen des Lebens in sich trug. Seine Zwillingsschwester, Killia, besaß die andere Hälfte. Sie hatte ein rechtes goldenes Auge und ein linkes grünes Auge, die Augenfarbe ihres Vaters. Eine Einschränkung hatten sie dadurch nicht, aber es sah manchmal seltsam aus, weshalb nichtmagische Menschen sie manchmal seltsam ansahen.

    Gedankenversunken im Training landete Killian schließlich vor dem letzten Hindernis, einer Erscheinung eines Dämons. Während er landete, erschien schon eine lilafarbene Flamme in seiner rechten Hand, welches er mit einer lockeren Handbewegung auf den Dämon warf. Dieser schrie auf und ging in Flammen auf, bevor er nach und nach zu Staub zerfiel. Natürlich war es kein echter Dämon, sondern nur eine Erscheinung, die sich für das Training immer mal materialisierte, ohne dass man wusste, wo sie erscheinen würde und diese griff auch gerne an. Am Anfang seiner Ausbildung hat diese stierartige Gestalt, welche wie ein Mensch auf den Hinterbeinen stand, ihn des Öfteren auf den Boden befördert.
    "Brüderchen, das war einsame Klasse!", hörte er das Lob seiner Schwester. Killians Blick richtete sich auf sie. Killia war genauso wie er 24 Jahre alt, sie war ein paar Minuten jünger. Anders als Killian hatte sie blonde lange Haare, die Haare ihrer Mutter. Er selbst hatte schwarzes kurzes Haar, er ging davon aus, dass es die Haarfarbe seines Vaters war. Sie trug heute ihren schwarzen Rollkragenpullover und eine dunkle lange Jeans, dazu ihre schwarzen Stiefel. Er hingegen trug seine Trainingskleidung, ein schwarzes ärmelloses Hemd, eine schwarze Trainingshose und schwarze Turnschuhe.
    "Danke dir!", lächelte Killian und lief zu seiner Schwester, nahm sie kurz in den Arm. "Wolltest du heute Abend nicht weg?", fragte er nach und sah sich um, denn er hatte die Anwesenheit seines Vaters gespürt. Dieser kam gerade von der Seite an, ein Mann mit kurzen bereits ergrauten Haaren und grünen Augen. Er trug ein graues zugeknöpftes Hemd, eine Jeans und schwarze Schuhe. Man konnte seine Macht bereits spüren, denn sein Vater war ein hochrangiger Magier mit einigem magischen Talent. Er konnte bereits mit seinen 43 Jahren hochrangige Magie, die andere Magier oftmals erst im Alter von 60 erreichten, aber er hatte sie bereits seit Jahren.

    "Das war nicht schlecht, Killian", sagte er ruhig und trat zu ihnen beiden.
    "Danke, Vater!", antwortete Killian und neigte seinen Oberkörper leicht nach vorn als Andeutung einer Verbeugung. Er stand als Haupterbe des Clans zwar über seinem Vater, aber er hatte dennoch Respekt vor diesem und nutzte seine Stellung ihm gegenüber nie aus.
    "Vater, ich würde heute Abend gerne ins Dorf. Darf ich bitte?" Killia hatte ihn noch nicht einmal gefragt, da sah Killian keine gute Chancen für sie.
    "Wenn es nicht zu spät wird, ja! Wenn ich dich suchen muss, war es das letzte Mal." Sein Blick ging zum Himmel hoch, der sich langsam verdunkelte. "Bleib nicht zu lange weg!" Castiel, der Vater der Zwillinge, hatte seiner Tochter noch nie einen Wunsch abschlagen können, bei Killian war das etwas Anderes. Killian blickte die beiden an, folgte deren Gespräch nur stumm. Killia lief danach wieder in das große Anwesen und machte sich fertig, während Castiel bei Killian blieb.
    "Die Nachtwache des Dorfes ist ausgefallen, seine Verletzung war doch schlimmer als gedacht. Mutter hat damit alle Hände voll zu tun. Du übernimmst für heute Nacht die Nachtwache im Dorf. Hast du noch genügend magische Energie dafür?" Es war immerhin eine kurzfristige Ansage, weshalb Castiel ihm auch magische Energie reichen konnte, aber Killian nickte.
    "Das habe ich, Vater! Ich kümmere mich darum!" Killian sah seinem Vater in die Augen, eine Angewohnheit von ihm um zu wissen, was sein Gegenüber dachte oder vorhatte.
    "Gut! Ich bin heute Abend im Dorf bei einem Gespräch. Ich nehme dich mit." Castiel wandte sich bereits wieder ab, hatte kein Bedürfnis noch weitere Details abzusprechen und so blieb Killian erstmal zurück. Ein Seufzen entwich seinen Lippen und er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. "Klar übernehme ich die Nachtwache, auch wenn ich letzte Nacht schon eine hatte!", fluchte er flüsternd. Er konnte gegen den Befehl seines Vaters etwas machen, aber er wollte ihn nicht enttäuschen. Es hatte in der letzten Nacht Ärger mit einem Dämon gegeben und einer der Magier war verletzt worden, eine magisch verseuchte Wunde von einem Dämon, gegen welche Sena mit ihrer Heilmagie vorging, aber sie war auch nicht Gott.

    Es war bereits dunkel, als sich Castiels und Killians Wege im Dorf trennten. Castiel ging - begleitet von einem Magier - in die Kirche, während Killian sich keine weiteren Gedanken mehr machte und seinen Weg fortsetzte. In einer Innentasche seiner schwarzen Jacke befanden sich zwei magisch veränderte Kampfmesser, die einzigen Waffen, die er heute bei sich trug. Normalerweise trug er noch eine Pistole mit magisch veränderten Kugeln, aber diese hatte er heute Zuhause gelassen, denn in einem Dorf mit einer Pistole zu schießen, das war keine gute Idee, wenn man unbemerkt bleiben wollte. Während der Nachtwache trugen sie stets dunkle Kleidung, um mit der Dunkelheit in der Umgebung richtig verschmelzen zu können.
    Sein Weg führte ihn immer tiefer in das Dorf, als er mit einem Mal stoppte und zu einem Laden blickte, in dem soeben kurz das Licht aufflackerte und dann erlosch. Es war nicht das Licht, das ihn aufmerksam werden ließ, sondern die Präsenz, die er spürte. Dort war ein Magier, der Magie anwandte, was kein Problem wäre, aber Killian konnte heftige Gefühle spüren und dazu verschleierte Präsenzen.

    Killian ging zu dem Laden, legte die Hand an die Klinke und drückte sie herunter. Sogleich erkannte er die Situation, sah die Dämonen und den Mann, über den sich die Dämonen hermachten. Killians rechte Hand, welche mit einem schwarzen Handschuh überzogen war, griff nach einem Messer und warf es. Es war seine Magie, die das Messer perfekt lenkte, die es zwischen die Dämonen hindurch neben dem Kopf des Mannes in die Wand bohren ließ. Sogleich leuchteten Runen auf dem Griff des Messers auf und erzeugten einen lilafarbenen Kreis vor dem Körper des Mannes, in welchem sich verschiedene magische Zeichen befanden und die Dämonen davon abhielten, dem Mann näher zu kommen.
    "Habt ihr gerade eure Beute gefunden? Oder wollt ihr mir die Situation anders erklären?", fragte Killian nach. Angst kannte der Dämonenjäger kaum und vor diesen Dämonen hatte er keine Angst. Er kannte ihren Rang nicht, ihre Eingliederung und sie waren ihm auch nicht bekannt, aber das spielte gerade keine Rolle. Sie griffen einen Menschen an und dafür waren sie auf der Liste, es sei denn, sie konnten das hier jetzt erklären. Killians Augen leuchteten blau und golden auf, er zeigte seine eigene magische Präsenz und trat etwas näher in den Laden hinein. "Ihr solltet das Siegel nicht berühren, das tut weh!", warnte er die Dämonen vor. Sollten sie es tun, würden sich lilafarbene Blitze daraus lösen. Es würde die Dämonen nicht töten, aber es würde ihnen einen ordentlichen Schlag versetzen.

  • Die Atmosphäre knisterte und flirrte von der Magie. Die drei Dämonen ließen von Beathan ab und fauchten zornig, beobachteten den Magier mit hasserfüllt lodernden Augen.

    “Ah, sieh an!”, spotteten sie im Chor mit ihren scheußlich schrillen Stimmen. "Magier … Müssen sich in alles einmischen. Was kümmert es dich, wie es ihm ergeht? Er hat den Babylonier korrumpiert und unsere Rache ist allein unsere Sache!”

    Nach dieser kryptischen Aussage fackelten sie nicht lange. Sie stürzten sich mit gebleckten Zähnen, teuflischem Geheul und Gejohle auf den jungen Magier. Insbesondere der katzenartige Dämon, der seinen Spaß daran hatte, Beathan leiden zu sehen, war ganz vorne mit dabei. Ihm hatte der Schutzschild am Schlimmsten das Fell versengt.

    Und während der Kampf mit Getöse weiterging und seinen Teeladen verwüstete, erwachte Beathan aus seiner Ohnmacht. Ein gedämpftes, wie in Watte gepacktes Wirrwarr an Stimmen drang zu ihm durch. Die Worte selbst ergaben für ihn keinen Sinn, doch ihm wurde bewusst, dass eine der Stimmen deutlich tiefer klang, als die Übrigen. Er konnte rein gar nichts sehen … alles war einfach nur weiß und selbst dies erschien ihm in seinem Zustand amnesischer Glückseligkeit wunderschön. Was er war, wer er war, wo er … an all das konnte er sich vorerst nicht erinnern.

    Doch nach und nach kehrten seine Erinnerungen zurück. Langsam, wie zähflüssiger Sirup, aber sie kamen. Beathan … dachte er …Beathan war sein Name und er war sechsundzwanzig Jahre alt. Er hatte den Teeladen seiner Großmutter übernommen und seine Familie hatte einst mächtige Magier hervorgebracht. Oh Gott, die Magie!

    Er spürte eine klebrige Substanz in seinem Gesicht, seinen Haaren, zwischen seinen Fingern, schmeckte Kupfer. Blut! Und noch immer weit weg, hörte er das hässliche Geklirr von Porzellan und Glas. Er glaubte, Flüche wahrzunehmen, Kampflärm, konnte eine magische Präsenz spüren, die nicht er war. Und er roch Schwefel. Mit einem Mal kehrte der pochende, stechende Schmerz seiner zahlreichen Wunden zurück und Beathan spürte, wie erneut Panik in ihm hoch kroch. Mühsam drehte er seinen Kopf in Richtung des Lärms, fühlte, wie sein Herz zu rasen begann und sich redlich bemühte, Blut in seinen Kreislauf zu pumpen. Seine Sicht kam langsam zurück und mit seinem guten Auge sah er ein grelles, violettes Licht, während dunkle Schatten durch seinen kleinen Laden tanzten. Nach und nach verwandelten sich die Schatten in Dämonen. Dämonen, die einen einzelnen Mann angriffen, der sich ihrer behände erwehrte. Beathan keuchte entsetzt auf, denn mit seiner Sicht kehrten auch seine Erinnerungen zurück. Er war Opfer eines Dämonenangriffs geworden und diese Kreaturen gaben Mirzet die Schuld daran.

    Noch immer schwindelig stützte er sich an dem Regal, gegen das er geschleudert worden war, ab, und zwang seinen Körper in eine aufrechte Position. Sein Bein protestierte und eine Schmerzwelle durchzuckte ihn. Beathan unterdrückte einen Aufschrei und konzentrierte sich darauf, seine Angst und damit seine Magie in Schach zu halten. Wer auch immer der andere Magier war, momentan versuchte er noch, ihn zu schützen. Doch das könnte sich ändern, sobald er erfuhr, dass Beathan sowohl magisch, als auch clanlos war - wenn er Ersteres nicht ohnehin schon wusste.

    Benommen verfolgte der Halbire den Kampf und zuckte jäh zusammen, als der Fledermausmann hart gegen den violett flirrenden Schild prallte. Aus Reflex schützte Beathan sein Gesicht mit den Händen und just in diesem Moment brach die Magie erneut aus ihm hervor. Grün und golden schimmernde Lichtstrahlen schossen aus seinen Handflächen, umgaben den Magier, der gerade für ihn kämpfte. Seine Magie war schon immer ein launisches, intuitives Ding gewesen. Jetzt war es ihr anscheinend wichtig, dem anderen Mann vorsorglich heilende Energiereserven zu schicken. Reserven, die Beathan eigentlich nicht mehr besaß, aber das kümmerte seinen Körper gerade wenig.

    “Großartig!”, dachte der Heiler zynisch: “Dein ganzes Leben konntest du dich vor den anderen Magiern verstecken und jetzt offenbarst du dich so …”

    Laut entfuhr ihm ein krächzendes, unfassbar genervt klingendes “Scheiße!”, während er seine glühenden Hände drehte und ihm erneut das Blut aus der Nase lief.

    Permets-tu?