Kaffkka‘s (Gedanken-)Prozesse

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    Ich bin eine Leiche. Leiche ist Mist, der Mist ist Erde. Wenn aber die Erde eine Gottheit ist, so bin ich nicht eine Leiche, sondern ein Gott.


    In den Händen der Götter

    ΕΝ ΤΑΙΣ ΧΕΡΣΙ ΤΩΝ ΘΕΩΝ



    Von den Göttern bestraft zu werden, heißt nicht per se, dass ein Blitz nieder fährt oder eine riesige Welle im Meer dich verschluckt. Diese Strafen wären viel zu kurzweilig, viel zu lasch, geradezu langweilig.

    Sand rinnt durch Aesons glühende Hände, das sonnige Ufer ist von Zypressen gesäumt, Paradiesvögel singen ihr Lied in der untergegangenen Sonne. Das Schauspiel am Horizont ist atemberaubend, das Licht küsst das Meer und der Himmel färbt sich rosa, violett, feuerrot. Doch Aesons Blick geht nicht gen Sonnenuntergang. Er sieht direkt über sich, dort wo der Himmel wolkenlos ist, bereits dunkelblau, ein paar Sterne funkeln. Erleichterung. Die Schmerzen fließen von ihm ab wie der warme Sand, der über seine Hand rieselt.

    Aeson ist einer von vielen Söhnen des Lichtgottes Apollon. Einst war er der König von Phokis mit der heiligen Aufgabe, für seinen Vater Prophezeiungen zu sammeln und Orakel zu beschützen. Heute ist er der unsterbliche König von verstaubten Erinnerungen, einer verworrenen Zukunft und dem undurchdringlichen Knäul der Schicksalsfäden, die sich mittlerweile um ihn winden, wie Fesseln, die tief in sein Fleisch schneiden.

    Aeson lebt ein zurückgezogenes Leben, seit sein göttlicher Vater ihn verstoßen hat. Das Licht der Sonne bereitet ihm physischen Schmerz, seine Fähigkeit zu heilen, tötet ihn selbst und doch stirbt er nicht. Es ist ein Hohn, der seinen Humor verbittert hat, sein Lächeln trübt, seine Schritte schwerer macht.

    Und dann ist da diese Frau. Ein Orakel, das verrät ihre Aura und ihre lebhaften Träume, die sie in ihrem Tagebuch festhält. Aeson wird von ihr angezogen wie ein Hai, der Blut im Wasser riecht. Es ist seine Aufgabe, der er noch immer folgt. Orakel beschützen, Prophezeiungen aufzeichnen, archivieren, bewahren. Auch sie mag das Gefühl von Sand, der ihr durch die Finger rinnt. Auch sie meidet das Sonnenlicht. Sie hat ständig Kopfschmerzen, zu viele Gedanken. Sie hat keine Ahnung, wer sie ist. Sie hat keine Ahnung, das der Blick der Götter noch von ihr abgewendet ist, doch nicht mehr lang. Der Schicksalsfaden ist gesponnen und wenn sie ihm folgt, sich an ihm entlang zieht, dann führt er sie direkt zu Aeson.

    Werden sie die Fäden durchtrennen? Werden sie ein Leben nach ihren eigenen Regeln führen?

    Oder werden die Götter sie ewig fest in ihren Händen behalten und sie auf ihrem Spielbrett verschieben wie Schachfiguren?

  • Ich bin Rom.

    "Wenn dir die Macht in Fleisch und Blut übergegangen ist, wer bist du dann nun noch?"

    "Rom."


    Auf Schiffen setzten sie nach Britannien über. Er, als Tribunus Laticlavius, und 5.000 seiner Männer. Diese lächerlich geringe Anzahl, die man ihm zugestanden hatte. Es war ein Hohn, doch auch eine Chance. Wenn er es schaffte, mit 5.000 Männern Britannien entgültig zu bezwingen, würde man ihn zum Legionskommandeur ernennen müssen. Alles ist so nah. Alles, was er sich je erträumt hatte. Was er seiner Mutter versprochen hatte. Er würde Ehre über die Familie bringen. Ehre und Stolz. Und Macht.

    Der Mond ist näher, als er sein sollte. Weiß und riesig schwebt er über ihm, droht ihn zu erdrücken. Aurelianus stemmt sich auf seine Unterarme, aber der Speer in seinem Bauch zwingt ihn zurück. Sein Hinterkopf schlägt auf den moosbedeckten Waldboden. Er blinzelt, metallischer Geschmack breitet sich in seinem Mund aus. Er schluckt. Und er hat nie köstlicheres geschmeckt.

    Aurelianus steht an Deck des Schiffes, das ihn heimwärts bringt. Der Seewind weht durch sein Haar, doch er spürt nicht die Wärme der Sonne auf seiner Haut. Die Männer singen Siegeshymnen auf seinen Namen, doch er hört sie nur von Weitem. Der Speer hat keine Narbe hinterlassen. Doch er hat ihn zerissen, ihn verflucht und vergiftet. Und gleichzeitig hat er ihm unermessliche Macht geschenkt. Die Macht, das Reich zu unterwerfen mit einem einzigen Satz. Die Macht, sich zu nehmen, was er möchte. Noch kann er nicht die Ausmaße der Schuld begreifen, die ihn diese Macht kosten wird.

    Ihr Haar ist zu einem glänzenden Knoten geflochten, sanfte Strähnen fallen über ihre nackten Schultern, während sie ihre Hand durch das von der Sonne erwärmte Wasser des Springbrunnens gleiten lässt. Sie denkt an ihn. Sie kannte ihn schon als junges Mädchen. Er ist nur wenige Jahre älter als sie. Er hatte um sie gekämpft, noch bevor er das Alter für eine Ehe erreicht hätte. Die Narbe an seinem Unteram erinnert sie daran. Wenn er ihren Vater besucht und sie ihm Wein einschenkt, lächelt sie, weil die Narbe sie daran erinnert, wie sehr er in sie verliebt war. Seine Blicke treffen manchmal ihre, dann funkeln seine Augen. Nun ist er in Britannien. Er hatte sich heimlich am Hafen von ihr verabschiedet. Er würde die Insel für sie allein erobern und sie ihr anschließend zur Hochzeit schenken. Ihr Herz hatte geflattert vor Glück.


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    Diese Geschichte ist eine Liebesgeschichte. Sie erzählt von einem Mann, der eine Idee liebt, nämlich die Idee eines Roms unter seiner alleinigen Herrschaft. Und er liebt eine Frau, die er niemals unterwerfen könnte. Die er erobern möchte, nur um sie zu seiner Königin zu machen.

    Doch die Geschichte erzählt auch von einem Fluch. Ein Leben das gerettet wurde, betrügt den Tod und er fordert dafür eine ewige Schuld. Aurelianus ist in Britannien gestorben, doch seine Liebe hat überlebt. Genauso wie sein unstillbarer Hunger nach Anerkennung, der sich in Blutdurst manifestiert.
    Aurelianus wird ewig leben. Er wird sehen, wie sein Reich zerfällt und wie neue entstehen, die wiederum fallen werden.

    Und er wird die eine Liebe verlieren, die er über sich selbst gestellt hat. Die eine, vor der gekniet hatten, in deren Schoß er seinen Kopf bettete, vor der er sich verneigt, von der er weiß, dass er ihrer niemals würdig sein könnte und die ihn dennoch genauso innig zurück geliebt hat.


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    Dieses Play bietet dir mehrere Möglichkeiten: Wir könnten die schicksalhafte Geschichte unseres Paares zur Zeit des alten Roms beginnen lassen. Wie wird sie reagieren, den Mann, den sie heiraten möchte, so verändert aus Britannien zurückkehren zu sehen? Wie wird Aurelianus die Macht über das Reich erlangen? Wie viel Blut wird er vergießen und wen wird er opfern?

    Wir könnten Aurelianus auch in die Gegenwart bewegen, wo er auf eine Frau trifft, die seiner Verflossenen beängstigend ähnlich sieht. Hatte sie nicht versprochen, ihn in jedem Leben wieder zu finden? Erinnert sie sich an das Leben, das sie einst verloren hatte? Wird sie seinen Fluch brechen können? Oder wird er sie nun mit in seine Verdammnis reißen?

    Ich suche jemanden, der sie spielt. Ich lasse dir gern völlig freie Hand bei ihrer Charakterentwicklung. Geschichtskenntnisse setze ich nicht voraus - das hier ist ein alternate Universe und wir toben uns einfach aus.